Der dreijährige Alessio wurde von seinem Stiefvater totgeprügelt. Ein 15-Punkte-Plan soll nun die Arbeit der Sozialbehördenverbessern. Foto: dpa

Jugendamt: Knapp zwei Jahre nach Kindesmord legt Kommission 15-Punkte-Plan vor.

Breisach - Der Expertenausschuss, der im Auftrag des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald Verbesserungsmöglichkeiten beim Kinderschutz durch Sozialbehörden erarbeiten sollte, hat am Dienstag in Breisach (Breisgau-Hochschwarzwald) einen 15-Punkte-Plan vorgelegt.

Die Expertengruppe unter der Leitung des ehemaligen Freiburger Landgerichtspräsidenten Jochen Teigeler schlägt unter anderem vor, Kinderschutzverfahren beim Sozialamt künftig in anonymisierter Form auch mit externen Experten zu beraten und die zuständigen Behörden personell so auszustatten, dass Kinderschutzfälle im "Tandem" bearbeitet werden können. Außerdem raten die Experten, für die Bereiche Qualitätssicherung und Fortbildung im Kinderschutz eigene Zeitbudgets und Zuständigkeiten festzuschreiben.

Hintergrund ist der Fall des dreijährigen Alessio aus Lenzkirch im Hochschwarzwald, der vor knapp zwei Jahren von seinem Stiefvater totgeprügelt wurde. Die Familie des Kindes wurde vom Sozialamt des Landkreises betreut: Der Stiefvater stand bereits vor der Tat im Verdacht, gewalttätig zu sein, die Mutter des Jungen galt als psychisch zu labil, um sich ohne behördliche Hilfe um das Kind ausreichend zu kümmern. Trotzdem wurde der Junge damals nicht vom Amt in Obhut genommen.

Der zuständige Sachbearbeiter wurde später zu einer Geldbuße verurteilt, weil er sich vor Ort nicht genug um die Belange des Kindes gekümmert hatte. Der Stiefvater sitzt seit der Tat in Haft. Ein Gutachter hatte dem zuständigen Amt Versäumnisse bei der Arbeit mit Alessios Familie attestiert. Eine Einschätzung, die der Expertenausschuss ausdrücklich nicht teilt: Das Jugendamt, betonte die Kommission, leiste gute Arbeit.