Martin Luther und kein Ende: Das Ensemble theaterlust führt in der Balinger Stadthalle das Stück "Anfang und Ende eines Mythos" auf. Foto: Posch Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Luther-Schauspiel in der Stadthalle

Balingen. "Martinus Luther – Anfang und Ende eines Mythos" heißt das Schauspiel von John von Düffel mit Live-Musik, das am Dienstag, 14. November, ab 20 Uhr in der Balinger Stadthalle von theaterlust, München, aufgeführt wird. Einen kostenloser Einführungsvortrag in das Werk gibt es ab 19.30 Uhr im Kleinen Saal der Stadthalle.

Ein Kämpfer, ein Streiter. Beseelt, kompromisslos, im schlimmsten Fall gnadenlos. Ein Berufener. Am härtesten ist er zu sich selbst. Der junge Bettelmönch Martinus, der seiner weltlichen Karriere – und wahrscheinlich wäre es eine glänzende gewesen – abgeschworen hat, um sein Leben Gott zu weihen.

Ein Gewitter ist der Moment seiner Bekehrung, ein Donnerschlag wird es für die Welt. Der Bettelmönch Martinus, bekannter als Martin Luther, sorgte für eine der massivsten Zäsuren in der Geschichtsschreibung.

500 Jahre ist das jetzt her. Ein Gewitter also und ein Gelübde in Todesgefahr. Dann der Eintritt ins Kloster, die Abkehr von der Welt, und, das Ärgste: das Geständnis vor dem Vater. Das erste Mal, dass sich der Sohn auflehnt. Mit diesem Vater aber kann das nur zum Bruch führen. Es ist Martins erster Bruch mit der Autorität. Doch das gehört zu seinem Weg. An dessen Gipfel steht der Bruch mit der höchsten Macht, dem Papst.

Der kleine Mönch Martinus, einst ein Häuflein Elend angesichts der eigenen Sündhaftigkeit, gebeutelt und erdrückt von Selbstzweifeln, fordert die größte Macht der Welt heraus, zieht die grundlegendsten Glaubenssätze in Frage, prangert Korruption und Bigotterie der päpstlichen Kurie an, wettert gegen den Ablass. Er krempelt die Welt um, religiös wie politisch. Doch hier ist sein Weg nicht zu Ende.

Der einst junge Revolutionär wird alt, wird krank, wird fett, verhärtet und verbittert nach all den Kämpfen seines Lebens. Exkommuniziert, politisch mehr geduldet als erwünscht. Ein großer Reformator oder ein tragisch Gescheiterter? Das scheint ganz offen. Ein machtbewusster, unerbittlicher alter Mann, der buchstäblich über Leichen geht.

Mit einer Neuproduktion, einer Auftragsarbeit zum 500. Jahrestag der Reformation, widmet sich das theaterlust-Team der faszinierenden Gestalt Martin Luther. "Es ist eine echte Herausforderung", sagt John von Düffel, "Martin Luther als historischer und geistesgeschichtlicher Größe gerecht zu werden."

Mit von Düffel hat der Hamburger Per H. Lauke-Verlag einen der bedeutendsten Vertreter der zeitgenössischen deutschsprachigen Dramatik dazu gewonnen, über den Reformator zu schreiben. Wie Luther wurde was er war – und wie Luther aufhörte, Luther zu sein: So beschreibt der Autor seinen Ansatz. Es entsteht ein spannendes Persönlichkeitsbild dieser großen historischen Figur. Und so lässt sich ein Bogen spannen zu dem, was derzeit an religiösem Extremismus zu erleben ist, bis hin etwa zu den Attentaten von Paris ("Je suis Charlie").

An Luthers Beispiel erzählt der Autor die Geschichte einer Radikalisierung. Wie einer zum Hassprediger wurde, der als Gott-Suchender begann. Eine Geschichte voll Faszination und Spannung, zutiefst persönlich und voll Bedeutung für die Welt von heute.

John von Düffel wurde 1966 in Göttingen geboren, wuchs unter anderem in Irland und den USA auf und studierte Philosophie und Volkswirtschaft in Stirling (Schottland) und Freiburg. Er war Theater- und Filmkritiker, Dramatiker und Dramaturg. Seit 2009 ist er Dramaturg am Deutschen Theater Berlin und seit 2010 Professor für Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin.

 Karten gibt es im Vorverkauf zwischen 13 und 26 Euro.

Weitere Informationen: www.theaterlust.de