Armin Haspel gratulierte Hilde Finkbeiner, der Witwe des ehemaligen Forstmanns, zum 90. Geburtstag. Foto: Wahl Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Hilde Finkbeiner feiert ihren 90.Geburtstag / Mit dem Motorrad vom Schwarzwald nach Bisingen

Von Jörg Wahl

Der Heimatverein besuchte die Witwe des einstigen Fortsamtmann Hans Finkbeiner, der im Ort einen Teil Geschichte schrieb – Die Pflege des Waldes war seine Lebensaufgabe.

Bisingen. Erinnerungen an einstige Zeiten wurden ausgetauscht, als der Vorsitzende des Heimatvereins, Armin Haspel, dieser Tage Hilde Finkbeiner aufsuchte. Anlass war deren 90.Geburtstag. Sie sei eines der ältesten Vereinsmitglieder. Deshalb gab es neben der Gratulation auch eine Urkunde.

Das Anfang der 50er Jahre in der Laiblache erstellte Forsthaus steht heute noch und zeugt mit dem übergroßen Hirschgeweih an der Außenfassade von der 25-jährigen Tätigkeit Finkbeiners für Wald und Forst, ganz abgesehen von seinem Wirken, was bis heute in Wald und Flur noch deutlich erkennbar ist.

Hilde Finkbeiner erinnert sich noch gut an jene Zeiten zurück: 1949 zog es die Familie Finkbeiner vom Schwarzwald in die Zollergemeinde Bisingen, wo es zuvor nur einen Gemeindeförster gab. Mit dem Motorrad kam das Ehepaar damals in der noch sehr landwirtschaftlich geprägten Ortschaft an. Beim damaligen Bürgermeister Otto Pflumm bewohnten Hilde und Hans Finkbeiner anfangs eine Mietwohnung. Fünf Jahre später zog das Ehepaar Finkbeiner mit Sohn Uli ins neu erstellte Forsthaus in der Laiblache ein. Das Waldrevier reichte vom Hundsrücken, den Albtrauf entlang und vom Heiligen Kopf bis hinüber hinter die Zollerburg.

Zum 1. August 1949 wurde Hans Finkbeiner die Beförsterung der Bisinger und Thanheimer Gemeindewälder sowie rund 3000 Privatwaldbesitzungen übertragen. Bedingt durch den steilen Albtrauf war dies keine leichte Aufgabe und oftmals war er in den Wintermonaten einige Stunden zu Fuß unterwegs, um an seinen Arbeitsplatz zu gelangen, erinnerte sich seine Witwe. Zur Unterstützung stand ihm Waldschütz Josef Hodler zur Seite. Kameradschaft und Geselligkeit unter den Forstleuten war beispiellos.

Nur zwei Jahre später legte der Revierförster die Sprengmeisterprüfung erfolgreich ab. Außerdem wurde Mitte der 50er Jahre die Bodenseewasserleitung verlegt, wo Finkbeiner ebenfalls gefordert war. Befördert wurde er 1966 zum Oberförster, zwei Jahre später zum Forstamtmann.

Nahezu zehn Kilometer Waldwege für die Waldwirtschaft gehen auf das Baukonto von Hans Finkbeiner. Auch der Waldweg zwischen Bisingen und Streichen wurde ausgebaut. Hier konnte sich Armin Haspel, stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins, noch recht gut erinnern, als er zusammen mit einem Kameraden im Auftrag des Försters Finkbeiners die mit Schotter beladenen Lastwagen zählen musste, die den Waldweg "Hinter Bergen" passierte. Schließlich musste ja die Abrechnung stimmen.

Ebenso galt es, eine Großzahl an Wiesenflächen aufzuforsten. Zusammen mit Schulrektor Josef Zimmermann und den Schülern entstand außerdem ein Schulwald. Errichtet wurden in jener Zeit die zwei Schutzhütten "Plauderstüble" am Sommersteigweg und das "Blick ins Ländle" auf dem Ebersberg.

Hilde Finkbeiner wusste noch vieles zu erzählen. So auch vom gewaltigen Erdrutsch am Bisinger Hundsrücken im Jahr 1972. Rund 20 Hektar Wald waren hier betroffen. Bedingt durch Krankheit und Kriegsverletzung wurde Hans Finkbeiner 1975 in den Ruhestand verabschiedet. Nach seinem Tod 1978 mit nur 59 Jahren erwarben seine Frau und sein Sohn das Forsthaus von der Gemeinde.

Leider verstarb auch Hilde Finkbeiners Sohn vor einigen Jahren. Trotz allem ließ sie sich nie entmutigen. Mit körperlicher und geistiger Fitness bewerkstelligt sie ihren Haushalt, geht einkaufen, macht Gräberbesuche und pflegt ihren Garten. Für ein Schwätzle ist sie jederzeit bereit und freut sich auch, wenn Besuch kommt und mit ihr über frühere Zeiten redet. Einen passenden Spruch zum Schmunzeln hat sie dabei stets auf den Lippen.