Rita Kohl lebt nach einer 50 jährigen Odyssee wieder in ihrer Heimat Blumberg. Foto: Suttheimer Foto: Schwarzwälder-Bote

Nach über 50 Jahren Abwesenheit kehrt Rita Kohl nach Blumberg zurück / Seltene Elchhunde gezüchtet

Von Gernot Suttheimer

Blumberg. Sie war einst eine im deutschsprachigen Raum bekannte Hundezüchterin und wurde mit norwegischen Elchhunden dreimal Europameister.

Heute lebt die frühere Zuchtwartin Rita Kohl nach über 50 jähriger, abwechslungsreicher Abwesenheit wieder in ihrer Heimat Blumberg, wo sie zur Schule ging. "Hier fühle ich mich wohl und will nicht mehr weg", sagt die Seniorin, die auf ein bewegtes Leben zurückblickt.

1942 wurde Rita Lemke in Stettin(heute Polen) geboren. Auf der Flucht landete sie 1946 mit ihrer Mutter Ella im Aufnahmelager Donaueschingen. 1948 fanden die beiden eine Wohnung in der Scheffelstraße in Blumberg.

1959 wurde es der Mutter zwischen Eichberg und Blumberg zu eng und sie zog mit Tochter Rita zur Schwester nach Hamburg. "Das war sehr schlimm für mich, denn ich hätte bei Elektro-Müller eine Lehrstelle gehabt", bedauerte Rita Kohl noch heute. Die Mutter aber wollte, dass die Tochter bereits mit 14 Jahren Geld zunächst bei Straub, in der Stumpenfabrik und in der Weberei verdient.

Hamburg sei nichts für sie gewesen. Sechs Kindern, darunter eine Tochter, schenkte Rita Kohl dort das Leben. Sie zog mit ihrer Familie oft um und erlebte eine richtige Odyssee. Bad Segeberg, Schwenningen am Heuberg und dann das damals noch selbstständige Hondingen waren die nächsten Stationen. Ihre Kinder gingen dort zur Schule. Das war zwar nahe der Heimat, aber eben doch nicht Blumberg, stellt sie fest.

1983 zog sie mit ihrem damaligen Ehemann nach Cham in der Nähe des Bayerischen Waldes. Über VS-Schwenningen gelangte sie nach Hornberg im Schwarzwald. Dort führte sie auf den "Kräher" eine Ranch mit Hühnern, Schweinen und Ziegen.

In Sachsen-Anhalt kaufte ein Sohn günstig ein altes Bauernhaus, wo sie nach dem Umbau eine Hundezucht aufmachte. Sie war die einzige Topzüchterin der seltenen Elchhunde und gewann mit diesen viele Preise in Deutschland, Österreich und in der Schweiz.

Sie machte auch Werbung für eine bekannte Hundefutterfirma. Bereitwillig holt sie einen kleinen Karton mit Bildern hervor und zeigte ihre einstigen Lieblinge. 1999 zog ihr Mann aus dem gemeinsamen Haus aus. Rita Kohl musste ihre Lebensgrundlage aufgeben. Zunächst lebte sie drei Jahre bei ihrem jüngsten Sohn in Bad Rippoldsau. Nach einem Intermezzo erneut in Sachsen-Anhalt (Lutherstadt Wittenberg) lebte sie vier Jahre in Rosenfeld.

Der älteste Sohn Ingo Bartels hatte sich mittlerweile in Blumberg niedergelassen und besorgte der Mutter eine kleine Wohnung in der Tevesstraße. "Ich habe, wo ich auch wohnte, immer etwas vermisst", sagt Rita Kohl. Sie meint das Eingebundensein in die Landschaft, die Geborgenheit ist wie ein Nest.

Inzwischen zählt sie 16 Enkel und zwei Urenkel, kennt diese aber zum größten Teil nicht.

Regelmäßig besucht sie die AWO-Begegnungsstätte und ist als Beisitzerin Vorstandsmitglied des rührigen Vereins. Auf ihrem kleinen Balkon erholt sie sich von ihren vielen Schicksalsschlägen, darunter drei Herzinfarkte. "In Blumberg fühle ich mich sauwohl, denn ich bin endlich wieder zuhause", sagt sie.