Auch heute noch, 50 Jahre später, ist die Fliegergruppe Lahr-Ettenheim stolz auf ihren Platz. Foto: Fliegergruppe

Wenn die Fliegergruppe Lahr-Ettenheim am 9. und 10. September ihr Flugplatzfest veranstaltet, wird sie dabei auch ein Jubiläum feiern: Ihr Platz zwischen Walldorf und Altdorf bietet ihnen seit 50 Jahren eine Heimat.

Wen die Leidenschaft zum Fliegen gepackt hat, den lässt sie in der Regel nicht mehr los. Das gilt früher wie heute. Als nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland der Motorflug verboten wurde, wandten sich Ende der 1920er-, Anfang der 1930er-Jahre viele Piloten dem Segelflug zu. Denn bei diesem startet man mithilfe von Gummiseilen oder Winden und steigt nur dank der Thermik weiter auf.

So wurde auch 1931 in Dinglingen, beim heutigen Flugplatz Lahr, eine Segelfliegergruppe gegründet.

Bereits 1934 wurde sie jedoch im Zuge der nationalsozialistischen Gleichschaltung in das Nationalsozialistische Flieger Korps oder die Hitlerjugend eingegliedert.

Platz bei Mietersheim wich den Fiat-Werken

1951 erfolgte dann der Neustart auf dem Langenhard. Denn der vorherige Flugplatz in Dinglingen war zum Nato-Flugplatz umfunktioniert worden. Weil die Verhältnisse auf dem Langenhard jedoch zu beengt waren, siedelte der Verein 1961 auf die Freimatten zwischen Mietersheim und Kippenheim um. Doch auch dort war der Fliegergruppe kein langes Bleiben beschieden. 1968 wurde der Gruppe der Pachtvertrag vorzeitig gekündigt, weil die Fiat-Werke sich dort ansiedeln wollten. Für die Flieger war es ein großer Schock, es musste ein neues Gelände gefunden werden. Die Talsenke zwischen Altdorf und Wallburg wurde damals als beste Alternative erachtet, um sich zwischen den anderen beiden Flugplätzen in Freiburg und Offenburg sinnvoll zu platzieren.

Doch leicht war für die Flieger der Start nicht. „Es dauerte drei Jahre, bis man dort fliegen konnte. Auf der einen Seite gab es Pappelwald, der in Eigenregie gerodet werden musste. „Auf der anderen Seite sumpfige Wiese“, erinnert sich Gerhard Hiss. Es war an den Mitgliedern der Fliegergruppe gewesen, das unwirtliche Gelände in ihre neue Heimat umzuwandeln. „Die Abfindung, die wir damals für die vorzeitige Kündigung des Pachtvertrags bekommen hatten, hatte gerade für die Planierung des Platzes gereicht“, so Hiss.

März 1971 begannen auf dem Gelände Altdorf-Wallburg die Planierarbeiten. Foto: Archiv

Mit Hilfe der Firma Greschbach entstand der Hangar, in dem inzwischen auch die Werkstatt der Fliegergruppe untergebracht ist. Einen Teil des Geländes hatte der Verein selbst gekauft, einen anderen von Altdorf und Wallburg angemietet. Vom 31. Mai bis 3. Juni wurde der Flugplatz offiziell eingeweiht, am 11. August 1974 wurde das Fluggelände als Sonderlandeplatz zugelassen.

Kein Hobby für Reiche

Damals wie heute ist es auch der Kampf mit der Natur, der einen Reiz des Hobbys Seelenfliegen ausmacht, erklärt Hiss. „Man braucht ein Gespür für Aufwinde. Wenn man mit dem Segelflieger nach oben will, muss man sich diese zu Gebrauch machen.“ Auch eine gute Hand-Augen-Koordination ist hilfreich, um beim Segelfliegen erfolgreich zu sein, erklärt der Vorsitzende der Fliegergruppe Christian Pieles. Es einmal auszuprobieren, dazu ist jeder eingeladen. Zumal das Hobby sehr nachhaltig ist, da die Segelflieger – da sie keine Motor haben – keine Emissionen verursachen. Bis auf den Betrieb der Winde, mit der sie hochgezogen werden. „Segelfliegen ist kein Hobby für Reiche“, räumt Mitglied Laura Arheidt mit einem weit verbreiteten Klischee auf. Mit einem Beitrag von insgesamt 700 Euro im Jahr – also etwa 64 Euro im Monat – ist man als Erwachsener dabei – egal, ob mit oder ohne Flugerfahrung. Auch die Schulung, mit der man ab 14 Jahren starten kann, muss man nicht extra zahlen.

Segelfliegen ist Teamsport

Dafür ist am Platz Zusammenhalt gefragt. Denn damit ein Segelflieger in die Luft kommt, sind mehrere Mitglieder gefragt, die – auch wenn sie an diesem Tag vielleicht nicht starten – entsprechend ihrer Kompetenzen eingeteilt sind: etwas an der Winde als Flugleiter oder Fluglehrer. Dafür sind die anderen Mitglieder dann zur Stelle, wenn sie selbst fliegen wollen. Am Ende kommt es dann aufs Wetter und das Geschick des jeweiligen Piloten an, ob das Flugzeug dann ein paar Minuten oder ein paar Stunden in der Luft ist.

Das ist beim Flugplatzfest geboten

Die Fliegergruppe Lahr-Ettenheim veranstaltet am Wochenende, 9. und 10. September, ihr Flugplatzfest beim Flugplatz Altdorf-Wallburg. Der Eintritt ist frei. Gestartet wird am Samstag um 11.30 Uhr und am Sonntag so gegen 10.30 Uhr. Gezeigt wird an diesem Tag „alles rund ums Fliegen“, erklärt der Vorsitzende Christian Pieles. Ein besonderer Höhepunkt wird dabei der Motorkunstflug mit Thomas Bader aus Villingen-Schwenningen mit seiner Extra 330 SC sein. Es werden an diesem Tag aber auch Rundflüge mit dem Motorsegler, dem Motorflugzeug und Ultraleicht angeboten. Segelkunstflug mit Loopings, Rollen und Turns ist ebenso zu sehen wie Modellflug mit den beiden Modellflug-Piloten Lukas und Niklas. Auch Tandemspringen wird an diesem Wochenende möglich sein. Für Speisen und Getränke wird die Fliegergruppe sorgen