Die Initiatoren der Geschichtswerkstatt arbeiten gegen das Vergessen (von links): Stephan Wehinger, Wolfgang Kropfreiter, Heinz Geyer und Christoph Nobs. Foto: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichtswerkstatt: Initiative hievt Wissen ins digitale Zeitalter / Bräunlinger können mitwirken

"Geschichtswerkstatt Bräunlingen" heißt die Initiative, die die Erinnerung an die nationalsozialistische Vergangenheit Bräunlingens ins digitale Zeitalter leitet.

Bräunlingen. Ausgangspunkt sind die 1991 bis 1993 entstandenen Zeitzeugenaussagen. Unterstützt von der Stadt Bräunlingen wurde die Dokumentation von November 1996 bis Herbst 1997 in vier Podiumsveranstaltungen vorgestellt und mit der Bevölkerung besprochen als Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung.

Damit "Erinnern statt Vergessen" weitergeht, machen die Initiatoren von damals, Heinz und Brigitte Geyer, Wolfgang Kropfreiter, Christoph Nobs und Stephan Wehinger diese und weitere Dokumente unter www.geschichtswerkstatt-braeunlingen.de zugänglich, heißt es in einer Pressemitteilung. Die neue Website, die jetzt online ist, befindet sich noch im Aufbau, liefert aber bereits einiges Material. Die Geschichtswerkstatt versteht sich als offene Plattform für örtliche Erinnerungsarbeit, auch für Vorgänge, die über die NS-Zeit hinaus gehen. Beispielsweise sollen die Flüchtlingsfrage und die Neonazibewegung Platz haben, falls sich Personen finden, die dazu etwas erarbeiten und beisteuern. Durch die Wahl 2017 und den Rechtsruck hat die kritische Erinnerungsarbeit nichts an Aktualität verloren, glauben die Initiatoren. Auch Beiträge zu anderen geschichtlich interessanten Themen sind willkommen. Bei dem offenen Projekt "Geschichtswerkstatt Bräunlingen" steht die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit an erster Stelle. Die bereits vorhandenen Informationen sollen überprüft und durch weitere Quellen mit professioneller Begleitung seriös ergänzt und vertieft werden. Die örtliche Bevölkerung und auch Auswärtige sind zur Mithilfe eingeladen.

Wichtig ist das Zugänglichmachen von Fotos, Gegenständen und Dokumenten der nationalsozialistischen Zeit, aber auch aus Zeiten davor und danach. Beim Aufräumen und Entrümpeln sollte sorgfältig darauf geachtet werden, ob etwas auftaucht, bevor es im Müll landet und für immer verloren geht. Auch zunächst unscheinbare Dinge können von großer Bedeutung sein, so die Aktivisten.

Für 2019, dem 75. Todesjahr von Julius Meister, dem damaligen Bräunlinger Dekan und Stadtpfarrer, will die Geschichtswerkstatt eine Ausstellung mit Begleitveranstaltungen vorbereiten. Meister war ein entschiedener Gegner der Nationalsozialisten und wurde auf Betreiben des Bräunlinger Gemeinderates bereits am 23. September 1935 aus Bräunlingen "entfernt". Richard Zahlten berichtet hierüber in seinem 1997 veröffentlichten Buch "Die Unbeherrschbaren – Priesterlicher Widerstand im Landkapitel Donaueschingen 1933-1945". Die Geschichtswerkstatt sieht es auch als längst überfällige Aufgabe, die "braune Lücke" im Kelnhofmuseum zu füllen.

Vorbildlich vorangegangen sei bereits die Bräunlinger Narrenzunft Eintracht, die in ihrer Jubiläumsschrift im Jahr 2015 dem Thema ein ganzes Kapitel "Fasnet und der Nationalsozialismus" gewidmet hat. Eine ähnliche Geschichtsaufarbeitung zum Beispiel der Firma MEZ-Kammgarne steht noch aus.

Weitere Informationen: www.geschichtswerkstatt-braeunlingen.de

Wer mit der Geschichtswerkstatt Kontakt aufnehmen will, kann dies über die Homepage oder persönlich mit Wolfgang Kropfreiter, Telefon 0771/ 66 80 oder diekropfreiters@gmx.de in Bräunlingen tun.