Treiben das Projekt des Generationennetzwerks voran (von links): Peter Schwaibold, Andrea Hildwein und Walter Baumann. Verwirklicht werden soll ein im Zollernalbkreis einzigartiges Mehrgenerationenwohnhaus. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Bauvorhaben: Das Balinger Generationennetz will schon bald ein Mehrgenerationenwohnhaus verwirklichen

Das Balinger Generationennetz geht mit festen Schritten und voller Elan das Projekt Mehrgenerationenwohnhaus an. Entstehen soll ein in dieser Form im Zollernalbkreis bisher einmaliges Wohnhaus.

Balingen. Nicht der Bau aus Steinen, Holz oder Beton stehe im Vordergrund, sondern die Menschen, die darin wohnen – es gehe um die Bildung einer Lebensgemeinschaft, erklären Peter Schwaibold, Walter Baumann und Andrea Hildwein vom Generationennetz im Gespräch mit unserer Zeitung. Dabei handele es sich um ein "Kontrastprogramm" zu dem, was bisher üblicherweise als Wohnform für ältere Menschen angeboten werde: Ziel sei nicht eine anonyme Nachbarschaft innerhalb eines großen Wohnkomplexes, sondern die Bildung einer Solidargemeinschaft mit Synergieeffekten.

Seit rund zwei Jahren beschäftigt sich das Generationennetz mit dem Projekt. Ursprünglich war ein Neubau an der Froschstraße in der Balinger City angedacht, zusammen mit der Wohnbau. Das ließ sich nicht realisieren (wir berichteten). Derzeit ist man nun mit der Frage des Bauplatzes, dem Vertragswerk und der Finanzierung intensiv beschäftigt – mittlerweile ist das Projekt so weit gediehen, das das Genartionennetz erstmals an die Öffentlichkeit geht. Baubeginn könnte demnach im Herbst 2017 sein.

Ältere Menschen seien – zumal nach dem Tod des Lebenspartners – oft der Gefahr der Vereinsamung ausgesetzt und müssten Hilfe von außen in Anspruch nehmen. Dem wolle man mit dem geplanten Mehrgenerationenhaus auf neue Weise begegnen: durch die Hausgemeinschaft, in der sich jeder Bewohner in einer "gesunden und realistischen Mischung aus Nähe und Selbstständigkeit" verpflichtet, für die anderen in allen Lebenslagen Mitverantwortung zu übernehmen und füreinander da zu sein – und nicht nur miteinander in einem Haus zu wohnen: quasi eine große Familie unter einem Dach.

Ausdrücklich sollen zu dieser Familie neben älteren Menschen auch Familien oder Alleinerziehende mit Kindern gehören. Die unterschiedlichen Generationen können sich so gegenseitig unterstützen und anregen – etwa bei der Hilfe im Haushalt und Betreuung der Kinder, beim Einkauf oder beim gemeinsamen spielen.

Geschaffen werden soll, das betonen Schwaibold, Baumann und Hildwein zudem, "bezahlbarer Wohnraum". Rund 20 Wohneinheiten unterschiedlichster Größe – von 60 bis 120 Quadratmeter – sind auf drei Ebenen geplant. Dazu soll eine WG mit fünf Appartments kommen. Ein großes offenes Atrium soll als Treffpunkt inmitten des Hauses dienen; die Bewohner haben gleichzeitig die Möglichkeit, sich in ihre eigenen vier Wände zurückzuziehen. 15 Interessenten im Alter zwischen 50 und 78 Jahren gebe es derzeit, nun wolle man noch gezielter auch junge Leute für das Projekt gewinnen.

Um dessen Nachhaltigkeit sicherzustellen, soll eine GmbH & Co. KG gegründet werden: Ein Teil der 15 derzeitigen Interessenten bringe Kapital ein und erwerbe sich dadurch ein Wohnrecht. Weitere Kommanditisten seien willkommen, sagt Walter Baumann. Man könne auch zur Miete wohnen, auch Sozialwohnungen seien geplant. Innerhalb der Hausgemeinschaft habe jeder Bewohner dasselbe Stimmrecht, egal ob Mieter oder Gesellschafter. Gemeinsam soll die Form des Zusammenlebens bstimmt werden, gemeinsam wird auch über neue Bewohner entschieden.