Gespannt lauschen Eltern und Lehrer der Bösinger Schule dem Vortrag von Karsten Krawczyk (rechts), der Beispiele zum jahrgangsübergreifenden Arbeiten gibt. Foto: Palik Foto: Schwarzwälder-Bote

Informationsabend über jahrgangsübergreifendes Arbeiten an der Schule in Bösingen und Herrenzimmern

Von Denise Palik

Bösingen-Herrenzimmern. Zahlreiche Eltern aus Bösingen und Herrenzimmern kamen zum Informationsabend, an welchem die neue Konzeption der Grund- und Werkrealschule vorgestellt wurde. Doch nicht alle ließen sich restlos überzeugen.

Seit der Gesamtlehrerkonferenz am 11. Februar steht es fest: In Bösingen und Herrenzimmern wird ab dem kommenden Schuljahr wegen zu niedriger Schülerzahlen jahrgangsübergreifend unterrichtet. Karsten Krawczyk von der Schramberger Erhard-Junghans-Schule gab Einblicke in die Praxis. An seiner Schule wird das jahrgangsübergreifende Unterrichten bereits praktiziert.

"Man muss den Kindern gerecht werden", erklärte er zu Beginn seines Vortrags. "Und das kann man nicht, wenn man verlangt, dass jedes Kind gleich schnell und gleich gut lernt." In einer Klasse gebe es teilweise sehr große Lernunterschiede zwischen den einzelnen Kindern.

Beim jahrgangsübergreifenden Arbeiten arbeiten die Kinder selbstständig. Es gebe keinen direkten Frontalunterricht mehr, sondern die Schüler können sich selbstständig mit Unterrichtsmaterial eindecken und in ihren Tempo arbeiten. Wenn sie bei einer Aufgabe nicht fertig werden, können sie am nächsten Tag da weitermachen, wo sie aufgehört haben.

Dazu müssten sowohl die Lehrer als auch die Eltern ihre Rollen verändern. "Die Lehrer kommen durch diese neue Form des Unterrichtens weg von der Tafel und können sich dadurch besser auf die Kinder konzentrieren", meinte Krawczyk. Die Eltern müssten sich darauf einlassen und in einem engen Kontakt zu der Schule halten. "In Schramberg machen wir das so, dass es zwei Mal im Jahr Gespräche mit den Eltern gibt, außerdem fertigt ein Kind jede Woche einen Plan an, was es schaffen will. Am Ende der Woche überprüft es mit den Lehrern, ob es den Plan geschafft hat und nimmt diesen mit zu seinen Eltern", gab er Einblicke in das Schramberger Konzept.

Natürlich habe das System auch weniger positive Seiten, es sei beispielsweise sehr aufwendig, jede Aufgabe, die das Kind gemacht habe, zu kontrollieren. "Das ist aber notwendig, um den Stand jedes Kindes zu überprüfen", so Krawczyk. Auch die Herstell- und Lagerkosten des Materials seien ein hoher Kostenpunkt gewesen.

Es gebe aber mehr Vorteile: weniger Frustration bei starken und schwachen Schülern, hohe Motivation und Lernbereitschaft durch Selbstbestimmung und ab 18 Schülern bis zu vier Differenzierungsstunden, also Stunden mit zwei Lehrern, nannte Krawczyk einige Beispiele.

Doch nicht alle Eltern waren nach dem Vortrag gänzlich von der neuen Methode überzeugt. "Und wenn mein Kind nach der Grundschule auf ein Gymnasium kommt, an dem frontal unterrichtet wird? Ich stelle mir das schwierig vor", merkte eine Mutter an und bekam dafür viel Zustimmung.

Julia Mahncke, eine Lehrerin der Bösinger Schule, berichtete nach einer kurzen Unruhephase, was in der Lehrerschaft bereits gelaufen ist. "Wir haben an einer Fortbildung teilgenommen und möchten demnächst auch andere Schulen besuchen, die jahrgangsübergreifend arbeiten", erklärte die junge Lehrerin. "Wie genau unser Konzept aussehen wird, das können wir Ihnen heute noch nicht sagen", meinte Rainer Kropp-Kurta, der sein Amt als Schulleiter demnächst abgeben wird. "Das ist ein Prozess, aus dem nach und nach ein Konzept entsteht."

"Also wissen Sie eigentlich noch nichts?", kam die Frage einer Mutter aus dem Publikum. "Ein genaues Konzept können wir Ihnen tatsächlich noch nicht vorstellen", räumte Kropp-Kurta ein. "Wichtig ist doch, dass die Lehrer dahinter stehen", war mehrfach aus dem Publikum zu hören. "Das tut die ganze Lehrerschaft", verdeutlichte Mahncke noch einmal.