Kantor Frank Rieger zieht beim letzten Orgelkonzert vor Beginn der Innensanierung der Stadtkirche noch einmal alle Register seines Könnens. Foto: Bombardi Foto: Schwarzwälder-Bote

Letztes Orgelkonzert vor der Kircheninnensanierung / Musikalische Zeitreise durch die Jahrhunderte

Von Rainer Bombardi

Bräunlingen. Kirchenmusiker, Dekanatschorleiter und Kantor Frank Rieger entführte die Zuhörer in einem Orgelkonzert auf eine Zeitreise durch die kirchenmusikalischen Jahrhunderte.

Die Besucher erlebten das letzte Solokonzert an der Orgel, die während der Innensanierung der Bräunlinger Stadtkirche verpackt wird. Noch einmal zog Rieger alle Register seines Könnens und ließ die Orgel in ihrem ganzen Volumen erklingen.

Um der Bedeutung des Instrumentes durch die Jahrhunderte der Kirchenmusik gerecht zu werden, entschied er sich für einen chronologischen Ablauf der ausgewählten Konzertstücke. Den Spannungsbogen eröffnete er mit barocken Werken von Johann Pachelbel und Johann Sebastian Bach, zwei prägenden Kirchenmusiker der damaligen Zeit. Der harmonischen Konzerteröffnung folgte mit Bachs Concerto in d-moll BWV 596 ein Werk, in dem es Rieger in Anlehnung an das gleichnamige Concerto von Antonio Vivaldi verstand, die Orgelklänge zu einem melodischen Ganzen herauszuarbeiten. Der Übergang in die Zeit der Romantik gelang Rieger über ein Andante mit Variationen, das aus der Feder von Felix Mendelssohn-Bartholdy stammte. Ausdrucksstark übermittelte der Organist im Concerto Rondo von Alfred Hollins das Spektrum romantischer Kirchenmusik. Am liebsten im Dreivierteltakt über eine Tanzfläche geschwebt wären die Zuhörer bei "La Valse des Anges" von Julien Bret, einem Stück des jüngsten Komponisten des Abends. Das Stück charakterisierte sich durch seine unbeschwerte Leichtigkeit, die in Synergie zu einer heiteren Fröhlichkeit stand.

Entzückend sonderbar und experimentierfreudig im Klang wirkte der Marsch aus der "Suite de danses" des vor 30 Jahren verstorbenen Notre-Dame-Organisten und Improvisationskünstlers Pierre Cocherau auf die Zuhörer. Das letzte Stück war eine Komposition des zeitgenössischen Musikers Denis Bernard. In seinem Aufbau mit Allegro maestoso, Andante cantabile und Toccata orientierte es sich an charakteristischen Akkorden der Spätromantik und wirkte wie eine Rückkehr in die damaligen Zeit. Minutenlangen Beifall des Publikums belohnte Organist Frank Rieger mit einer Zugabe.

Am Freitag, 10. Juli ab 20 Uhr kommt die Orgel in der Stadtkirche ein vorläufig letztes Mal vor dem Start der Innenrenovierung konzertant zum Einsatz. Der Theaterchor aus Biel-Solothurn ist in Bräunlingen für eine Probewoche zu Gast und gibt zu diesem Anlass ein kleines Kirchenkonzert.

Im Herbst beginnt für eine Dauer von 18 bis 24 Monaten die Innenrenovierung der Bräunlinger Stadtkirche. Das Gotteshaus bleibt während dieser Zeit geschlossen. Die Orgel wird von einem Orgelbauer fachmännisch verpackt, um sie vor einer Verschmutzung mit Baustaub und Dreck zu schützen. Nach Abschluss der Innenarbeiten wird die Orgel zerlegt, ihre Einzelteile werden gereinigt und wieder zusammengebaut. Kirchenmusiker Frank Rieger spricht von einer Dauer der Wartungsarbeiten von rund einem Vierteljahr. Für die Kosten für die Orgelreinigung kalkuliert er mit 95 000 Euro.