Walter Max Götter restauriert derzeit in der Christuskapelle auf der Burg Hohenzollern den Stuck und die neugotische Wandmalerei. Im Juli soll die erste Phase fertig sein. Foto: Rapthel-Kieser/Schramm Foto: Schwarzwälder-Bote

Freundeskreis: Auf der Burg wird die Wandmalerei der Christuskapelle saniert / Neue und alte Meister

Walter Max Götter ist ein Meister seines Faches. Mit Staubsauger, Schwämmchen und Pinseln restauriert der 64-Jährige Hechinger einen Teil der Wände und des Stucks in der Christuskapelle der Zollernburg. Die Kosten übernimmt der Freundeskreis.

B isingen. "Das waren Spitzenhandwerker seinerzeit", sagt der Restaurator über jene Kollegen, die vor 150 Jahren die Wände in der Christuskapelle des neugotischen Bauwerks bemalt haben. Deren Arbeit hält für Betrachter eine Überraschung bereit. Was auf den ersten Blick und aus der Nähe aussieht, wie schadhaft braune Streifen auf den Wänden, lässt jenem, der zehn Schritte zurückgeht, den Atem stocken. Der Vorhang ist aufgemalt und wirkt bis zum kleinsten Detail des künstlerisch gestalteten Faltenwurfs durch jene Streifen ganz real und dreidimensional.

"So etwas gibt es ja fast nicht mehr, so eine im Original erhaltene Wandmalerei im neugotischen Stil", kommentiert Götter die Einzigartigkeit jenes denkmalgeschützten Kleinodes. Seit 35 Jahren ist er Restaurator, seit 20 Jahren erneuert er in den Räumen der Burg jene Stellen, an denen der Zahn der Zeit genagt hat oder die Touristenströme ihre Spuren hinterließen. Zum Beispiel auch die Granitplatten auf dem Boden im Eingangsbereich der Christuskapelle, an denen Salz und Schneematsch zerstörerisch wirken.

"Wir sind so froh, dass es ihn gibt", sagt Andrea Kuster, die stellvertretende Vorsitzende des Freundeskreises der Burg Hohenzollern. Ihr Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, zum Schutz und zur Erhaltung dieses Bauwerks beizutragen, sammelt Geld und übernimmt in Absprache mit der Burgverwaltung die Finanzierung einiger Maßnahmen. Auf die Qualität der Arbeiten und die Qualifikation der Fachfirmen werde besonders geachtet.

Waren es in den vergangenen Jahren die Restaurierung eines Glasgemäldes, die Vorhänge in der Bibliothek oder die Holzverzierungen an deren Bücherschränken, ist es nun die Christuskapelle die als nordöstlichem Abschluss der Burganlage errichtet wurde. Zusammen mit der katholischen St. Michaelskapelle schräg gegenüber rahmt diese Kapelle den Burghof ein. Diese Konstruktion wurde vor über 150 Jahren von den Bauherren, den Fürsten zu Sigmaringen, denen die Burg zu einem Drittel und dem Hause Preußen, die den Bau mit zwei Dritteln aus ihrer Privatschatulle finanzierten, beschlossen. Denn beide Hauptlinien des Hauses Hohenzollern gehören unterschiedlichen Konfessionen an.

Wilhelm IV war ein gläubiger Monarch

König Friedrich Wilhelm IV von Preußen, der den Wiederaufbau der Burg nach einem Besuch im Jahre 1819 angeregt hatte, war ein gläubiger Monarch. Mit seiner Gemahlin Elisabeth legte er bei seinem letzten Besuch auf der Burg 1856 den Grundstein für die Christuskapelle. Eingeweiht wurde die Burg elf Jahre später von seinem Nachfolger Wilhelm, dem ersten deutschen Kaiser. Die Pläne für die Christuskapelle hatte Oberbaurat Friedrich August Stüler erstellt, der mit der gesamten Wiederherstellung der Burganlage betraut war. Die Ausstattungstücke der Christuskapelle, der siebenarmige Leuchter, die Kanzel, oder das Rednerpult wurden in der Königlichen Eisengießerei in Berlin angefertigt. Auch die gusseisernen Türen der Kapelle sind aus Berlin. Die Glasfenster der Kapelle wurden von der Firma Oidtmann in Linnich bei Aachen angefertigt und zeigen Szenen aus dem Leben Jesu, sowie der zwölf Apostel. Der illusionistisch gemalte Vorhang enthält ein gotisches Muster. "Es sind Reben und Ähren, symbolisch für Brot und Wein", sagt Götter. Die Analogie zum Abendmahl und zum Leib Christi und seinem Blut liegen nahe.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Christuskapelle umgebaut. Sie wurde zur Grablege, weil 1952 die Särge von König Friedrich Wilhelm I. und seines Sohnes König Friedrich Wilhelm dem Großen, dem Alten Fritz, von Marburg auf die Burg Hohenzollern überführt wurden. Regimentsfahnen wurden über den Särgen angebracht, die Wandmalerei mit dunkelroten Samtvorhängen überdeckt, Lampen angebracht und mit der neugotischen Wandmalerei ging man dabei nicht gerade vorsichtig um. Erst nach der deutschen Wiedervereinigung kehrten die Särge 1991 nach Potsdam zurück. Und als 2013 die Samtvorhänge im Chor abgenommen wurden, weil die Taufe der Prinzenzwillinge anstand, entdeckte man, wie nötig die Restaurierung der Malerei ist.

Götter schätzt, dass er im Juli mit der ersten Phase der Restaurierung fertig ist. Immer wieder wird seine Arbeit durch Konzerte oder Hochzeiten unterbrochen. Vor allem von japanischen oder chinesischen Brautpaaren wird dieser Ort gerne gebucht, verrät Andrea Kuster. Als nächstes will der Freundeskreis dann Maßnahmen in der St. Michaelskapelle angehen. "Die Arbeit geht uns hier nicht aus", sagt sie.