Der direkte Vergleich: Seifert oben, Reitemann unten. Die beiden Kandiaten für die Oberbürgermeisterwahl in Balingen werben auch mit Plakaten um die Stimmen der Wähler. Foto: Privat

Seriöse Schlichtheit contra kesse Sprüche: Am kommenden Sonntag wird in Balingen ein neuer OB gewählt.

Balingen - Am Sonntag ist Wahltag in Balingen – entschieden wird, wer für die nächsten acht Jahre Oberbürgermeister der Stadt sein soll. Die beiden Kandidaten, Amtsinhaber Helmut Reitemann und Herausforderer Peter Seifert, werben mittlerweile an vielen Stellen der Stadt um Stimmen. Wir haben uns die Plakate der beiden einmal genauer angeschaut.

Gestaltung

Die Gestaltung der Plakate ist sehr übersichtlich: Wenig Text, dazu große Fotos der Kandidaten. Beide lächeln. Vermutlich wollen beide die Wähler mit den Plakaten zwar ansprechen, aber keinesfalls überfordern – Schlichtheit ist Trumpf (siehe auch Informationsgehalt).

Foto

Wer die Plakate der beiden Kandidaten betrachtet, dem fallen zunächst die Fotos ins Auge. Und etwas fällt sofort auf: Während Helmut Reitemann für den aktuellen Wahlkampf ein neues, aber doch ganz ähnliches und wiederum sehr seriöses Bild wie vor der Wahl im Jahr 2007 hat machen lassen, verwendet Peter Seifert einfach das Plakat von vor acht Jahren wieder, als er ebenfalls bereits OB-Kandidat war. Den möglichen Vorwurf, dass er mit einem jugendlicheren Bild auf Stimmenfang gehe, weist Seifert schon vorab zurück: Auf den Plakaten mache er selbst auf diese Diskrepanz aufmerksam (siehe auch: Spruch) – und überhaupt sei in Wahlzeiten einiges erlaubt, beziehungsweise es werde viel versprochen: "Können Sie sich noch an das Familienfoto von Herrn Reitemann (von 2007, die Redaktion) erinnern mit der Aufschrift: ›Wir freuen uns auf Balingen‹?"

Spruch/Slogan

In dieser Kategorie unterscheiden sich die Plakate der beiden Kandidaten deutlich. Amtsinhaber Helmut Reitemann verzichtet strenggenommen sogar darauf – über seinem Bild steht lediglich der Satz: "Ihre Stimme für den Oberbürgermeister". Dagegen wirbt Peter Seifert mit neu aufgedruckten kessen Sätzen wie "Acht Jahre später, aber immer noch dabei", "Haare sind grauer, aber immer noch Power" und "Mal was anderes" um Stimmen, außerdem mit dem Slogan, den er bereits 2007 verwendete: "Wir sind, was wir tun".

Informationsgehalt

Jetzt stellen wir uns mal ganz blöd: Wer nicht ohnehin schon weiß, dass am Sonntag, 8. März, Wahlen sind – von den Plakaten würde er es nicht erfahren. Man würde auch nicht wissen, in welcher Stadt sich die beiden Männer, die auf diesen Plakaten zu sehen sind, bewerben. Während man bei Reitemann immerhin zwischen den Zeilen lesen kann, dass es um die Stelle eines Oberbürgermeisters geht, weiß man im Falle Seiferts nur, dass dessen Haare grauer sind und er immer noch dabei ist. Mit Ausnahme der Internetadresse www.city-balingen.de (die allerdings nicht mehr aktiv ist, über die man jedoch auf die aktuelle Seite von Peter Seifert weitergeleitet wird), kommt das Wort "Balingen" auf den Plakaten der beiden Bewerber nicht vor. Was ebenfalls nicht vorkommt: Wofür die beiden Kandidaten politisch stehen. Von Reitemann erfährt man gar nichts, dafür ist dessen schön geschwungene Unterschrift abgedruckt. Über den auf den Reitemann-Plakaten abgedruckten QR-Code und die angegebene Internetadresse www-helmut-reitemann.de kann man aber mehr erfahren.

Gesamteindruck

Zusammenfassend lasst sich feststellen: Auch die Botschaft der Plakate, der Eindruck, der haften bleibt, ist sehr unterschiedlich. Reitemann scheint sich sicher zu sein, dass die Balinger Wähler ihn, das Stadtoberhaupt, schon kennen. Ganz offensichtlich spekuliert er auf den sogenannten Amtsbonus. "Ihre Stimme für den Oberbürgermeister" heißt nichts anderes als: Ihr habt mich vor acht Jahren schon einmal gewählt, macht’s bitte nochmal. Als Herausforderer muss Seifert naturgemäß einen anderen Weg suchen: Gegen die seriöse Schlichtheit Reitemanns setzt er seine Sprüche, durch die das Bild eines frechen und witzigen Kandidaten entstehen soll.