Edda Schmidt ist ins Visier der NSU-Ermittler gekommen. Die Bisingerin bestreitet, jemals Kontakt zu dem Terror-Trio gehabt zu haben. Foto: Maier

NSU-Spur führt auf Alb: Edda Schmidt aus Bisingen von Generalbundesanwaltschaft verhört. Bald Aussage im Münchener Prozess?

Bisingen - Die in Bisingen lebende NPD-Politikerin Edda Schmidt sieht sich schwerwiegenden Vorwürfen ausgesetzt: Sie soll Kontakt zum sogenannten NSU-Trio gehabt haben. Das sagte ein Zeuge am Mittwoch beim Prozess in München. Möglicherweise muss Schmidt (66) im NSU-Prozess demnächst als Zeugin aussagen.

Edda Schmidt bestritt gestern im Gespräch mit unserer Zeitung vehement, jemals Kontakt zu den Mitgliedern der rechtsextremen terroristischen Vereinigung gehabt zu haben: "Das ist absoluter Blödsinn, eine totale Lüge." Offenbar dichte sich der Zeuge da etwas zusammen.

Dem mutmaßlichen Terror-Trio mit Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe werden eine Mordserie in den Jahren 2000 bis 2006 sowie mehrere Attentate, Anschläge, Banküberfälle und auch der Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter in Heilbronn zur Last gelegt. Nach dem Tod von Böhnhardt und Mundlos Ene 2011 wird wegen der Vorwürfe seit Mai 2013 vor dem Oberlandesgericht München gegen Beate Zschäpe und weitere Angeklagte verhandelt. Die Zahl der NSU-Unterstützer ist unklar.

Im Zuge von Zeugenvernehmungen war Edda Schmidt  bereits im Frühjahr 2014 ins Visier der Ermittler geraten. Im April vorigen Jahres sei sie in der Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe im Beisein zweier Beamter des Bundeskriminalamts von Oberstaatsanwalt Jochen Weingarten vernommen worden, sagte Schmidt gestern. Diesem habe sie "glaubhaft" darlegen können, so Schmidt, dass sie Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe weder gekannt noch jemals getroffen habe. Dass ihr Name nun erneut auftauche, zumal im Prozess, verwundere sie. Noch überraschter   reagierte die 66-Jährige gestern auf den Antrag des Verteidigers des mitangeklagten Ralf Wohlleben, der sie  als Zeugin laden will: "Das darf doch wohl nicht wahr sein!" Möglicherweise muss die Bisingerin demnächst vor Gericht in München aussagen.

Edda Schmidt, die gebürtig aus Österreich stammt, ist in der rechten Szene tief verwurzelt. Ihr Vater war in der Zeit des Nationalsozialismus Angehöriger der Waffen-SS, ihre Mutter eine Führerin im Bund deutscher Mädel. Während ihrer Studienzeit in Tübingen kam sie zur NPD, noch heute gehört sie dem Landesvorstand Baden-Württemberg an, ist zuständig für Kultur und Brauchtum. Zudem ist sie Landesvorsitzende des Rings Nationaler Frauen, dessen Bundesvorsitzende sie auch schon war. Mehrere Male war Edda Schmidt Direktkandidatin für die NPD im Wahlkreis Hechingen-Tübingen bei Bundestagswahlen, zuletzt 2013, und auch bei Landtagswahlen im Wahlkreis Hechingen.

Mit ihrem Mann Hans Schmidt betreibt sie in Bisingen  ein Antiquariat mit angeschlossenen Buchdienst. Nach dem Verkauf  von NS-Literatur wurde Edda Schmidt 1997 vom Stuttgarter Landgericht wegen Aufstachelung zum Rassenhass, Volksverhetzung und Verbreitung jugendgefährdender Schriften zu einer Bewährungs- und Geldstrafe verurteilt.

Zuletzt stand sie im Dezember 2012  zusammen mit dem in  Wannweil lebenden  Axel Heinzmann  wegen eines umstrittenen Flugblatts über Georg Elser, der in der breiten öffentlichen Wahrnehmung  als Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime gewürdigt wird,  vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft Hechingen warf Schmidt und Heinzmann vor, dadurch das Andenken Verstorbener zu verunglimpfen.  Das Verfahren wurde unter der Zusage, dass das Flugblatt nicht weiter verbreitet würde, eingestellt.