IIm Zuge der Modernisierung soll Kress in Bisingen verkleinert werden. Werk 1 wird in Werk 2 hinein verlegt. Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Guido Schmidt und Klaus Dahlhoff über Zukunftsvision für den Bisinger Elektrowerkzeugbauer

Kress in Bisingen geht in die Erneuerungsphase. Die Käufer sind guter Hoffnung das Traditionsunternehmen nach der zweiten Insolvenz wieder zu stabilisieren und noch lange am Standort Bisingen zu produzieren. Erst einmal wird räumlich verkleinert und modernisiert.

Bisingen. Im Februar wurde bekannt, dass das Unternehmen Kress-Elektrik weiter Elektrowerkzeuge in Bisingen fertigen wird. Im Mai 2016 hatte das Unternehmen zum zweiten Mal nach 2012 Insolvenz angemeldet (siehe Infokasten). Nun sind die Käufer der Unternehmensberatung Dr. Schmidt & Collegium aus Düsseldorf am Ball und wollen Kress wieder aufrichten.

Nach der zweiten Insolvenz: Rund 40 Mitarbeiter sind noch übrig

Im Rahmen einer sogenannten "Restrukturierung" war bereits vor der Übernahme durch die neuen Investoren die Mitarbeiterzahl fast um die Hälfte reduziert worden. Rund 40 Mitarbeiter von den vorher rund 80 sind derzeit noch bei Kress in Bisingen beschäftigt. Die übrigen Mitarbeiter sind bereits im Januar unter Insolvenzverwalter Jochen Sedlitz in eine Transfergesellschaft gewechselt. Die Übernahme durch die Käufer aus Düsseldorf könnte nun die letzte Chance für das Bisinger Traditionsunternehmen sein, wieder auf die Beine zu kommen. Die IG Metall, hatte es begrüßt, dass die Firma durch den neuen Investor vor der drohenden Ausproduktion und somit dem endgültigen Ende gerettet wurde.

In einem Gespräch mit unserer Zeitung haben die Käufer von Dr. Schmidt &Collegium Düsseldorf, Guido Schmidt und Klaus Dahlhoff, nun ihre Visionen für das angeschlagene Unternehmen vorgestellt.

In zwei Phasen wollen die Käufer Kress wieder aufbauen. In der Phase eins wird die Hauptaufgabe laut Guido Schmidt erst einmal die Stabilisierung der Geschäfte sein. "Dabei wird jeder Stein umgedreht, macht das Sinn, was bringt es uns?", beschreibt Schmidt das Vorgehen. Dabei würden die Dauerschuldverhältnisse und die Produktionsgröße eingehend geprüft.

Sicher sei man sich jetzt schon, dass das Werk 1 der Firma nicht mehr benötigt wird. "Sie sehen ja, alles hier ist riesig", sagt Schmidt und lässt den Blick aus dem Konferenzraum über das Firmengelände im Bisinger Gewerbegebiet Hinter Stöck schweifen. Die Produktion soll modernisiert und gleichzeitig komplett ins bisherige Werk 2 verlegt werden. Neue Maschinen, die im Zwei-Schicht-Betrieb laufen können, sollen angeschafft werden. So würde einerseits in die mechanische Fertigung investiert, andererseits am Gebäude gespart, freuen sich die Geschäftsleiter über diese Lösung.

Käufer finden: Die schwäbische Tüftlermentalität zeichnet Kress aus

In Phase zwei des Wiederaufbaus geht es an die Innovation. Als absolute "Kompetenz des deutschen Maschinenbaus" sehen die Investoren Kress-Elektrik. "Hier spürt man einfach diese schwäbische Tüftlermentalität", sagt Klaus Dahlhoff, "die Produkte sind langlebig und halten auch die Dauerbelastung durch Profis jahre- und jahrzentelang aus. Da waren wir uns einfach einig: Das muss weiter in Bisingen bleiben." Hier, unter dem Zoller, liege die Kernkompetenz und das geballte Know-How des Unternehmens, sagen die Käufer.

Diese "Topgeräte" wolle man nun durch Innovation noch weiter vorantreiben, neue Produkte entwickeln und zum Beispiel auch mal am Aussehen der Geräte arbeiten. "Statt rot-grau einfach ein bisschen wertiger und moderner aussehen", sagt Dahlhoff und deutet dabei auf einen Fräsmotor in silber und schwarz, der den gewünschten Imagewechsel symbolisieren könnte. "Wir wollen hier die Welt nicht neu erfinden – aber eben ein bisschen", sagt Guido Schmidt. Man hoffe so auf eine neue Position im umkämpften Elektro-Werkzeuge-Markt, "Abnehmer, die ganz robuste Produkte wollen", seien die Zielgruppe.

Zusätzlich produziert die Kress-Elektrik Komponenten für Maschinen anderer Marken – ein weiteres wichtiges Standbein.

Die Neue Leitung operiert von Düsseldorf aus – ist aber oft genug vor Ort

Dass die neue Geschäftsleitung von Düsseldorf aus operiert, halten Schmidt und Dahlhoff für unproblematisch. "Im Gegenteil, das kann sogar von Vorteil sein, da Kress ja seine Kunden überall hat", so Schmidt. Gut dreimal die Woche seien sie trotzdem am Standort Bisingen vor Ort.

 Die Kress-Elektrik mit Sitz in Bisingen hatte im Mai 2016 beim Amtsgericht Hechingen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Die Traditionsmarke Kress entwickelt und produziert seit über 85 Jahren Elektrowerkzeuge. Der Betrieb beschäftigte damals noch rund 80 Mitarbeiter. Das Amtsgericht Hechingen hatte den Sanierungsexperten und Insolvenzspezialisten Rechtsanwalt und Fachanwalt für Insolvenzrecht Jochen Sedlitz von der Kanzlei Menold Bezler zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Zum 1. Januar 2017 wurden dann rund 30 Stellen gestrichen. Die betroffenen Mitarbeiter wechselten alle in eine Transfergesellschaft. Rund 40 Stellen sind noch erhalten. Vor vier Jahren waren noch 150 Mitarbeiter bei Kress beschäftigt.

 Mit Kauf der Kress-Elektrik durch Dr. Schmidt & Collegium gingen die Geschäftsanteile des bisherigen Eigentümers an die Investoren. Die Kompetenz von Kress sei das Know-How, nicht die Produktion, betont Sedlitz, man setze auf Innovation statt auf Masse.

 Die Wurzeln von Kress liegen in Tübingen-Lustnau. Seit 1960 wird am Standort Bisingen produziert. Kress-Produkte sind weltweit im Einsatz und bekannt für ihre hohe Qualität. Die Kernkompetenz liegt in den Bereichen Bohren und Schrauben.

 Im Jahr 2012 hatte das Unternehmen bereits einmal Insolvenz angemeldet. Damals stieg die Gesellschaft des Balinger Unternehmens Krug & Priester GmbH & Co. KG als Investor ein. 2015 wurde Kress wiederum an die Münchener Beteiligungsgesellschaft Callista Private Equity GmbH & Co. KG verkauft.