Unsere Autorin zählt die Tage bis zum Olympia-Finale und will endlich wieder was anderes hören.

Sie schwimmen, sie springen, sie rudern, sie reiten, sie rennen - und sie nerven mich zu Tode: Wo ich derzeit auch hinzappe oder reinklicke, werde ich mit Olympia konfrontiert. Ich mache mir mit meinen Aussagen jetzt vermutlich jede Menge Feinde, doch ich kann diese Spiele in London schon nach einer Woche nicht mehr sehen, hören, lesen, ja: schlichtweg nicht mehr ertragen. Und ich muss noch neun Tage lang durchhalten! Sowieso verfolgt einen das Thema überall hin, weder Kollegen noch Freunde oder Partner wollen von was anderem reden - und als wäre das nicht genug, hat man mir auch noch meine Vorabendserie und meinen Sonntagskrimi genommen!

Sicher, die Athleten vollbringen Großartiges, doch eben die Leistung wird meiner Meinung nach bei diesem Schaulaufen zunichte gemacht. Denn auch wenn man es eigentlich weiß, hier wird so richtig deutlich, dass man als Sportler nur dann zählt, wenn man besser und schneller als andere ist. Wenn's Siege gibt, sind es unsere. Wenn nicht, spricht man von "den Athleten". Was hat man Anfang der Woche auf den Deutschen rumgehackt, weil sie noch keine Medaille einheimsen konnten! Und was hat man sich als Außenstehender dann plötzlich auf den Doppel-Gold-Sieg von Reiter Jung eingebildet?

Genug gelästert! Ich bin aber offenbar nicht die Einzige, die so denkt: Mit olympia-hasser.com wurde mir und anderen Gleichgesinnten sogar eine Website gewidmet. Dort kann man sich nicht nur einen Anti-Olympia-Kalender sowie T-Shirt-Aufdrucke und Protest-Plakate herunterladen und sich seinen Frust von der Seele schreiben, sondern auch anhören, wie sich andere Olympia-Hasser abreagiert haben. Ein Buch will der Betreiber der Seite aus den Schimpftiraden zusammenstellen - für alle Leidensgenossen. Denn selbst wenn das Spektakel 12. August vorbei ist: Schon im Februar 2012 geht das Ganze mit den Olympischen Winterspielen im russischen Sotschi wieder von vorne los.