Korbmacher bei der Arbeit: Ludwigsburg Calvin Harris (am Boden, im Spiel gegen Oldenburg) wünscht gutes Gelingen Foto: Pressefoto Baumann

Es war ja klar, dass die Bäume in dieser Saison nicht in den Himmel wachsen. Unter Ludwigsburgs Basketballfans reift die Erkenntnis: Die Play-offs sind nicht mehr als ein schöner Traum.

Ludwigsburg - Es sind Szenen wie diese, die den Fan der MHP Riesen Ludwigsburg verzweifeln lassen: 80 Sekunden vor dem Ende des Spiels steht Mario Stojic mutterseelenallein an der Dreierlinie. Sein Team hat kurz zuvor eine Aufholjagd gestartet und den Rückstand gegen die EWE Baskets Oldenburg auf fünf Punkte verkürzt. Aber Stojics Wurf verfehlt den Korb. Dann hat Keaton Grant fünf Sekunden vor der Schlusssirene noch einmal die Chance, mit einem Dreier zuzuschlagen – aber er trifft nur den Ring. So setzt es vor 3380 Zuschauern in der Ludwigsburger MHP-Arena eine 86:90-Niederlage gegen den letztjährigen Play-off-Finalisten.

„Wir haben viel Herz gezeigt und trotz der Niederlage Selbstvertrauen getankt. Oldenburgs Systeme sind am Ende gut gelaufen. Das ist uns nicht gelungen. Deshalb ist der Sieg der Gäste verdient“, sagte Trainer John Patrick.

Zuvor hatte er einen keinesfalls übermächtigen Gegner gesehen. Ludwigsburg lag zwar über die komplette Spieldauer in Rückstand, aber nie mit mehr als 13 Punkten. Immer wieder kämpften sich die Riesen heran. Doch sobald es eng wurde, konnte Oldenburg einen Gang höher schalten. Der Tabellenvierte war in den entscheidenden Situationen entschlossener, nervenstärker, selbstbewusster und treffsicherer.

Ludwigsburg steht auf Rang sechs

Vor allem an der Freiwurflinie zeigte sich der Unterschied. Zehn verworfene Freiwürfe waren in diesem engen Spiel nicht zu verkraften. Die Oldenburger dagegen vergaben nur vier Versuche. Und das spiegelte sich letzten Endes im Ergebnis wider.

„Der Sieg gegen einen spiel- und kampfstarken Gegner war hart erkämpft. Wir haben sehr gut kombiniert und profitierten von einer hohen Trefferquote“, sagte Oldenburgs Coach Sebastian Machowski.

Sein Team belegt nun den vierten Tabellenplatz, Ludwigsburg steht auf Rang sechs. Das liegt immer noch deutlich über dem Saisonziel dieser Spielzeit. Denn eigentlich geht es nur darum, mal ohne Abstiegssorgen durch die Saison zu kommen. Doch nach dem starken Saisonstart keimten unter den Basketballfans erste Hoffnungen auf die Play-offs. Nach der dritten Niederlage im dritten Spiel gegen ein Topteam muss man sich nun eingestehen, dass die Riesen für die Großen der Liga noch zu klein sind.

„Wir verbessern uns stetig, haben aber noch Luft nach oben. In den letzten Minuten ist es eine Frage des Selbstvertrauens, wir sind manchmal ein bisschen zu nervös. Oldenburg hat erfahrene Spieler, die dann ihre Spielzüge durchspielen und cool bleiben. Das müssen wir in Zukunft auch hinbekommen“, sagt Patrick und hofft auf einen Lerneffekt. Immerhin ist der letztjährige Absteiger, der nur aufgrund eines Lizenzkaufs in der Liga bleiben durfte, mit 8:6 Punkten weiterhin sehr ordentlich im Rennen.

Die Oldenburger agierten irgendwie cleverer

Auch gegen Oldenburg stimmten Einsatz und Moral. Das Team bot eine Leistung, auf der sich aufbauen lässt. Vor allem Topscorer C.J. Harris legte mit 23 Punkten erneut einen bärenstarken Auftritt hin und lieferte sich in der ersten Halbzeit ein packendes Duell mit Oldenburgs Julius Jenkins (22), der in den ersten zwei Vierteln wohl auch vom Parkplatz aus in den Korb getroffen hätte. „Wir wussten, dass Julius Jenkins und Rickey Paulding gut werfen können, aber wir haben es einfach nicht geschafft, das zu verhindern“, ärgerte sich John Patrick.

Sein Team war schnell ins Hintertreffen geraten, der Trainer nahm seine erste Auszeit nach acht Minuten beim Stand von 11:22. Im zweiten Viertel kamen die Barockstädter besser ins Spiel, es sah nach einer Aufholjagd aus. Aber jedes Mal wenn die Hausherren in Reichweite kamen, streute Jenkins einen Dreier ein (4/4 Dreier zur Halbzeit). Ludwigsburg blieb auch im Anschluss immer in Reichweite, vermittelte aber nie den Eindruck, diese Partie noch drehen zu können. Die Oldenburger agierten irgendwie cleverer.

Am kommenden Samstag um 19 Uhr haben die Riesen erneut die Möglichkeit, ein Topteam der Liga zu besiegen. Dann sind sie in Ulm zu Gast.