Ein Blick in die 3500 Quadratmeter große Produktionshalle der Firma Fluck. Womit sie beheizt wird, ist bei einem Holzbau-Betrieb klar. Fotos: Niederberger/privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Gebäude liefert mehr Energie als es verbraucht / Florian Flucks Betrieb am neuen Standort

Der frische und kräftige Holzgeruch geht sofort in die Nase: Wer den Neubau im Riedböhringer Gewerbegebiet nahe der B 27 betritt, der weiß mit dem ersten Atemzug, welcher nachwachsende Rohstoff hier verarbeitet wird.

Blumberg-Riedböhringen (hon). Anfang des Jahres hat die Firma Holzbau Fluck ihren Betrieb am neuen Standort aufgenommen. Chef Florian Fluck weiß um die Neugierde der Menschen und lädt deshalb am Sonntag, 23. April, zu einem Tag der offenen Tür ein.

Die neue Zentrale (Fluck hat noch eine Filiale in der Schweiz) ist Ausdruck einer erfolgreichen Firmengeschichte. Und dabei ist Florian Fluck gerade mal 38 Jahre alt. Wie erklärt sich der Zimmermeister, dass er heute 35 Angestellte hat und die Auftragsbücher voll sind? Zunächst nennt er das Unternehmenskonzept. Holzbau Fluck bietet ganzheitliche Lösungen aus einer Hand an. Das heißt, dass sein Unternehmen beim Bau eines Holzhauses vom Erdaushub über das Energiemanagement bis zur Schlüsselübergabe alle Arbeiten übernimmt, der Kunde hat nur einen Ansprechpartner. Und dann sind die Neubauten, Aufstockungen oder Anbauten von Fluck nachhaltig, worauf immer mehr Bauherren Wert legen. Nachhaltig heißt, dass sie komplett recycelbar sind. Mund-zu-Mund-Propaganda habe seine Firma bekannt werden lassen, außerdem habe er auch Stammkunden, die sich alle paar Jahre ein neues Holzhaus bauen lassen, erzählt Fluck: "Wir sind ehrliche Geschäftspartner."

Sonderwünsche von Bauherren sieht er als Herausforderung an, nicht als Belastung. Wenn ein Kunde beispielsweise nur Mondholz verarbeitet sehen will, dann richtet sich Fluck danach – zumal er selbst davon überzeugt ist, dass Holz von Bäumen, die unter spezieller Berücksichtigung des Mondkalenders gepflegt und gefällt wurden, von besonderer Qualität hinsichtlich Stabilität, Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge ist.

Herzstück des neuen Stammsitzes ist die 3500 Quadratmeter große Produktionshalle, die im Gegensatz zum Verwaltungstrakt aus Kostengründen in konventioneller Sandwich-Bauweise erstellt wurde. Trotzdem produziert das Gesamtgebäude dank 66 Kilowatt starker Fotovoltaik-Anlage mehr Energie, als es verbraucht. Geheizt wird mit einer Holzheizung. Das zum Betrieb notwendige Stückholz fällt vor Ort an, Pellets werden hinzugekauft.

Wichtigste Maschine und Flucks ganzer Stolz ist die nagelneue Multifunktionsbrücke zur Herstellung von Wandbauteilen. Grob vereinfacht kommen auf der einen Seite der Maschine Bretter rein, auf der anderen Seite werden fertige Wände ausgespuckt. Das besondere an der Fluck’schen Multifunktionsbrücke ist nun, dass die Dämmung für die Holzelemente vollautomatisch eingebracht wird. Das sei in Deutschland einmalig, berichtet Fluck, der den Hersteller der Maschine zu dieser Technik überreden musste. Wenn der Unternehmer von der neuen Maschine berichtet, dann spürt der Besucher sofort, dass da jemand seine Begeisterung für den Werkstoff Holz voll auslebt.

Im 720 Quadratmeter großen Verwaltungstrakt haben die Projektbetreuer und eine Planerin ihren Arbeitsplatz, außerdem sind hier die Arbeitsvorbereitung sowie die Umkleide- und Sozialräume untergebracht. Eine Etage höher befindet sich ein momentan noch fast leerer Ausstellungsraum. Doch das wird sich bis zum Tag der offenen Tür geändert haben.

Bleibt als Eigentümer und Geschäftsführer eines erfolgreichen mittelständischen Betriebs noch Zeit für die Musik, dem Lieblingshobby? Beim Musikverein Hondingen sei er immer noch aktiv, erzählt Fluck, doch die Badischen Nachtschwärmer lägen auf Eis. "Dieses Projekt beleben wir wieder, wenn die Kinder älter sind", sagt der dreifache Familienvater und Ehemann. Über Geld spricht man bekanntlich nicht, einige Millionen Euro dürfte der Neubau aber schon gekostet haben. Schläft man da noch ruhig? "Wir haben im Schlafzimmer Zedernholz verbaut", sagt Fluck. Das beruhige, was sogar wissenschaftlich nachgewiesen sei. "Von daher habe ich mit dem Schlafen überhaupt keine Probleme."

 Firmengeschichte: 2003 hat Zimmermann Florian Fluck die Meisterprüfung abgelegt und sich im Hondinger Elternhaus eine Werkstatt eingerichtet. 2006 sicherte er sich ein Grundstück im Gewerbegebiet Vogelherd, 2007 stand das neue Betriebsgebäude. Ein mutiger Schritt, denn mit Holzbau Greitmann gab es einen etablierten Mitbewerber am Markt. Im Mai 2007 stellte Fluck seinen ersten Mitarbeiter an. Keine zehn Jahre später platzte der Betrieb im Vogelherd aus allen Nähten, ein neue Halle musste her. Fluck entschied sich, sich im neuen Riedböhringer Gewerbegebiet anzusiedeln. Im September 2016 begannen die Bauarbeiten, seit Jahresbeginn 2017 haben Flucks 35 Angestellte, darunter zwei Azubis, einen neuen Arbeitsplatz.

 Innovationen: Fluck geht gerne neue Wege. So bringt er zusammen mit "Koinet", der Aquaristik-Firma von Jürgen Wazian, Teiche unters Dach – weil die oft finanzkräftigen Koi-Liebhaber ihre Prachtfische in den eigenen vier Wänden und nicht nur in einem Außenteich bewundern wollen. Und als erstes Bauunternehmen in Deutschland verwendete Holzbau Fluck Materialien aus Rohrkolben, einer Grasart mit vielen ökologischen Vorteilen, die zehnmal schneller wächst als Holz. Nicht zuletzt deshalb ist Flucks Betrieb vor einem Jahr als eines der innovativsten Unternehmen mit dem prestigeträchtigen Top-100-Siegel von dem fernsehbekannten Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar ausgezeichnet worden.