Viktor Müller und Heinrich Bantle zu Ehrenmitgliedern ernannt / Aufgaben und Aktionen gehen 2014 nicht aus

Bösingen-Herrenzimmern (apf). Mit einem Ausrufezeichen und einer Premiere bestückt ist die Mitgliederversammlung des Geschichts- und Kulturvereins Herrenzimmern. Das Jahr 2013 geht ob seiner Taten in die Vereinsgeschichte ein. Und das erste Mal in 36 Jahren wird 2014 geehrt.Ausgezeichnet werden Viktor Müller und Heinrich Bantle, die "Grundsteine des Vereins", wie Laudator Karl Kimmich sagt. Beide werden wegen besonderer Verdienste zu Ehrenmitgliedern ernannt. Dies ist bemerkenswert; bisher gab es schließlich noch keine Ehrungen. Beide Persönlichkeiten haben bei der Rettung der Ruine und der damit zusammenhängenden Gründung des Vereins eine tragende, besser: die entscheidende Rolle gespielt. Die Gründungsversammlung des Fördervereins zur Erhaltung der Ruine, so hieß er damals, fand im Juni 1978 statt.

Heinrich Bantle war der erste Vorsitzende; insgesamt bekleidete er neun Jahre lang dieses Amt und 22 Jahre lang das Amt des Stellvertreters. Viktor Müller führte den Verein 16 Jahre und war drei Jahre lang Stellvertreter. Bleibende Verdienste haben beide Männer der Tat mit dem Erschließen finanzieller Quellen und dem Erforschen der Geschichte der Grafen und der Burg erworben. Die Renovierungsarbeiten wurden am 3. Juni 1988 mit einem Festakt abgeschlossen. Durch einen Anstoß von Viktor Müller und Bürgermeister Alfred Weiss, ebenfalls ein Mann der ersten Stunde, wurde der Verein als Herrenzimmerner Geschichts- und Kulturverein weitergeführt, seine Satzung um den Passus, Geschichte von Burg und Gemeinde aufzuarbeiten, ergänzt.

Mittlerweile sind die Auswirkungen dieser Weichenstellung enorm. Sie haben im Zusammenspiel vieler Helfer und engagierter Bürger ein Ausmaß erreicht, das verblüfft. Das Herz des Vereins, der mittlerweile 192 Mitglieder zählt, ist ein treuer Helferstamm, der sich bescheiden im Hintergrund hält, ohne den die Burganlage aber nicht attraktiv wäre, ohne den es deutlich weniger kulturelle Errungenschaften gäbe.

Alfred Weiss: "Mehr kann man nicht tun"

Was sich wiederum dahinter verbirgt, lässt sich exemplarisch beim Blick auf die Vorhaben des laufenden Jahres verdeutlichen. Beim Vereinsausflug (alle 62 Plätze sind belegt) werden am 10. Mai Orte der Herren von Zimmern in der näheren Region angesteuert. Das Mittelalterfest dauert dieses Jahr sogar zwei Tage. Am 5. Juli ist ein Konzert bei der Ruine mit mittelalterlichen Weisen geplant. Der "Tag im Mittelalter" unter Beteiligung der örtlichen Vereine steigt am 6. Juli. Regelmäßig erscheinen in der Vereinszeitschrift "Der Löwe brüllt" Beiträge zur Ortsgeschichte.

Und – nicht zu vergessen – werden weiterhin Sanierungsarbeiten an der Ruine in Angriff genommen. Einerseits stehen die Restarbeiten (30 000 der insgesamt 160 000 Euro) auf der Tagesordnung, die im vergangenen Jahr nicht mehr vollendet werden konnten (hier ist die Firma SJR Spezialtiefbau, Polenz, gefordert), andererseits liegt die Grundmauer auf der Nordseite, jenseits der Gabionen, die Richtung Talhausen schadhaft ist, im Fokus des Vereins. Dort lauert die Gefahr, dass das Gewölbe herunterbricht. Ebenso läuft ein Antrag für den nächsten Bauabschnitt, der die äußere Südwand, eventuell auch die innere, betrifft. Er wird aber erst im September entschieden, merkt Vorsitzender Josef Seifried an.

Allein diese Zusammenfassung lässt erahnen, wie das Pensum in der jüngeren Vergangenheit zugenommen hat. So ist es deshalb alles andere als ungewöhnlich, wenn Josef Seifried und Roland Noder, Leiter des Bauausschusses, sagen, dass das Jahr 2013 in die Vereinsgeschichte eingeht. Alfred Weiss ("Mehr kann man nicht tun") bringt das Zusammenspiel von Gemeinde und Verein näher. Während die Gemeinde von ihren Möglichkeiten nur das notwendigste tun konnte, habe der Verein, der per Vertrag verantwortlich für die Ruine sei, aus unterschiedlichen Gründen mehr Möglichkeiten. Generell wird das Zusammenwirken des Vereins mit der Gemeinde von beiden Seiten gelobt.

Hierzu tragen auch die umfassenden Berichte von Kassier Michael Alff, von Schriftführer Erwin Hoppe, von Karl Kimmich, Leiter des Ausschusses für Geschichte und Kultur, und von Matthias Bihler, Leiter des Wirtschaftsausschusses, bei. Während Kimmich über Spolien, 2013er-Vereinsausflug, Martinustafel in der Kirche St. Jakobus, drei alte Bibeln in Herrenzimmern, Vorträge, Forschungen, Führungen und Veröffentlichungen spricht, hat Bihler hauptsächlich die Bewirtung des "Burgstüble" mit seinem Team im Blick. Selbiges geht im Mai bereits ins siebte Jahr.

Bei den Wahlen werden drei Männer in ihren Ämtern bestätigt: Karl Kimmich als Stellvertreter des Vereinschefs, Erwin Hoppe als Schriftführer und Roland Noder als Vorsitzender des Bauausschusses. Weil Matthias Bihler seine Tatkraft dem Ausschuss zur Verfügung stellen will, leitet künftig Christoph Seifried den Wirtschaftsausschuss.

All dies passiert ohne Gegenstimme. Genauso wie der Erhöhung des Mitgliedbeitrags von zehn auf 15 Euro pro Jahr.

Und die zwei Ehrenmitglieder? Viktor Müller und Heinrich Bantle werden weiterhin nicht tatenlos bleiben dürfen. Bei der Auswertung eines "ortsgeschichtlichen Schatzes" (Kimmich), bei einer Unmenge an Bildern eines ehemaligen Pfarrers aus den Jahren bis 1943/44, sind sie gefragt.