Ines Mayer und Karl Kleinbach vom Verein Gedenkstätten KZ Bisingen führen morgen, Mittwoch, im Bisinger Museum zum dritten Mal einen Propaganda-Film vor. Foto: Huger Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichte: Gedenkstätten-Verein zeigt "Hitlerjunge Quex" / Diskussion statt Lektion

Von Robert Huger

Der Verein Gedenkstätten KZ Bisingen zeigt morgen den NS-Propagandafilm "Hitlerjunge Quex". Karl Kleinbach und Ines Mayer erklären, warum der Film nicht ohne Vor- und Nachbesprechung vorgeführt werden darf und was das Ziel der Veranstaltung ist.

Bisingen. "Es gibt keine Arbeitsanweisungen", sagt Karl Kleinbach. Er und Susanne Maier – beide Vorstandsmitglieder des Vereins Gedenkstätten KZ Bisingen – übernehmen die Einführung und die Nachbesprechung des Propagandafilms "Hitlerjunge Quex", der anlässlich des Holocaustgedenktags gezeigt wird. "Wir liefern nur Fragestellungen und Anregungen, warum der Film unter Vorbehalt steht", sagt Kleinbrach. Vor Beginn wird dabei die Handlung des Filmes kurz umrissen. "Wir wollen bewusst etwas Spannung abbauen", sagt Ines Mayer, stellvertretende Vorsitzende des Vereins. Das ermögliche den Zuschauern ganz gezielt auf die Machart zu schauen.

Eine zentrale Fragestellung lautet also, mit welchen Mitteln beim Zuschauer Sympathien geschaffen werden sollen. "Es ist wichtig, dass man diese Mittel erkennt", sagt Ines Mayer. Ebenso bedürfe es einer gewissen Grundskepsis im Umgang mit Filmen und Texten, damit der Zuschauer ein Stück weit hinter die Fassade schauen kann.

Eins zu eins kann das Geschehen des Films natürlich nicht in die heutige Zeit versetzt werden. Dennoch birgt der Film in Zeiten von Pegida und Co eine gewisse Aktualität, die sich allerdings auf einer Metaebene abspielt. "Ein wichtiger Zeitbezug ist der Umgang mit Medien", sagt Karl Kleinbach. Jetzt seien es keine Plakate mehr, mit denen Propaganda verbreitet wird, sondern eher Internet-Meldungen auf Twitter und Facebook.

"Der Film ist an einigen Stellen überaus feinsinnig", sagt Kleinbach. Zum Beispiel sei es raffiniert gemacht, wie der Protagonist eine Wandlung durchmacht und seine politische Einstellung ändert. Das sei ganz genau kalkuliert. Es handle sich nicht um einen plumpen Film, wobei der Konflikt "rechts" gegen "links" überaus drastisch dargestellt werde.

Nach dem Film darf ausgiebig diskutiert werden

Mit dem Progandawerk sollten früher schließlich vor allem Kinder aus linksgerichteten Arbeiterfamilien davon überzeugt werden, der Hitlerjugend beizutreten. Und Hitlerjunge Quex übernimmt genau diese Rolle. Nach dem Film wird eine Diskussionsrunde stattfinden. "Wir kommen aber nicht mit Lektionen oder Belehrungen", sagt Kleinbach. Es sei einfach spannend, was andere dazu denken.

Eine derartige Filmvorführung findet nun bereits zum dritten Mal statt. Die Erfahrungen sind dabei sehr positiv. "In den zwei vergangenen Jahre gab es rege Diskussionen", erzählt Ines Mayer. So hoffe sie auch diesmal auf eine rege Teilnahme. Prinzipiell richtet sich die Vorführung an alle. Trotzdem gilt es, die Jugend für das Thema zu sensibilisieren. So sind die Schulen vorab auf den Filmabend hingewiesen worden.

Weitere Informationen: Gezeigt wird der Film morgen, Mittwoch, ab 19.30 Uhr im Museum in Bisingen. Der Eintritt ist frei.