In dem Rohbau in Schwäbisch Gmünd hatten Unbekannte an Weihnachten Feuer gelegt. Foto: dpa

Der Schock nach dem Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft sitzt tief in Schwäbisch Gmünd. Nun will die Stadt eine „Gmünder Erklärung“ abgeben.

Schwäbisch Gmünd - Nach dem Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft gibt die Stadt Schwäbisch Gmünd am Sonntagnachmittag eine öffentliche Erklärung ab. Diese werde als Zeichen gegen Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit um 17 Uhr vor dem Rathaus verlesen, teilte die Stadt mit. Der Gemeinderat stehe über alle Parteigrenzen hinweg hinter der „Gmünder Erklärung“. Der Brandanschlag auf den Neubau des Flüchtlingswohnheims sei ein Angriff auf die grundlegenden Werte und das demokratische Selbstverständnis der Stadt.

Brandstifter legten an Weihnachten in dem Rohbau Feuer, die Polizei sucht nach wie vor nach den Tätern. In der Stadt Schwäbisch Gmünd mit etwa 60.000 Einwohnern sind derzeit nach Angaben der Stadt rund 700 Asylbewerber untergebracht.

In Sachsen wurden am zweiten Weihnachtsfeiertag zwei Asylunterkünfte angegriffen: In Dresden und im Erzgebirge flogen Brandsätze und Böller in die Einrichtungen. Verletzt wurde niemand.

Hier die Erklärung der Stadt im Wortlaut:

- Die Wahrung der grundlegenden Werte, Rechte und Freiheiten unseres Grundgesetzes ist eine Selbstverständlichkeit, die von jedem einzelnen im Alltag konsequent angemahnt, eingefordert und politisch in Entscheidungen umgesetzt werden muss.

- Über diese Werte hinaus stehen die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte für ein offenes, tolerantes und soziales Schwäbisch Gmünd, das in Nächstenliebe und Barmherzigkeit seine Verantwortung für Menschen in Not und schwerem Schicksal wahrnimmt.

- Die Stadt Schwäbisch Gmünd setzt mit Blick auf das Grundgesetz auf Solidarität und eine offene Willkommenskultur jedem einzelnen Menschen gegenüber, ungeachtet seiner religiösen, sozialen, kulturellen oder sprachlichen Herkunft.

- Der Gmünder Gemeinderat ist der Überzeugung, dass sich jeder Mensch im Rahmen seiner Fähigkeiten, Talente und seiner Kräfte positiv in die Stadtgesellschaft einbringen und an ihr teilhaben kann. Dies zu fördern und zu fordern ist gemeinsames Ziel städtischer Politik.

- Eine offene Willkommenskultur kann nur von allen Bürgerinnen und Bürgern selbst gelebt werden. Der ehrenamtliche Einsatz und das Engagement dieser Menschen, die sich für andere einsetzen und für sie Verantwortung übernehmen, werden als wesentlicher Bestandteil einer modernen, demokratischen Bürgergesellschaft begrüßt und gefördert.