Pfarrer Diebold – streitbar und mildtätig zugleich – ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Thanheimer Geschichte. Foto: Staatsarchiv Sigmaringen/Hohenzollerische Heimatbücherei Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Johann Baptist Diebold ist eine schillernde Persönlichkeit der Thanheimer Geschichte

Eine der schillerndsten Personen der Thanheimer Pfarrgeschichte ist Pfarrer Johann Baptist Diebold, der von 1833 bis 1849 der Pfarrei Thanheim vorstand. Mutig und selbstbewusst ließ er sich von der Obrigkeit nicht den Mund verbieten.

Bisingen-Thanheim. Pfarrer Diebold wurde 1807 als Sohn des Kronenwirtes Diebold in Jungingen geboren. Er besuchte das Gymnasium in Konstanz und studierte in Tübingen Theologie. Im Jahre 1830 wurde er zum Priester geweiht und mit 26 Jahren zum Pfarrer von Thanheim investiert.

Pfarrer Johann Baptist Diebold (1807 bis 1885), war von der Jugend bis ins Alter ein streitbarer Geist und Helfer in der Not. Eine wichtige Rolle spielte er bereits mit 28 Jahren im Jahre 1835, als er als Landesdeputierter zum ersten Landtag des Fürstentums Hohenzollern-Hechingen gewählt wurde.

Von Anfang an kämpfte Pfarrer Diebold mutig und selbstbewusst gegen die Obrigkeit. So verweigerte er in den Jahren 1836/37 die Entrichtung von Lehenfrüchten aus dem Gewann Killacker in Thanheim an den Fürsten.

Im Jahre 1842 richtete Pfarrer Diebold in der Pfarrei Thanheim einen Armenfonds ein, in den er selbst 800 Gulden einzahlte. Von den Zinsen des angelegten Geldes ließ man für Kinder Brot backen und ausgeben.

Im Jahre 1847 plagten Pfarrer Diebold die Hungersnöte der armen Thanheimer Bevölkerung so, dass er im Untergeschoss des Pfarrhauses täglich auf eigene Kosten Suppe an hungerleidende Thanheimer ausgab.

Im Jahr 1848 marschierte Pfarrer Diebold aus Thanheim gegen Not und Ungerechtigkeit kämpfend nach Hechingen. Als Befürworter der Republik hatte er sich als Leiter der Volksbewegung angeschlossen. Am 11. März 1848 liefen 3000 Bauern mit ihren landwirtschaftlichen Geräten zum Fürsten Konstantin nach Hechingen. Es ging dabei um den Nachlass der Leibeigenschaft, Nachlass der Frongelder und anderen Abgaben. Man forderte mehr Freiheit und Mitbestimmung.

Infolge der revolutionären Ereignisse von 1848 wird am 16. Mai 1848 eine liberale Verfassung verkündet, die den Staatsbürgern nun auch Grundrechte wie die Freiheit der Person, des Eigentums und der Berufswahl, Gewissens-, Presse- und Versammlungsfreiheit zusichert.

Der Fürst dankte zugunsten Preußens ab

Da Fürst Friedrich Wilhelm II. Constantin überzeugt ist, unter diesen Umständen die eigene Herrschaft nicht mehr erhalten zu können, dankt er zugunsten Preußens ab. Der Abtretungsvertrag basiert auf den Hohenzollerischen Familienverträgen und sichert dem Fürsten die Domänen als Privateigentum sowie eine Jahresrente zu.

Die preußische Besitzergreifung der beiden Fürstentümer Hohenzollern-Sigmaringen und Hohenzollern-Hechingen als "Hohenzollerische Lande" erfolgten am 6. und 8. April 1850.

Dieser Wechsel zum Preußentum hatte für Pfarrer Diebold fatale Folgen. Nach alter preußischer Tradition wurde ein Exempel statuiert. Als Kritiker des Fürsten und Volksaufwiegler wurde Pfarrer Diebold am 23. November 1849 wegen Agitation, Majestätsbeleidigung und Hochverrats festgesetzt, suspendiert und ein halbes Jahr lang auf der Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz inhaftiert.

Die Untersuchungen wegen Hochverrats wurden von 1850 bis 1852 geführt. Geschichtlich verbürgt ist auch noch, dass Diebold anschließend nach Kloster Wald verbannt wurde. Überliefert ist, dass er die Pfarrei Thanheim trotzdem behalten durfte und so von Kloster Wald aus seiner Pfarrei zu Dienste sein konnte, in dem er immer wieder Verhandlungen mit dem Erzbischöflichen Ordinariat Freiburg über die Bezahlung der damaligen Pfarrverweser der Pfarrei Thanheim führte.

Die nächsten Pfarreien, die Pfarrer Diebold betreute waren Melchingen und Einhart, wo er sich weiterhin streitbereit zeigte und in einem jahrelangen Prozess wegen Zehntfreiheit der Wiesen agitierte. Ab 1870 war Pfarrer Diebold für die Gemeinde Mindersdorf zuständig, wo er auch am 6. Oktober 1885 starb.

Widerborstig und doch voller Nächstenliebe

Der Widerspruch zwischen Johann Baptist Diebolds teils widerborstiger, teils mutig-streitbarer Art und seiner christlich geprägten Nächstenliebe und Mildtätigkeit macht ihn zu einem der größten Söhne Thanheims.

Der Heimatverein Thanheim hat es sich zur Aufgabe gemacht, Thanheimer Geschichte und Geschichten nach und nach wieder aufzuarbeiten. In loser Folge schreibt Gerhard Dehner über einen wichtigen Teil der Ortsgeschichte, nämlich die interessantesten Pfarrherren der Pfarrei Thanheim in den letzten 200 Jahren.

Beginnen wollen wir die Serie mit einer der schillerndsten Personen der Thanheimer Pfarrgeschichte, nämlich Pfarrer Johann Baptist Diebold, der von 1833 bis 1849 der Pfarrei Thanheim 16 Jahre lang vorstand.

Quellen:

Neben der herausragenden Dokumentation von Hans Speidel in der Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 1971 über den Landtag 1835/36 konnte unser Autor bei den Pfarrherrengeschichten auf die Nachforschungen und Aufzeichnungen in der Thanheimer Pfarrchronik aus dem Jahre 1980 von Blanda Fecker und von Hauptlehrer Karl Dehner in seiner Publikation "Zur Ortsgeschichte von Thanheim" aus dem Jahre 1911 zurückgreifen.