Der WTB stellte für die Museumsbahn von 1977 bis 2014 das rollende Material. Foto: Müller

Anonymes Schreiben erhebt schwere Vorwürfe gegen Verwaltung. Mitgliederwerbung für Verein WTB.

Blumberg - "Mit Volldampf dabei sein!" So warben die Stadt Blumberg und der Verein Wutachtalbahn am 2. August 2012 gemeinsam um Mitglieder für den Verein Wutachtalbahn, der die weltbekannte Blumberger Sauschwänzelbahn seit ihrem Start als Museumsbahn 1977 unterstützte.

Der Verein stellte das rollende Material wie Lokomotiven und Waggons, seine Mitglieder stellten auch Lokomotivführer und Heizer, die zum Teil auch bei der Stadt angestellt waren, und die Mitglieder engagierten sich jährlich in Hunderten von ehrenamtlichen Stunden. In dem Aufruf wurde dafür geworben, sich aktiv für den Verein zu engagieren, etwa als Schaffner, oder im Barwagen, oder den Verein als passives Mitglied finanziell zu unterstützen.

Am Mittwoch erhielt der Schwarzwälder-Bote ein anonymes Schreiben, das an die Staatsanwaltschaft Konstanz und das Regierungspräsidium adressiert war mit der Bitte zu prüfen, ob die Stadt eventuell in unzulässiger Weise versucht habe, Einfluss auf den Verein und die Vereinsentwicklung zu nehmen und wenn ja, ob dies strafrechtlich zu verfolgen oder ein Verstoß gegen kommunales Recht sei.

Bürgermeister Markus Keller wies die Vorwürfe in einer ausführlichen schriftlichen Stellungnahme alle entschieden zurück.

Zum Inhalt: Im Jahr 2012/2013 gab es bei der Museumsbahn Sauschwänzlebahn Streit zwischen der Stadt Blumberg und dem Verein Wutachtalbahn (WTB) wegen der Durchführung des Betriebes und der Finanzen, heißt es.

Der Verein WTB habe zu wenig Unterstützung seitens der Blumberger Bevölkerung beklagt, da fast alle Vereinsmitglieder von außerhalb kommen. Die Stadt, so hieß es, habe eine Werbeaktion gestartet, um Neumitglieder zu gewinnen, aber nicht nur, um den Fahrbetrieb zu unterstützen, sondern um durch passive Mitglieder bei Versammlungen der WTB Mehrheitsentscheidungen im Sinne der Stadt Blumberg beziehungsweise der Blumberger Kommunalpolitik herbeiführen zu können und so die Marschrichtung der WTB zu beeinflussen.

Insgesamt 87 Blumberger Neumitglieder des Vereins WTB, davon 50 städtische Bedienstete. Nachdem der Verein WTB nur aktiven Mitgliedern das Stimmrecht einräumen wollte, seien von den 87 Mitgliedsantragen mindestens 72 wieder zurückgenommen worden.

Weit über 90 Prozent der Rücknahmen seien mittels einer einheitlichen Vorlage der Stadt erfolgt. Die Neumitglieder, so wird behauptet, hätten den Beitrag (40 Euro pro Person) nicht selbst bezahlen müssen, er wäre übernommen worden. Unterstellt wird in dem Schreiben anhand eines Presseberichts, die Stadt hätte wohl den Beitrag für diese passiven Mitglieder übernommen.

Diese 72 Personen, so heißt es weiter, hätten also überhaupt nicht beabsichtigt, aus eigenem Interesse Mitglied der WTB zu werden. Wenn sie sich so sehr für die Museumsbahn interessiert hätten, hätten sie beim anderen Museumsbahnverein, der IG WTB, Mitglied werden können.

Um unschuldige Opfer zu schützen, könne dieses Schreiben erst zum jetzigen Zeitpunkt versendet werden, heißt es abschließend.

Seite 2: Stellungnahme der Verwaltung

Blumberg (blu). Die Situation war 2012 – "wenige Monate nach der überraschenden Streckensperrung und dem Konflikt mit dem Verein und der öffentlichen Diskussion – nicht einfach", bezieht Bürgermeister Markus Keller Stellung. Im Jahr 2012 habe alles so ausgesehen, "dass wir das Verhältnis mit dem WTB wieder auf Kurs bekommen. Mehrfach habe der Verein bemängelt, dass sich kaum Jemand aus Blumberg engagiere und die Arbeit durch eine Mitgliedschaft unterstütze. Der Verein fühlte sich nicht integriert. Gemeinsam mit dem WTB-Vorsitzenden Thomas Horn hätten sie einen Werbetext mit Antrag für eine Mitgliedschaft im Verein verfasst und im Amtsblatt veröffentlicht (den Aufruf sandte der Bürgermeister mit). "Der Inhalt war gemeinsam abgestimmt und wurde auch von uns Beiden unterzeichnet".

Kein Druck ausgeübt: Die Behauptung, der Gemeinderat oder Verwaltungsspitze hätten Druck ausgeübt, sei konstruiert. "Wenn wir Druck ausgeübt hätten, hätten sicherlich alle 180 Beschäftigten und 28 Mitglieder des Gemeinderates einen Antrag gestellt", dann wären es mindestens 208 Anträge gewesen statt 87. Jedem Interessierten stand es frei, eine Mitgliedschaft abzuschließen oder auch nicht. Dies war eine freie persönliche Entscheidung. "Es wurde keine Weisung oder Druck auf Abschluss einer Mitgliedschaft erzeugt."

Keine Beiträge bezahlt: Dafür, so der Bürgermeister, hätten sie im Haushalt Mittel bereitstellen müssen.

Kein Stimmvieh: "Stimmvieh" zu erzeugen, wie behauptet, wäre gar nicht möglich gewesen, da ja der Vorstand laut Satzung über jede Aufnahme im Einzelfall entscheidet. Davon abgesehen seien ja nach Satzung nur aktive Mitglieder (zwei Jahre Mitgliedschaft) stimmberechtigt – daher wären die passiven Mitgliedschaften (für die auch im Werbetext geworben wurden) eher nur als symbolisches Zusammenstehen zu verstehen gewesen. Nachdem die Konflikte sich verschärft hatten, habe sich im Frühjahr 2013 schnell abgezeichnet, "dass wir zukünftig keine gemeinsame Zukunft haben und getrennte Wege gehen." Auch dies sei dann zum Schluss einvernehmlich erfolgt, mit einem Auflösungsvertrag. Sie hätten die Zusammenarbeit mit dem Verein sauber – durch das Bezahlen der Schäden am rollenden Material – beendet. "Übrigens arbeiten die Bahnbetriebe immer noch punktuell in Sachen rollenden Material zusammen."