Das 0:5-Debakel in Stuttgart war zu viel: Berlin setzt Skibbe nach eineinhalb Monaten vor die Tür.

Stuttgart/Berlin - Fünf Pleiten aus fünf Spielen und als Tiefpunkt das 0:5-Debakel in Stuttgart waren zu viel: Hertha BSC hat sich nach nur eineinhalb Monaten von Trainer Michael Skibbe getrennt. Das bestätigte der Kapitän des Berliner Fußball-Bundesligisten, André Mijatovic, am Sonntag. „Das Geschäft ist so“, sagte der Verteidiger lapidar. Die Mannschaft sei vor dem Training über die Entscheidung informiert worden, Skibbe hatte sich noch am Morgen vom Team verabschiedet.

Skibbe war in der Winterpause verpflichtet worden

Erst in der Winterpause war der Coach als Nachfolger von Markus Babbel verpflichtet worden. 52 Tage nach der Vorstellung war das Kapitel Hertha BSC für den früheren DFB-Coach schon wieder beendet. Für den ohnehin mit rund 35 Millionen Euro verschuldeten Hauptstadtverein dürfte die vierte Trainerentlassung unter Manager Michael Preetz sehr teuer werden: Skibbe war aus seinem Vertrag beim türkischen Erstligisten Eskisehirspor herausgekauft worden und hatte in Berlin einen Kontrakt bis 2014 erhalten.

Die Hertha-Verantwortlichen zogen frühzeitig die Notbremse, nachdem offensichtlich immer mehr Parallelen zur Abstiegssaison 2009/10 erkannt worden waren. Damals hatte Hertha nach der Trennung von Erfolgscoach Lucien Favre bis Saisonende an dessen erfolglosem Nachfolger Friedhelm Funkel festgehalten. Das Jahr in der 2. Liga und der Wiederaufstieg haben Hertha rund 60 Millionen Euro gekostet.

Berlin in akuter Abstiegsgefahr

Nach insgesamt fünf Liga-Pleiten in Serie ist der Berliner Club wieder in akuter Abstiegsgefahr. „Wir müssen jetzt versuchen, aus der Krise herauszukommen“, erkannte Kapitän Mijatovic. Hertha hat keines der vergangenen zehn Spiele in der Bundesliga gewonnen. Das 0:5 beim VfB Stuttgart bezeichnete Skibbe als „absolute Katastrophe“ - so eine „schlimme erste Halbzeit“ habe er als Trainer noch nie erlebt. In der Bundesliga hatte Hertha überhaupt erst zweimal höher verloren: 1980 gegen den HSV und 1991 in Bremen setzte es jeweils 0:6-Niederlagen. Immerhin wurde dem Coach ein Negativ-Rekord bei Auftaktniederlagen erspart: Uwe Reinders war 1993 mit fünf Bundesliga-Niederlagen in Serie gestartet.

Fans stürmen das Vereinsgelände

Am Sonntag nach der Klatsche von Stuttgart war es in Berlin zu skurrilen Szenen gekommen, als rund 200 aufgebrachte Fans das Vereinsgelände stürmten. Zunächst folgten die Anhänger einem Teil der Mannschaft - die mit dem Auslaufen begonnen hatte - stumm, anschließend organisierte ein Fan-Beauftragter eine Aussprache mit 15 Spielern. Kurzzeitig wurde die Situation brenzlig, als die vorwiegend schwarz gekleideten Anhänger mit einigen Profis heftig stritten. „Ich geh' länger zur Hertha, als du hier spielst!“, brüllte ein Anhänger. „Heute hatten die Fans alles Recht der Welt, uns zu kritisieren“, räumte Mijatovic nach einer 35 Minuten langen Diskussion ein.

Die Fans hätten vor allem mehr Kampf von den Profis gefordert. „Das ist das einzige, was ich versprechen kann“, betonte Mijatovic. Schon am Samstag hatten der Innenverteidiger und Teamkollegen in Stuttgart mit den erzürnten Fans diskutiert, während andere wie geprügelte Hunde vom Rasen schlichen. „Das war eine katastrophal desolate Leistung. Wenn wir so weiterspielen, steigen wir ab“, sagte Mijatovic. Coach Skibbe schaute so sauertöpfisch wie lange nicht mehr, Manager Preetz machte eine Leichenbittermiene.

Mittelfeldmann Peter Niemeyer meinte niedergeschlagen: „Die erste Halbzeit war unser Spiel grausam. In der zweiten Halbzeit war es grausam, überhaupt auf dem Platz zu stehen.“ Auf die Frage, ob er im nächsten Match gegen Borussia Dortmund noch auf der Trainerbank sitzen werde, hatte Skibbe noch am Samstag geantwortet: „Ja, davon gehe ich aus.“