Trotz vieler neuer Ausbildungsverträge in Industrie und Handel gibt es nach Auskunft der IHK Reutlingen in der Region noch einige freie Lehrstellen. Foto: ©industrieblick/Fotolia.com Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: IHK Reutlingen zieht erste Bilanz zum Ausbildungsmarkt in der Region

Guter Start ins neue Ausbildungsjahr: Die IHK Reutlingen hat zum 31. August 2414 neue Ausbildungsverträge in Industrie, Handel und Dienstleistungsgewerbe registriert. Zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres waren es 2329 Verträge. Das entspricht einer Steigerung von 3,6 Prozent.

Zollernalbkreis. Die neuen Zahlen seien gut, jedoch sieht IHK-Präsident Christian O. Erbe einen Wermutstropfen: "Es konnten längst nicht alle offenen Ausbildungsplätze vergeben werden."

Dabei sind die Bedingungen für einen Berufseinstieg über eine Ausbildung so gut wie lange nicht: Die Firmen haben Bedarf an Fachkräften und suchen geeigneten Nachwuchs. "Viele Betriebe setzen auf die eigene Ausbildung und bemühen sich auch um neue Zielgruppen wie zum Beispiel Studienabbrecher", erläutert Erbe.

Von den 2414 neuen Ausbildungsverträgen sind 927 in technischen und 1487 in kaufmännischen Berufen abgeschlossen worden.

Dabei hat sich die Lage in allen drei Neckar-Alb-Landkreisen positiv entwickelt: Das kräftigste Plus verzeichnet der Landkreis Tübingen – dort wurden mit 597 Ausbildungsverträgen 6,4 Prozent mehr abgeschlossen als zum gleichen Zeitpunkt 2016. Der Landkreis Reutlingen verzeichnet mit 1090 abgeschlossenen Verträgen ein Plus von 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Zollernalbkreis konnte mit 727 Verträgen und einem leichten Plus von 1,8 Prozent das Niveau des Vorjahres in etwa halten.

Wenig Bewegung gibt es bei der Wahl der Ausbildungsberufe: Zu den stärksten technischen Ausbildungsberufen zählen die Berufe der Metalltechnik, bei denen die IHK allein 489 neue Lehrverträge registrierte, sowie die Elektrotechnik (202).

Bei den kaufmännischen Berufen liegen die Kaufleute im Handel (610) und in der Industrie (225) vorn. Die Ausbildung im Bankensektor hat mit einem Minus von 15,3 Prozent erneut verloren (105). Nach einem sehr ordentlichen Zuwachs im Ausbildungsjahr 2016/2017 haben sich die Berufe aus Hotel und Gastronomie weiterhin positiv entwickelt. In diesem Jahr wurden 120 Ausbildungsverträge geschlossen. Das ist ein deutliches Plus von 7,1 Prozent.

Die Digitalisierung wird sich auch auf die Ausbildungsberufe auswirken. IT-Kompetenzen sind zunehmend gefragt. Mit der Inbetriebnahme der Lernfabriken 4.0 an den gewerblichen Berufsschulen in Balingen und Reutlingen werden schon heute notwendige Basiskenntnisse der Digitalisierung vermittelt. Im novellierten Berufsbild Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel kann ab diesem Jahr die neue Wahlqualifikation "Onlinehandel" gewählt werden. Im nächsten Jahr kommt dafür ein neuer, eigenständiger Ausbildungsberuf.

Während im vergangenen Jahr zum 1. September elf Ausbildungsverträge mit Staatsangehörigen aus Afghanistan, Irak, Syrien und Gambia registriert waren, konnten in diesem Jahr 31 Verträge mit Flüchtlingen eingetragen werden. Die Bereitschaft der Wirtschaft, junge Flüchtlinge auszubilden, ist vorhanden. "Nach wie vor hapert es aber bei vielen immer noch an der Ausbildungsfähigkeit", sagt Petra Brenner, Bereichsleiterin Ausbildung bei der IHK. Vor allem bei den Sprachkenntnissen gebe es oftmals Defizite.

Die IHK werde sich weiter dafür einsetzen, Flüchtlinge mit guter Bleibeperspektive für eine duale Ausbildung zu gewinnen. Damit die Beratung fortgeführt werden kann, wurde für zwei weitere Jahre die Förderung einer Personalstelle aus dem Programm "Integration durch Ausbildung – Perspektiven für Flüchtlinge" beim Wirtschaftsministerium in Baden-Württemberg beantragt.

  Am Freitag, 15. September, gibt es von 13.30 bis 16.30 Uhr bei den Arbeitsagenturen in Balingen und Reutlingen eine Nachvermittlungsaktion im Bereich Lehrstellen, an der sich auch die IHK Reutlingen beteiligt.