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Herrenzimmern feiert Bürgerball. Redner glossieren Dorfgeschehen.

Bösingen-Herrenzimmern - Wenn sich der Sperrmüll vor großem Publikum als Umzugsgut entpuppt und die Öffentlichkeit erfährt, dass der Komplett-Weihnachtsbaum "Made in Vietnam" besser nicht gegossen werden soll, ist wahrscheinlich Fasnet.

Nicht, dass besagtes Ereignis und genannte Erkenntnis etwas mit Fasnet zu tun hätten, es sind diese Dinge, die das Jahr durch nun mal passieren. Genau so wie das Parkmanöver an der Gartenmauer, der guter Dinge aus dem Kofferraum wieder aufgetauchte vierbeinige Freund oder die durch Weinbrandkonsum gereifte Weisheit, dass es auch Weinflachen mit Schraubverschluss gibt. Im heimischen Vorrat. Und das, wo man doch erst auf den Cognac gekommen ist, nachdem man vergebens einen Korkenzieher für den Wein gesucht hatte...

Beim Bürgerball in Herrenzimmern kommt all das noch einmal zur Sprache. Da heben der Burgnarr und der Büttel Sachen ans Licht, die mancher schon längst und lieber für immer unterm Teppich gehalten hätten. Ein letztes Mal halt, zur Erbauung des Publikums und weil Schadenfreude vielleicht doch die schönste ist. Dabei sind Klatsch und Tratsch – und die mitunter peinlich berührenden Erkenntnisse daraus – einem großen Motto verpflichtet: "Jedem zur Freud’ und niemand zu Leid."

Auch die Schlossbachfeiler machen sich wieder so ihre Gedanken über Sinn und Unsinn im Alltag. Dass beispielsweise der Fluchtweg aus der Narrenstube grundsätzlich zu überdenken sei. Das gängige System funktioniert nämlich allenfalls bei Normalfigurierten, während der aktuelle Narrenrat im Ernstfall, nun ja, mutmaßlich stecken bleiben würde. In der ausverkauften Halle kommen verfehlen diese Narrenstückle ihre Wirkung nicht. Doch gibt es beim Bürgerball traditionell noch anderes. Es beginnt mit dem Einzug der Narren und dem lebendigen Bild, Rössletreiben inklusive. Nach der traditionellen Ouvertüre folgt das "Ball"-Programm. Und da eröffnet auch dieses Jahr die Teenie-Garde mit dem Gardetanz den Reigen. Nach dem Brugrann folgt die große Garde. Die Schlagzeuger haben sich dieses Jahr des Müllproblems angenommen und eine begeisternde Choreografie mit Abfall und Abfalltonnen gestaltet. Begeistert hat auch der Besuch vom Heuberg. Als Babys traten die Jungs von der Männshowtanzgruppe Bubsheim auf und legten sich mächtig ins Zeug. Getanzt haben auch die Narrenratsfrauen wieder – dieses Jahr als Pinguine. Die waren fast genau so relaxed wie die Teenie-Garde bei ihrem Showtanz, der mitten in den Sommerurlaub entführte. Ja, und irgendwann war es so weit. Nach der "Landliebe"-Show, dem Tanz der großen Garde, konnten die Flugbegleiterinnen Raphaela und Patricia Walter nur noch das Finale ankündigen.