Gerhard Binder aus Boll inmitten seiner Turopolje-Schweine Foto: Jauch

Gerhard Binder ist ein Fan der bedrohten Nutztierrasse Turopolje-Schweine und hat drei Exemplare in seinem Stall. Die Rasse ist gegen Kälte und Krankheiten unempfindlich. Derzeit sucht Binder noch einen Eber, um sicherzustellen, dass es Nachwuchs gibt.

Pferde, Schweine und Hühner zu halten, ist das Hobby von Gerhard Binder. Nicht nur das, der Pensionär aus Boll hat ein ganz besonderes Faible für alte Nutztierrassen. Jahrelang hat er Schwarzwälder Füchse gezüchtet, Kaltblutpferde, die besonders für die Waldarbeit geeignet sind. Stolz kann er hier diverse Pokale vorzeigen.

Seit letztem Jahr hat es Gerhard Binder eine Schweinerasse besonders angetan. Damals hatte er drei Ferkel des Turopolje-Schweins gekauft. Aufmerksam geworden war Binder auf die Rasse, weil sie auch „Dalmatiner-Schwein“ genannt wird. Die Schweine sind mit einem weißen oder grauen Haarkleid mit dunklen Flecken ausgestattet, ähnlich wie die gleichnamige Hunderasse. Kaufen konnte Binder die Ferkel bei einem Züchter in Bad Wurzach.

Turopolje-Schweine können schwimmen und tauchen

Ursprünglich beheimatet sind die Turopolje-Schweine jedoch in Kroatien. Die Region Turopolje liegt in der Nähe von Zagreb entlang des Donauzuflusses Drave. In deren feuchten Auwäldern wurden die Schweine traditionell von Hirten zur Mast getrieben. Dabei haben sie sich an die Überschwemmungsflächen angepasst: Sie sind ausgezeichnete Schwimmer und Taucher und suchen nach Wasserpflanzen und Muscheln.

Entstanden ist die Rasse um 1755, als in das heimische, helle Siska-Schwein unter der Herrschaft Maria Theresias dunkle Eber aus England der Leicester- und der Berkshire-Rasse eingekreuzt wurden. Die robusten und gegen Kälte und Krankheiten unempfindlichen Turopolje-Schweine sind jedoch wegen der Umwandlung der Auflächen in landwirtschaftliche Flächen und in der Folge des Jugoslawien-Krieges fast ausgestorben. Einige der letzten Tiere kamen in den 1990er-Jahren nach Österreich, unter anderem in den Tierpark Schönbrunn. Seither wird die Rasse insbesondere in Österreich gezüchtet, inklusive Zuchtbuch. Sie gilt aber immer noch als stark gefährdet.

Die Schweine wiegen rund 130 Kilogramm

Bei Gerhard Binder geht es den drei Turopolje-Schweinen im wahrsten Wortsinn saugut. Sie werden, ohne Zusatzfutter und –stoffe, ausschließlich mit Getreide, Gras, Heu und Gemüseabfällen gefüttert und haben immer ein sauberes Strohbett – für ihr Geschäft nutzen die Schweine konsequent das WC, ein kleiner Stallanbau. Wenn Tochter Manu dabei ist, gibt es Streicheleinheiten. Dann legen sich die rund 130 Kilogramm schweren Schweine auf die Seite und lassen sich ausgiebig kraulen.

Auch wenn die haarigen Schweine mehr oder weniger zur Familie gehören, für zwei von ihnen ist der Termin beim Metzger schon vereinbart. Das Fleisch und der Speck sollen sehr wohlschmeckend sein. Eine der Sauen ist dazu bestimmt, Mutter zu werden.

Binder sucht einen Eber für das Weibchen

Gerhard Binder ist noch auf der Suche nach einem Eber, von dem sie gedeckt werden könnte, die Alternative ist die künstliche Besamung. Rasserein soll es sein. Ebenso überlegt sich Binder, die Schweine im Sommer im Freiland zu halten, wozu sie eigentlich prädestiniert sind. Allerdings stellt dies an den Zaun gewisse Herausforderungen, die Schweine graben gern.

Wie auch immer sich die Turopolje-Schweine-Zucht in Boll entwickeln wird: Die Tiere zur Eichelmast in den Zollerwald oder zum Muscheltauchen an den Bröller zu treiben, das hat Gerhard Binder vorerst nicht geplant.