Exkursion: Geschichts- und Kulturverein Herrenzimmern stattet Kloster Kirchberg und Hirsau Besuch ab

Liebe, Tod und Glaube: Grundsätzlicher kann es im Leben kaum zugehen – und beim Jahresausflug des Geschichts- und Kulturvereins Herrenzimmern natürlich ebenfalls nicht.

Bösingen-Herrenzimmern. Erwartungsvoll startet ein Bus voller Gottesfürchtiger zum Kloster Kirchberg und zum ehemaligen Klosterareal in Hirsau. Sie vertrauen auf die Kenntnisse von Reiseleiter Karl Kimmich, der seit etwa eineinhalb Jahrzehnten Orte und Plätze ansteuert, die mit den ehemaligen Herren von Zimmern in Verbindung standen und noch stehen. Dieses Geschlecht prägte im Mittelalter und der frühen Neuzeit die Lande im heutigen Südwestdeutschland und endete im Mannesstamm Ende des 16. Jahrhunderts.  Apropos Geschlecht. Empfindsameren Seelen wird empfohlen, diesen Absatz zu überspringen. Wird doch nicht verschwiegen, dass am Vorabend der Reformation in Klöstern nicht nur Glaube und Seelenheil als die alleinige Bestimmung ihrer Bewohner anzutreffen waren. Relativ offen formulierte Passagen in der Zimmerischen Chronik sprechen – gerade mit Blick auf das Dominikanerinnenkloster Kirchberg – eine andere Sprache. Da ist von einem Lotterleben die Rede, von "nächtlichen Turnieren", von dem sich die männlichen Gäste am anderen Morgen ausruhen mussten. Oder gar von einem "Wetzkegel", der eine größere Freude bereite als Wildbret.  Apropos Kunst. Zwei Bilder von den in Rottweil bestens bekannten Barockmalern Johann Georg Glückher und Johannes Achert erfreuen die für die hohe Kunst nicht minder empfindsamen Seelen der Besucher, als sie in der Klosterkirche den Josefsaltar und den Thomasaltar näher in Augenschein nehmen. Auch witzige und hintersinnige Details der geschnitzten Stuhlwangen wie den streikenden Schreiner (weil ihm der Brotkorb zu hoch gehängt wurde) bieten geistige Befriedigung.  Apropos Tod und Krieg. Über Fehden, Schlachten und Bataillen informiert Hansjörg Pirngruber (Epfendorf) und zieht die großen Linien seit dem 11. Jahrhundert. Habsburg, Oberhohenberg und Hohenzoller spielen eine tragende Rolle. Bis hin zum Tag von Kirchberg (7. Mai 1497), als ein Schiedsgericht versuchte, zwischen Werdenberg und Zimmern auszugleichen. Doch wegen solchen Hitzköpfen wie den jungen Veit von Zimmern fallen Verständigungen nicht sofort in den Schoß.  Apropos Glaube. Sichtbar in Reliquien wie jene des Heiligen Aurelius’, der mit dem Kloster St. Aurelius in Hirsau verbunden ist. Reliquien, die später in Herrenzimmern Graf Wilhelm Werner besaß, Gegenstände religiöser Verehrung. Derzeit liegt ein Teil, der bedeutendere, in Zwiefalten, ein anderer kam 1956 wieder nach Hirsau zurück. Geschichte schrieb Hirsau im 11. und 12. Jahrhundert als Reformkloster cluniazensischer Prägung. Das Ende einer der größten romanischen Kirchen Südwestdeutschlands erfolgte im Pfälzischen Erbfolgekrieg, als französische Truppen, in sehr vielen Jahrhunderten erstaunlich "rege" Richtung Rhein (und darüber hinaus) aktiv, ihr am 20. September 1692 den Garaus bereiteten.  Apropos Lyrik. Das geistige Finale des Ausflugs gehört Ludwig Uhland, der im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts ein Gedicht über die berühmte Ulme schrieb, die einst "zu Hirsau in den Trümmern" wuchs. Eine rund 30 Meter hohe Ulme bestimmte bis 1989, als sie gefällt wurde (werden musste), die Kulisse der Schlossruine von Hirsau. Dass ein weltliches Finale jeden Ausflug des Kulturvereins schmückt, ist ein sinnvoller Brauch, der eigentlich nicht extra erwähnt werden muss.