Claudia Julino vor einer ihrer künstlerischen Arbeiten: Neben der Kunst wird sie sich in ihrer Freizeit nun auch der Bisinger Kommunalpolitik widmen. Foto: Midinet Foto: Schwarzwälder-Bote

Cordula Julino tut was für die Frauenquote am Ratstisch / Die Neuen im Bisinger Gemeinderat (6)

Von Judith Midinet

Bisingen. Ihr Lieblingsthema ist "Schule". Nicht nur, weil sie als Lehrerin vom Fach ist, sondern weil sie möchte, dass Kinder in Bisingen gut aufwachsen. Cordula Julino ist die einzige Frau, die als neues Mitglied in den Bisinger Gemeinderat gewählt wurde.

Sie ist bei den Kommunalwahlen im Mai in das Bisinger Gremium gewählt worden: Cordula Julino hatte vor ihrer Kandidatur die gleichen Bedenken wie sicher viele andere Frauen. "Erst denkt man, das ist aber ein bisschen viel", erzählt die Mutter von zwei kleinen Töchtern. Ein Ehrenamt neben Familie, Beruf und ihren Kunstarbeiten, die sie seit über 20 Jahren begleiten? "Dir traue ich das zu" haben ihr Ehemann und ihr Vater, der selbst Gemeinderatsmitglied war, zu ihr gesagt, erzählt Cordula Julino.

Ihre Bereitschaft für eine Kandidatur war geweckt. In ihrem Vorhaben gestärkt wurde sie auch, als sie feststellte, dass "Frauen in der Kommunalpolitik einen gewissen Seltenheitsgrad darstellen". Dabei sei es doch wichtig, dass auch Frauen in den Gremien vertreten sind, ist die 40-Jährige überzeugt, "sie sind zwar keine besseren Politiker, aber sie haben Erfahrungen in mehr Lebensbereichen." Genau dieser andere Blickwinkel sei wichtig für ein produktives Ganzes. Neben Gisela Birr wird Cordula Julino diesen weiblichen Blickwinkel im Rat vertreten. "Schockierend" fand sie es, dass es so wenig Frauen in den Bisinger Rat geschafft haben. "Es bleibt mir ein Rätsel, wie man das künftig ändern kann", sagt sie.

"Mein Selbstverständnis ist es, unabhängig und überparteilich zu sein", erzählt Cordula Julino. Deshalb sei für sie nur eine Kandidatur bei den Freien Wählern in Frage gekommen. Für Bisingen strebe sie im Gemeinderat eine parteiübergreifende Zusammenarbeit an. Die Fraktionsdisziplin sieht sie kritisch und sie hofft, dass diese die Arbeit des neu zusammengesetzten Gremiums und das Erreichen gemeinsamer Lösungen nicht erschwert. "Grabenkämpfe" fände sie schlimm.

Wichtige Themen in Bisingen sind für sie Schule, Lebensqualität, Familie und Jugend. "Ich möchte, dass meine Kinder hier gut aufwachsen", sagt Cordula Julino. Ihr berufliches Fachwissen kann die Sonderschullehrerin, die an der Lauwasenschule in Balingen arbeitet, auch im Bisinger Gremium einbringen. Künftig ist sie im "Beratenden Ausschuss Schule" und im "Arbeitskreis Kinder, Jugend und Familie" tätig. "Kinder sind unsere Ressourcen von Morgen", sagt sie. Und Bildung ist da für sie entscheidend. Die Bildungsreform hält sie für "eine gute Chance, dass Schule humaner wird". "Allerdings müssen die personellen Bedingungen stimmen und es müssen individuelle Lösungen gefunden werden", sagt Cordula Julino. In Bisingen sei bisher viel für das äußere Erscheinungsbild der Schule getan worden, aber um die Weichen für die Zukunft zu stellen, "gehe es jetzt erst ans Eingemachte".