Paul Bossart, Direktor des Felsenlabors Mont Terri im Schweizer Jura, vor Opalinuston, der nach Meinung der Geologen der Nagradas beste Wirtgestein darstellt. Foto: Stiller Foto: Schwarzwälder-Bote

Am Freitag werden in der Schweiz die verbleibenden Standorte für die Atommülllager-Suche bekannt gegeben

Von Achim Stiller

Blumberg/Bern. Entscheidungen in Sachen Schweizer Atomendlager rücken näher. Im Ausscheidungsverfahren werden am Freitag in Bern jene jeweils zwei Standorte für Hoch- sowie schwach- bis mittelradioaktive Abfallstoffe bekannt gegeben, an denen weiter erkundet wird.

Das schweizerische Bundesamt für Energie (BFE), die Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) und das Eidgenössische Sicherheitsinspektorat (ENSI) werden so genannten 2x2-Vorschlag der Nagra, in Bern den Medien vorstellen. Zürich Nordost steht bislang als Standort für hochradioaktive Abfälle im Fokus, der Südranden für schwach- und mittelradioaktive Abfälle. Zuletzt war überraschend das Gewann "Brentenhau" bei Neuhausen am Rheinfall als Standort für ein Endlager für schwach- und mittelaktiv strahlende Atomabfälle (SMA) im Gespräch für eine Oberflächenanlage, die wichtig für Bau und Betrieb eines Atommüll-Tiefenlagers ist. Die NAGRA präsentierte im Januar des vergangenen Jahres die Planungsstudie für das Standortareal "Brentenhau". Im Randengebiets eignet sich demnach nur dieser Bereich. In der hiesigen Region wird befürchtet, dass "Brentenhau" im laufenden Verfahren im sicherheitstechnischen Vergleich zwischen den noch bestehenden Standortregionen in der Schweiz am Jura-Südfuß, Ost-Jura oder Zürcher Weinland vorgezogen wird.

Gleiches gilt für den möglichen Standort Benken, südlich von Schaffhausen für ein mögliches Tiefenlager für hoch radioaktive Abfälle im Opalinuston. Die Nagra favorisiert ein Endlager in einem solchen Wirtgestein und betonte auch in der Vergangenheit stets, im Bereich unter Benken gebe es beste Voraussetzungen.

In der Sache hat die deutsche Seite und die betroffenen Gemeinden lediglich das Recht ihre Position darzustellen, nicht aber mit zu entscheiden und das trotz grenzüberschreitender Auswirkungen im Falle der Umsetzung. Für alle Standortregionen hatte es vor zwei Jahren bereits eine sozioökonomisch-ökologische Wirkungsstudie, in Auftrag gegeben seitens der eidgenössischen Endlagergegner. Gezeichnet wurde damals ein Szenario, das einen Hochsicherheitsbereich beinhaltet, mit entsprechenden Außenabsicherungen, die nicht nur weiträumige Umzäunungen und Stacheldraht beinhaltet. Regelmäßige Atomtransporte parallel zur deutschen Grenze sowie stark geschützte Gebäude zur Aufbereitung zur Endlagerung (Hotspot) gehören ebenfalls dazu. Für eine Ferienregion wie das Zürcher Weinland sei dies katastrophal, hatten die Kritiker damals geurteilt.

Doch nicht nur die Weinbauregion um Benken wäre betroffen, sondern auch Schaffhausen und das gerade mal wenige Kilometer weiter gelegene Blumberg mitsamt der Ferienregion Südschwarzwald.