Nach seinem Vortrag beantwortete Franz-Severin Gäßler die Fragen der Zuhörer. Foto: Maute Unten: Schloss Inzigkofen. Lithographie um 1830. Quelle: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunsthistoriker stellt auf der Burg Hohenzollern das Wirken des preußischen Baumeisters Stüler vor

Von Andrea Maute

Burg Hohenzollern. Er war Architekt des Königs und hat der Nachwelt viele steinerne Meisterwerke hinterlassen: Friedrich August Stüler. Über das umfangreiche Wirken des preußischen Baumeisters referierte am Mittwoch der Kunsthistoriker Franz-Severin Gäßler aus München.

Am 18. März jährte sich der Todestag des im Jahr 1800 in Mühlhausen/Thüringen geborenen Schinkel-Schülers zum 150. Mal – Anlass, um auf das arbeitsreiche Leben eines "hochinteressanten Mannes" zurückzublicken, zu dessen architektonischem Erbe ein Bauwerk zählt, das als Wahrzeichen einer ganzen Region gilt: die Burg Hohenzollern.

Auf Initiative des Freundeskreises der Burg gewährte Franz-Severin Gäßler einen lebendigen Einblick in das breite Werkspektrum Stülers, dessen Karriere einem kometenhaften Aufstieg glich. Ab 1818 studierte er in Berlin, war im Alter von 20 Jahren bereits Baukondukteur und hatte mit 31 den Titel des Hofbaurats und Direktors der Schlossbaukommission inne. 1842 dann der Ritterschlag: Von Friedrich Wilhelm IV. wurde Stüler zum Architekten des Königs ernannt.

Unter dem Titel "Architektur zwischen vollendeter Harmonie und herrschaftlichem Anspruch" beleuchtete Franz-Severin Gäßler in seinem Vortrag am Mittwoch nicht nur Friedrich August Stülers Bauten in Hohenzollern, sondern bettete seine Ausführungen in einen größeren Rahmen ein. Bekannte Werke des international tätigen Architekten, der sich auf Reisen nach Frankreich und Italien weiterbildete, sind etwa das Neue Museum in Berlin (1843-55) und das Orangerieschloss in Potsdam (1851-64).

Anhand von Bildern erläuterte der Referent den zahlreichen Zuhörern die Besonderheiten verschiedener Gebäude. Die Gotik spiele zwar eine gewisse Rolle, Stüler sei jedoch nicht auf einen Stil fixiert gewesen, erklärte Gäßler. Seine Bauten würden aber "ein gewisses Grundrepertoire" aufweisen, das von klaren Gliederungen geprägt sei. Ein großes, immer wiederkehrendes Thema seien beispielsweise die Arkaden, die als transparentes Element Leichtigkeit ausstrahlen. Sie fallen etwa auf der Skizze für die Inzigkofer Sommerresidenz des Erbprinzen von Hohenzollern-Sigmaringen ins Auge, die der Referent vorstellte.

Stülers Werk zeichnet große Eleganz aus

Auch mehrere andere markante Bauwerke Hohenzollerns gehen auf Pläne Stülers zurück, der seinen Werken stets eine unnachahmliche Eleganz verlieh – so etwa die mit einem kunstvollen Dachwerk ausgestattete evangelische Johanneskirche in Hechingen, die in enger Beziehung zur Burg Hohenzollern steht. Beim Vergleich der evangelischen Kirchen in Hechingen, Sigmaringen und Haigerloch mit der Christuskapelle auf der Burg Hohenzollern zeige sich jedoch, "dass dort, wo der König seine Kapelle hat, eine ganz andere Architektur zum Zuge kommt." Deutlich gemacht werde diese höhere Wertigkeit des Raumes auch nach Außen. So wirke etwa die Kapelle des Königs, als trüge sie eine Krone auf dem Haupt.