Rund 350 verschiedene Ausbildungsberufe und 11.000 Bachelor-Studiengänge gibt es in Deutschland. Da kann die Wahl schwerfallen. Zumal davon auch abhängt, wie viel man später verdient. Foto: Uni Heidelberg

Rund 350 verschiedene Ausbildungsberufe und 11.000 Bachelor-Studiengänge gibt es in Deutschland. Da kann die Wahl schwerfallen. Zumal davon auch abhängt, wie viel man später verdient. Wer jungen Leuten bei dieser Entscheidung hilft – ein Überblick

Rund 350 verschiedene Ausbildungsberufe und 11.000 Bachelor-Studiengänge gibt es in Deutschland. Da kann die Wahl schwerfallen. Zumal davon auch abhängt, wie viel man später verdient. Wer jungen Leuten bei dieser Entscheidung hilft – ein Überblick:

Das Beispiel

Das Beispiel

Seit der achten Klasse hat Jan Meier aus Sachsenheim (Kreis Ludwigsburg) gegrübelt, was er einmal werden möchte. In diesem Jahr hat der 19-Jährige Abitur gemacht, und er hat sich für ein Maschinenbau-Studium entschieden. „Ich habe schon immer gern mit meinem Vater Oldtimer repariert, das hat am Ende den Ausschlag gegeben“, sagt der junge Mann .

Trotzdem war die Entscheidung nicht einfach, denn Jan Meier wollte nicht nur graue Theorie lernen. „Der Praxisbezug war mir sehr wichtig, aber ich wollte auch lernen, wie ein Motor entwickelt wird.“ Er studiert jetzt an der Dualen Hochschule in Stuttgart. Wie eine Ausbildung hat das duale Studium theoretische und praktische Anteile. „Auf die Idee bin ich durch einen Bekannten meines Vaters gekommen, der bei einem Automobilzulieferer arbeitet“, sagt Jan Meier. Er bewarb sich beim selben Unternehmen – und wurde genommen.

„Ohne meinen Vater hätte ich es nicht so leicht gehabt“, sagt Jan Meier. „Viele meiner Altersgenossen wissen nicht einmal, welche Richtung sie beruflich einschlagen wollen.“ Tatsächlich ist bei vielen Schulabsolventen die Ratlosigkeit groß. Wer von den Eltern keine Hilfestellung bekommt, muss sich selbst auf die Suche machen nach der eigenen Begabung und den Interessen. Wir haben auf dieser Seite zusammengetragen, wer bei der Berufswahl helfen kann. 

Die Schulen

Die Schulen

Den Gymnasien ist weitgehend selbst überlassen, wie sie die Berufsorientierung ausgestalten. Ein sogenannter Bogy-Lehrer ist dafür zuständig. Seit 2004 ist das Thema im Bildungsplan vorgeschrieben. Gemeinsam ist den Gymnasien in Baden-Württemberg, dass alle Schüler in der zehnten Klasse ein Betriebspraktikum machen müssen. „Und fast alle Gymnasien laden im Rahmen der Berufsorientierung Fachleute aus verschiedenen Branchen in die Schulen ein zu Informationsabenden oder Vorträgen“, heißt es beim Regierungspräsidium.

In den Realschulen, Werkrealschulen und Hauptschulen hat das Thema Berufswahl von der fünften Klasse an Priorität. „Ziel ist es, dass jeder Schüler nach seinem Abschluss entweder auf eine weiterführende Schule geht oder einen Ausbildungsvertrag hat“, sagt Matthias Kaiser, der stellvertretende Amtsleiter des Staatlichen Schulamts in Stuttgart.

Dazu dienen Besuche von Vätern, die ihren Beruf vorstellen, Praktika, Bewerbungstrainings und Einzelgespräche mit Sozialarbeitern. „Die Schulen führen das weitgehend in Eigenregie durch mit Hilfe von Partnern wie der Caritas, der Evangelischen Gesellschaft und den Jugendhausvereinen durch“, sagt Kaiser. Hilfestellung erhalten die Schulen auch von den Arbeits- und Jugendämtern. Sie bieten Beratungen an und liefern Informationsmaterial. 

Die Unis

Die Unis

Für Schüler gibt es Studieninfotage, für Erstsemester Einführungsveranstaltungen und für alle Studenten Beratungsgespräche. Das Angebot der Studienberatung an den Unis und Hochschulen ist breit gefächert und klingt, wenn man die Zahlen hört, gewaltig. An der Uni Stuttgart fallen pro Jahr 2800 Einzelberatungen an, wobei in den Geistes- und Sozialwissenschaften der Bedarf am größten ist. Hinzu kommen 1000 Gruppenberatungen und etwa 25 000 Beratungen per E-Mail, Telefon und auf dem Postweg. Besonders wichtig wird das Beratungsangebot, wenn bei Studenten ein „Gefühl der Überforderung“ entsteht. „Wir bemerken, dass solche Probleme inzwischen häufiger auftreten als früher“, sagt Sonja Puderwinski, die Leiterin der Zentralen Studienberatung der Uni Hohenheim. Prüfungsängste, Beziehungskrisen, Zeitnot durch den Zwang des Geldverdienens können sich aufschaukeln.

An der Hochschule für Medien in Stuttgart gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen der Quote der Studienabbrecher und Studienfach. „In Fächern mit hohen Bewerberzahlen ist die Abbrecherquote nahezu null“, sagt Mathias Hinkelmann, Prorektor für Lehre. „In Fächern mit wenig Bewerbern ist die Quote viel höher.“

Die Dualen Hochschulen bieten darüber hinaus Informationstage an, bei denen sich Schüler direkt in den Partner-Unternehmen umschauen können. 

Die Berufsberatung

Die Berufsberatung

Die Bundesarbeitsagentur für Arbeit bietet Berufsberatungen für Schüler an. In einem ersten Schritt kann man sich informieren und mit geschulten Experten die eigenen Neigungen und Eignungen erörtern.

„Kommt jemand zu uns, der noch gar nicht weiß, wo es hingehen soll, bieten wir ihm unseren berufspsychologischen Service an“, sagt Paul Ebsen, Pressesprecher der Bundesagentur in Nürnberg. Durch einen Test können die Betroffenen herausfinden, wo die Stärken und Schwächen liegen. Mit dem Ergebnis gehen sie anschließend wieder zu der Berufsberatung, um sich dort über die Möglichkeiten zu informieren. „Nicht jeder muss ein Studium machen, man kann auch erst einmal mit einer Ausbildung beginnen“, sagt Paul Ebsen.

Die Berater informieren den Schüler außerdem darüber, wie die Chancen später auf dem Arbeitsmarkt aussehen. So würde man auf ein Überangebot hinweisen, jedoch nicht von der bevorzugten Ausbildung oder dem Studium abraten. „Am Ende muss der Schüler selbst entscheiden, was für ihn das Beste ist.“ 

Die Wirtschaft

Die Wirtschaft

Azubi-Speed-Dating, Herzblatt-Aktionen – wenn man sich die Angebote ansieht, mit denen die Industrie- und Handelskammern (IHK) in Baden-Württemberg um Nachwuchs werben, könnte man meinen, es ginge um die Anbahnung von Liebesbeziehungen. Weil die IHK für die Zukunft einen größeren Mangel an Azubis als an Akademikern erwartet, liegt ihr Fokus darauf, Auszubildende zu werben. So gehen die Berater der Kammern in alle Schultypen, um über Berufsbilder zu informieren. Gleichzeitig gibt es bei ihnen Beratungsstellen, an die sich Jugendliche wenden können.

Über soziale Medien wie Facebook oder die Lehrstellenbörsen im Internet (www.stuttgart.ihk24.de; www.hwk-stuttgart.de) können Jugendliche Kontakt zu Kammern und Unternehmen aufnehmen. Bei Aktionen wie dem Azubi-Speed-Dating oder Herzblatt – Unternehmer-suchen-Azubis haben Bewerber die Möglichkeit, verschiedene Arbeitgeber in kurzer Zeit kennenzulernen. Mittlerweile haben außerdem 93 Prozent aller Schulen eine Bildungspartnerschaft mit einem oder mehreren Unternehmen. Dabei kommen Firmenvertreter in die Schulen, zeigen unter anderem Karrieremöglichkeiten mit und ohne Studium auf, beraten zum Thema Bewerbung, bieten Praktika und Schnuppertage im Betrieb an.

Um für Abiturienten attraktiver zu sein, klärt das Handwerk auch über die Kombination aus Ausbildung und Studium auf. Am 21. September findet der bundesweite Tag des Handwerks statt, der mit zahlreichen Aktionen über das Handwerk informiert (www.handwerk.de). Derzeit hat jeder fünfte Azubi in Industrie und Handel sowie jeder zehnte im Handwerk Abitur. 

Die Studieninformation

Die Studieninformation

Die Servicestelle Studieninformation des Wissenschaftsministeriums Baden-Württemberg bietet verschiedene Möglichkeiten an, um den Schülern in ihrer Entscheidungsfindung zu helfen. Dazu gehören die sogenannten Studienbotschafter. Diese speziell geschulten Studenten informieren an den Schulen über ihren Studiengang. „Die Schüler können sich auch direkt an den Studienbotschafter wenden“, sagt Marja Kukowski-Schulert, stellvertretende Referatsleiterin bei der Servicestelle. Außerdem bietet diese auf der Internetseite www.was-studiere-ich.de einen kostenlosen Orientierungstest an. Seit der Einführung im April 2010 haben an dem Test rund zwei Millionen Menschen teilgenommen. In Baden-Württemberg muss man einen solchen Test vorweisen, wenn man zu einem Studium zugelassen werden will. Das Wissenschaftsministerium empfiehlt jedoch, sich mit dem Ergebnis noch einmal individuell bei einer Studienberatung zu informieren.

Ein weiteres Angebot ist das zweitägige Entscheidungstraining Best, das von Wissenschafts- und Kultusministerium in Zusammenarbeit mit Schulen, Hochschulen und Arbeitsagenturen organisiert wird. Über die Seite www.bw-best.de kann man sich anmelden. Bisher haben 8000 Schüler seit der Einführung im Jahr 2010 teilgenommen.

Informationen zu freien Studienplätzen bieten die Internetseiten www.freie-studienplaetze.de und www.studieren.de.