Viele Besucher nahmen die Ausstellung bei deren Eröffnung in Augenschein. Foto: Leukhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Neue Ausstellung in der Balinger Zehntscheuer eröffnet / Schau zeigt eigene Welt und Wandel der Gesellschaft

Von Nicole Leukhardt

Balingen. Es sind Szenen wie mitten aus dem Leben gegriffen – eine Metzgersfrau inmitten ihrer Ware beim Plausch mit der Kundschaft, eine Familie im feinen Zwirn vor geschmücktem Weihnachtsbaum. Und doch sind es Abbildungen der Welt im Kleinen – Puppenwelten, die die Besucher der Balinger Zehntscheuer nun bestaunen können.

Die gleichnamige Ausstellung wurde am Freitag unter großem Andrang eröffnet. Die Puppenwelten der Hechinger Sammlerin Gerda Barth, die die gesamte Zehntscheuer zu einem Spiegel vergangener Zeiten machen, haben ihren Ursprung in einem einzigen Herd genommen. "Ich bekam einen Jugendstilherd aus der Puppenküche meiner Mutter geschenkt", erzählt die Sammlerin den Besuchern bei der Eröffnung am Freitagabend. Zum Herd dazu fand sich nach und nach die restliche Küche. "Dann dachte ich mir, dass eine Wohnstube auch noch schön wäre", schildert sie die Anfänge ihrer Sammelleidenschaft. Auf Antikmärkten, Flohmärkten und bei Auktionen wurde sie fündig. "So kam eins zum anderen", sagte Gerda Barth mit einem Augenzwinkern.

Heute ist die Fülle der Puppenstuben, Küchen und Kaufläden so groß, dass Balingens Stadtarchivar Hans Schimpf-Reinhardt sofort von der Idee mit der Ausstellung überzeugt war. "Ich war regelrecht platt, als ich die Sammlung zum ersten Mal gesehen habe". Schimpf-Reinhardt betonte, dass die "Puppenmutter" Gerda Barth eine "Sammlerin mit Herz und Verstand, mit Gewissenhaftigkeit und Begeisterung für ihr Hobby" sei.

Die Ausstellung, die viele tausend kleine Exponate zu eigenen Welten zusammenfüge, habe eine "sinnliche Anmutung, die einen ergreift", sagte der Balinger Stadtarchivar weiter. Abgerundet mit großformatigen Ansichten der Balinger Geschäfte im Lauf der Jahrzehnte, sind die rund 50 zum Teil großformatigen Stuben und Küchen ein Abbild der jeweiligen Gesellschaft, des technischen Fortschritts und manchmal auch der Träume der Besitzer. So zeigen sie den Wandel von offenen Feuerstellen bis hin zum Elektroherd, vom Biedermeier über den Historismus, den Jugendstil bis hin zu einer neuen Sachlichkeit.

Wie der Stadtarchivar freute sich auch Balingens Oberbürgermeister Helmut Reitemann über die "glänzenden Augen bei Groß und Klein", die die Puppenstuben und ihre kleinen Bewohner hervorrufen werden. "Die Nachfrage nach so einer Ausstellung war riesig und wir freuen uns sehr, dass die Zentscheuer sich dafür als würdig erwiesen hat", sagte Reitemann. Ein Sammler sei vernarrt in seine Kostbarkeiten und versuche, das Beste daraus zu machen.

"Bei dieser Ausstellung ist uns das gemeinsam gelungen", freute sich das Balinger Stadtoberhaupt. Was früher traditionell nur an Weihnachten vom Dachboden geholt wurde, kann jetzt in bunter Vielfalt noch bis zum 26. April 2015 in der Balinger Zehntscheuer bewundert werden.