Blicken in eine ungewisse Zukunft: die Betriebsratsmitglieder des real-Markts. Foto: Ungureanu

Betriebsrat befürchtet, dass mit der Schließung des Markts 150 Mitarbeiter auf der Straße stehen.

Balingen - "Uns wurde gesagt, wir könnten beruhigt in die Zukunft schauen", bringt es eine real-Betriebsrätin auf den Punkt. "Aber der Gedanke an das Jahr 2013 ist für uns alles andere als beruhigend." Sie will sagen: Die Kunde, dass real in drei Jahren möglicherweise die beiden Märkte Auf Gehrn räumen muss, setzt den 150 Mitarbeitern und Konzessionären ernsthaft zu.

Dem Mitbewerber Edeka wolle man keineswegs einen Vorwurf machen, bringt es Marktleiter Horst Lamparth auf den Punkt. "So was wird auf einer anderen Ebene entschieden. Wir hier räumen Regale ein und müssen zu den Kunden freundlich sein."

Die Mitarbeiter wollten lediglich auf ihre Situation aufmerksam machen, betonen die Betriebsräte. Viele Mitarbeiter seien seit Jahrzehnten bei real tätig, sagt Ilona Jenter. Sie selbst hat im Jahr 1987, damals noch bei Kriegbaum, angefangen. Seit 13 Jahren ist sie Betriebsratsvorsitzende. Jürgen Straub hat im Jahr 1981 dort angefangen, er gehört praktisch "zum Inventar", genau wie Claudia Höhn, die seit 1982 in dem Markt arbeitet.

"Was keiner weiß: Wenn der Lebensmittelmarkt dicht macht, bedeutet es auch für uns das Aus", sagt Jürgen Straub. Nach dem Marktgutachten sei genau festgelegt, wo man Sprudel verkaufen dürfe, wo Fleisch, Bekleidung oder Elektronik.

Abgesehen davon, dass die Fläche des Nonfood-Markts nicht ausreichen würde – real benötige als Vollsortimentler rund 6000 Quadratmeter Verkaufsfläche –, sei es auch baurechtlich nicht möglich, mit den Lebensmitteln über die Straße in den 3400 Quadratmeter großen Nonfood-Markt zu ziehen.

Das bestätigt Baudezernent Ernst Steidle im Gespräch mit unserer Zeitung. Um Lebensmittel, Fahrräder, Bekleidung und Elektronik unter ein Dach zu bringen, wäre eine Änderung des Bebauungsplans nötig. Allerdings sei bislang weder real noch Edeka mit diesbezüglichen Anfragen auf die Stadt zugekommen.

Derweil wollen die real-Mitarbeiter nicht locker lassen. Sie fühlen sich wie eine Familie, wollen, dass ihr Markt in der Stadt bleibt. Für die jungen Mitarbeiter, die gerade ihre Existenz aufbauen, wäre es ein herber Schlag, in die Arbeitslosigkeit zu rutschen, für die zehn Auszubildenden auch, sagt die Betriebsratsvorsitzende. Unterschriften wollen sie jetzt sammeln und mit den Fraktionsvorsitzenden im Balinger Gemeinderat sprechen. Denn die wären gefragt, sollte es um eine Bebauungsplanänderung gehen.