Seine Beteiligung an fünf Fällen des schweren Betrugs durch "Schockanrufe" kostet einen 27-jährigen Mann aus Litauen jetzt viereinhalb Jahre Haft. (Symbolfoto) Foto: dpa

Viereinhalb Jahre Haft für einen 27-Jährigen. Mann ergaunert bei Frau aus Blumberg 15.000 Euro. Mitglied einer Betrügerbande.

Blumberg/Konstanz - Seine Beteiligung an fünf Fällen des schweren Betrugs durch "Schockanrufe" kostet einen 27-jährigen Mann aus Litauen jetzt viereinhalb Jahre Haft.

Das Landgericht Konstanz hielt es nach mehrtägiger Beweisaufnahme für erwiesen, dass er an drei aufeinanderfolgenden Tagen im Oktober vorigen Jahres für eine international agierende Abzocker-Bande tätig war.

Sein Einsatz erfolgte in zeitlich engem Zusammenhang mit Anrufen seiner Kollegen bei meist betagten, russisch-stämmigen Frauen aus Offenburg, Schopfheim, Müllheim und Blumberg.

Mit der Behauptung, ein enges Familienmitglied habe einen Unfall mit Personenschaden verursacht und bräuchte nun dringend eine hohe Geldsumme, versetzte der Anrufer die Frauen in Angst und Schrecken.

Zeuginnen ringen vor Gericht um Fassung

Durch geschicktes und skrupellos anmutendes Vorgehen gelang es dem russisch sprechenden Anrufer den geschockten Frauen Summen zwischen 700 und 15 000 Euro abzunehmen. Zum Teil rangen die Zeuginnen vor Gericht bei ihren Aussagen noch um Fassung, als sie schilderten, wie man sie unter Druck gesetzt hatte. Ihre Zweifel an den Behauptungen des Anrufers wurden auf autoritäre Art vom Tisch gewischt, berichtete eine 73-jährige Geschädigte aus Müllheim.

Besonders schlimm erwischte es eine 84-jährige Frau aus Blumberg. Der pflegebedürftigen Seniorin war es nach erheblichen Zweifeln am Wahrheitsgehalt der Geschichte aufgrund des fordernden Auftretens des Anrufers nicht gelungen, sich Hilfe oder Rat zu holen. Als ihre Tochter bei ihr eintraf, hatte sie dem Angeklagten bereits 30 Fünfhundert-Euro-Scheine ausgehändigt, die sie in vielen Jahren für eine Gebiss-Sanierung angespart hatte. Die 58-jährige Tochter sah den Täter gerade noch in ein Taxi mit Lörracher Kennzeichen steigen.

Ihre Angaben führten die Polizei schließlich auf die Spur des Angeklagten, der sich gerade auf dem Weg nach Bonn befand. Am Stuttgarter Hauptbahnhof klickten die Handschellen. Seit sechs Monaten sitzt er in Untersuchungshaft.

Vor Gericht gab er sich zugeknöpft. Erst nachdem einige Zeuginnen ihn als den Mann wieder erkannten, der das Geld bei ihnen abgeholt hatte, räumte er ein, Mitglied einer 30-köpfigen Betrüger-Bande gewesen zu sein. Ein Geständnis oder näherer Angaben über die Zusammensetzung der Bande gab er jedoch nicht.

Die Masche, mit der die Betrüger arbeiten, funktioniert bundesweit. Die Kriminalpolizei warnt daher inzwischen auch vor deutschen Nachahmern dieses Trick-Betrugs.