Der Firmenname Tumblr ist eine Wortschöpfung und beruht auf dem englischen Ausdruck „to tumble“ (deutsch: etwas durcheinanderbringen). Der Internetdienst ist eine sogenannte Mikroblogging-Plattform, die es Nutzern leicht macht, kurze Texte zu verfassen und diese sowie Fotos, Links oder Videos mit anderen Nutzern zu teilen. Foto: dpa

Tumblr ist ein weltweit bekannter Blogdienst. Dass nun der Suchmaschinen-Gigant Yahoo das junge Netzwerk kauft, ruft bei den Nutzern Proteste hervor. Ihre Angst: mehr Zensur oder gar eine Einstellung der Plattform.

Berlin - 108,2 Millionen Blogs mit insgesamt 50,8 Milliarden Einträgen gibt es auf Tumblr. Täglich kommen 75,8 Millionen neue Kurztexte und Bilder hinzu. Die Nutzer sind sehr jung, die Hälfte der Besucher ist unter 25 Jahre alt. Das macht sie für die Werbung genauso interessant wie für den Suchmaschinen-Giganten Yahoo, der die Plattform in dieser Woche für 1,1 Milliarden Dollar gekauft hat.

Bei den Nutzern löst der Verkauf jedoch großes Misstrauen aus – eine Petition gegen die Übernahme brachte es bislang auf fast 200 000 Unterschriften, angepeilt werden fünf Millionen. Yahoo beeilte sich, Bedenken der Tumblr-Nutzer zu zerstreuen. Es werde sich nichts ändern, versicherte man. Nicht jeder ließ sich davon beruhigen: „Wenn Yahoo wirklich Tumblr kauft, sollten wir uns benehmen wie echte kleine Arschlöcher und so viel Pornos posten, wie wir nur können, bis sie weggehen“, regte ein englischer Nutzer an. Denn Tumblr genießt den Ruf, sexuelle Inhalte kaum zu zensieren, diese Freiheit könnte durch die Übernahme gefährdet sein.

Solche Änderungen können bei Internetplattformen schnell dazu führen, dass erst viele Nutzer abwandern und der Anbieter den Dienst dann komplett einstellt. Die Nutzer fürchten deshalb auch um die Inhalte, in die sie viel Zeit und Kreativität investiert haben. Und erst dadurch haben sie Tumblr zu dem bekannten Markennamen verholfen, der er heute ist.

Diese Sorgen sind nicht ganz unberechtigt, wie der Fall Posterous zeigt. Die Konkurrenz von Tumblr war im März 2012 von Twitter gekauft worden, im Februar 2013 wurde die Einstellung des Angebots zum 30. April bekanntgegeben. Die Nutzer hatten durch diese Frist immerhin die Möglichkeit, mitsamt ihrer Inhalte zu anderen Anbietern umzuziehen. In der Vergangenheit waren aber schon andere Dienste, bei denen Privatfotos gelagert werden konnten, von einem auf den anderen Tag ohne große Vorwarnung einfach geschlossen worden. Die Nutzer können sich dann wenigstens damit trösten, dass es zahlreiche alternative Blog-Plattformen gibt. Ein kleiner Überblick:

Wordpress

Die meisten bekannten Blogger nutzen Wordpress, da es die größtmögliche Unabhängigkeit verspricht und sehr leicht an die eigenen Bedürfnissen angepasst werden kann. Die auf Open Source – also einer frei verfügbaren Software – basierende Plattform ist selbst für ängstliche Blog-Anfänger einfach zu bedienen, denn wirklich kaputt machen kann man nichts. Für den ersten eigenen Weblog kann zwischen vielen verschiedenen Designs gewählt werden, die sich sehr einfach installieren lassen. Ein weiterer Pluspunkt: Der spätere Umzug mit einem Wordpress-Blog auf einen eigenen Server ist kein Problem.

www.wordpress.de

Antville und Twoday

Antville ist eine der ersten in Europa entwickelten Blog-Plattformen. Sie ging im Sommer 2001 offiziell an den Start. Die Server-Kapazitäten waren jedoch zu gering, so dass schon nach kurzer Zeit keine neuen Nutzer mehr angenommen werden konnten. Mittlerweile können wieder Blogs auf Antville begonnen werden. Das Anfang 2003 gestartete Twoday.net wurde als Reaktion auf die Probleme aus der Software von Antville heraus entwickelt. Antville, das rund 100 000 Nutzer hat, die 50 000 Blogs betreiben, bietet eine kostenlose Basisversion und zwei weitere Bezahlmodelle an. Für Nostalgiker sind beide Plattformen eine interessante Alternative zu den Großen der Branche.

www.antville.org; www.twoday.netwww. antville.org; www.twoday.net

Blogger

Die Blog-Plattform von Google liefert jede Menge Vorteile. Einfache Bedienung, viele Vorlagen und Layouts, die übernommen und an die eigenen Wünsche angepasst werden können. Dazu Statistiken, die interessante Informationen über die Besucher des eigenen Blogs liefern. Ein interessantes Plus für alle, die gern mit dem eigenen Blog Geld verdienen möchten, ohne selbst mit Anzeigenkunden zu verhandeln, ist die einfache Einbindung des Google-eigenen Werbungsdienstes Adsense. Die Verknüpfung mit anderen Angeboten des Konzerns sorgt jedoch auch für Probleme, nicht nur, weil dadurch viele private Daten gesammelt werden. Wer bei Google+ gesperrt wird, verliert beispielsweise gleichzeitig auch den Zugang zu allen weiteren Diensten wie Gmail oder eben der Blog-Plattform.

www.blogger.com

Ghost

www.blogger.com

Das Projekt des Briten Jim Nolan, ehemals Mitentwickler von Wordpress, soll erst im September 2013 starten, wird aber bereits jetzt als die kommende Blog-Plattform gehandelt. Einfach zu bedienen und technisch auf dem neuesten Stand soll Ghost sein, erste Eindrücke versprechen ein elegantes, nüchternes Design. Einen ersten Einblick bietet folgendes Video:

www.kickstarter.com/projects/johnonolan/ghost-just-a-blogging-platform

Pinterest

Wer nicht gern schreibt, aber gern Fotos, Cartoons, historische Werbung und Karikaturen anschaut und sie mit anderen teilen will, ist bei Pinterest genau richtig. Die Anmeldung ist unkompliziert, und selbst erstellte Bilder oder Collagen muss man auch nicht mitbringen. Die Suchfunktion erlaubt es, nach Abbildungen zu Lieblingsthemen zu suchen, die sich ganz einfach übernehmen und teilen lassen. Auf Urheberrechte wird derzeit allerdings kaum geachtet, Lieblingsbilder unbekannten Ursprungs sollten daher sicherheitshalber nicht nur auf Pinterest, sondern auch auf dem eigenen Rechner gespeichert werden. Wer möchte, kann Pinterest-Postings auch mit dem eigenen Facebook-Account verknüpfen.

www.pinterest.com

Goodreads

Die Leseratten-Plattform Goodreads ist kein Blog im klassischen Sinn, sondern eher ein Internettagebuch, in das man Texte postet und in dem man sich mit anderen in Kommentaren austauscht. Im Vordergrund stehen Bücherlisten: Welche Romane oder Sachbücher hat man gelesen und wie bewertet? Welche Werke will man sich demnächst vornehmen? Wer möchte, kann kurze Rezensionen verfassen oder in der Vorschlagsliste stöbern, in Gruppen über Lieblingsautoren diskutieren, gemeinsam Philosophen studieren oder auch einfach nur bislang nicht erfasste Bücher dem Archiv zufügen. Im Moment gibt es Goodreads nur auf Englisch, allerdings entstehen gerade immer mehr deutschsprachige Gruppen. Goodreads lässt sich mit Facebook und Twitter verknüpfen.

www.goodreads.com