50 Zuhörer, darunter Orsvorsteher Wehinger (vorne links) lauschten gespannt den Ausführungen von Gerhard Altmann (rechts) zur Geschichte der Dögginger Kirchenorgel. Foto: Minzer Foto: Schwarzwälder-Bote

VHS-Veranstaltung50 Interessierte lernen Braun-Orgel in Dögginger Kirche kennen

Von Manfred Minzer

Bräunlingen-Döggingen. Mit rund 50 Besuchern war die Empore der Dögginger Kirche rappelvoll, als Ortsvorsteher Hans-Peter Wehinger die Zuhörer zur Vorstellung der historischen Braun-Orgel im Rahmen einer Volkshochschul-Veranstaltung willkommen hieß. Alle waren sie neugierig, was Gemeindeteamleiter Gerhard Altmann zu diesem außergewöhnlichen Musikinstrument an Informationen zu berichten wusste.

Die von Martin Braun aus einer Orgelbauerfamilie aus Spaichingen gebaute und 1880 in Betrieb genommene Orgel ist in der Reihe noch zahlreich existierender Braun-Orgeln insofern eine Rarität, als noch alle Bauteile im Original mit Signatur Brauns auf einer der Orgelpfeifen im Einsatz sind. Nachdem ein erstes Angebot des Orgelbauers nach dem Bau der Kirche um 1857 über 2281 Golden mangels Finanzen unberücksichtigt blieb, kam ein zweites 20 Jahre später über 5000 Reichsmark zur Ausführung. "Ich kenne nur noch eine Orgel, die zwei Weltkriege unbeschadet überstanden hat", zeigte sich denn auch Kantor und Organist Frank Rieger begeistert über das authentische Zeugnis handwerklicher Kunst jener Jahre. In seinen Ausführungen beleuchtete er die musikalischen Besonderheiten der mit 14 Registern eher kleinen Kirchenorgel, die aber gerade in den leisen Tönen zu überzeugen wisse. Modischen Strömungen der damaligen Zeit folgend sei die Orgel in ihrer Zusammensetzung romantisch geprägt und dementsprechend nur bedingt geeignet für barocke Kirchenmusik. Entsprechend war denn auch die Auswahl seiner "Hörprobe", mit der er zum Schluss der Veranstaltung in einem halbstündigen Orgelkonzert mit Werken von Felix-Mendelsohn-Bartholdy, Max Reger und Johannes Brahms die Zuhörer begeisterte. Nur mit viel Glück und einigen Verhandlungskünsten überstand die Dögginger Orgel die Zeit des Ersten Weltkrieges unbeschadet.

Wie viele andere Kirchenrequisiten sollten auch die Dögginger Orgelpfeifen beschlagnahmt und der Waffenproduktion zugeführt werden. Dem erzbischöflichen Orgelsachverständigen Schweitzer war es – aus welchen Gründen auch immer – gelungen, die entsprechenden Behörden von der historischen Bedeutung dieser Kirchorgel zu überzeugen sie letztendlich vor der Demontage zu Kriegszwecken zu retten.