Bürgermeister Hubert Schiele blickte zurück in die Geschichte, die Musikkapelle aus Harthausen spielte beim Festakt. Fotos: Grimm Foto: Schwarzwälder-Bote

50 Jahre Abwasserverband Scher-Lauchert / Die Besucher erleben bei einem Rundgang die Reinigungsstufen

Von Susanne Grimm

Bitz/Veringendorf. "Abwässer sind alles andere als ein anrüchiges Thema, auch wenn sie hin und wieder herbe Düfte verbreiten": Humorvoll legte Hubert Schiele, Bürgermeister von Bitz und Verbandsvorsitzender des Scher-Lauchert-Abwasserverbandes, beim 50. Jubiläum den Finger in die "Wunde".

Viel zu selten stehe die Reinigung des Wassers mit all ihren Facetten im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Dennoch erwarte jeder mit der größten Selbstverständlichkeit, dass sauberes trinkbares Wasser aus dem Hahn fließe. Wie existenziell sauberes Trinkwasser sei, machte Schiele klar, indem er an Regionen der Erde erinnerte, in denen regelmäßig Menschen erkranken oder sterben, weil sie keinen Zugang zu sauberem Wasser haben. "Der richtige Umgang mit dem Abwasser hat viel mit dem Wohlbefinden und einer intakten Umwelt zu tun", sagte Schiele. Schließlich könne man es nicht verschwinden lassen, da das Abwasser viele schädliche Rückstände enthalte.

Welcher Aufwand betrieben werden muss, damit aus einer Schmutzbrühe wieder klares Wasser wird, das man in den Naturkreislauf zurückgeben kann, durften die zahlreichen Gäste des Jubiläumsaktes mit allen Sinnen erfahren.

Zuvor gab Schiele einen kurzen Rückblick über die Geschichte des Abwasserverbandes Scher-Lauchert, in dem sich die Gemeinden Harthausen, Benzingen, Veringenstadt, Veringendorf und Bitz zusammengeschlossen hatten. Später kamen die Stadt Hettingen und ihr Ortsteil Hermentingen, Sigmaringens Stadtteil Jungnau sowie der Bingener Ortsteil Hochberg hinzu.

Die Kläranlage am Ortsrand von Veringendorf bewältigt die Abwasserreinigung von rund 18 300 Personen. Sie ist in den vergangenen 50 Jahren permanent optimiert und an die neuesten technischen und analytischen Erkenntnisse angepasst worden. Schiele machte aber auch deutlich: "Weitere Entwicklungen in der Abwassertechnik, höhere Anforderungen an die Reinigungsleistung, bedingt durch bessere Analysetechniken, bis hin zur möglichen Rückgewinnung von Energie und Rohstoffen aus den Abwässern werden dafür sorgen, dass auch in Zukunft große Aufgaben darauf warten, von uns gemeistert zu werden."

Ein herausragendes Thema werde dabei die Energie sein. Die Kläranlage benötige jährlich etwa 450 000 Kilowatt Strom, was dem Verbrauch von mehr als 1000 Vierpersonenhaushalten entspreche. Um den Verbrauch zu optimieren, die Umwelt zu schonen und die Gemeindekasse zu entlasten, ist eine Energieanalyse in Auftrag gegeben.

Planer Martin Hertkorn, der den Bau und Betrieb der Kläranlage seit Jahrzehnten begleitet, führte interessierte Besucher durch die Anlage. Er gab den Gästen bei dieser Begehung eine informative, unterhaltsame und gut verständliche Unterrichtsstunde in Chemie, Physik, Biologie und Technik. Angefangen vom "herb duftenden" Grobrechen, der jede Menge menschlich produzierten Unrat, aber auch leblose Körper vierbeiniger Kanalbewohner aus dem Schmutzwasser kämmt, über den Sandfang bis hin zu den Belebungs- und Nachklärbecken machte der Rundgang die Reinigungsstufen deutlich. In der Steuerungszentrale füllte Hertkorn zwei Schnapsgläschen mit verschiedenen Flüssigkeiten. Was optisch wie Cognac und Obstwasser anmutete, entpuppte sich als Wasser vor und nach der Bearbeitung durch die Kläranlage.

Auch wenn das Wasser die Kläranlage verlassen habe, sei es immer noch kein Trinkwasser, so Hertkorn. Die Entkeimung von Krankheitserregern übernähmen die Filter der Natur in Form von Erd- und Gesteinsschichten, die das Wasser durchfließe.