Jens Wollenschläger spielte zum Abschluss der Reihe "Orgel plus" an der Orgel. Foto: Schwarzwälder-Bote

Jens Wollenschläger und Eduard Funk spielen in der Stadtkirche Balingen

Von Thomas Meinert

Balingen. Die halbstündigen Sommerkonzerte in der Balinger Stadtkirche, die an jedem Sonntag im August stattfinden und unter dem Titel "Orgel Plus" die renovierte Stadtkirchenorgel zusammen mit wechselnden Soloinstrumenten präsentieren, haben eine treue Fangemeinde. Diese bekam nun zum Abschluss der Reihe hochkarätige Musik zu hören: An der Orgel war Jens Wollenschläger zu hören, von einer Musikzeitschrift gekürter "Organist des Jahres 2010", das Horn spielte Eduard Funk. Die routinierten Künstler begannen das Konzert mit "Zwei Canzonen" für Orgel und Horn von Heinrich Schütz – ein Werk, bei dem die Orgel als Begleitinstrument hinter dem Horn zurücktritt. Hier überzeugte die Orgel durch eine abwechslungsreiche Registrierung im Pianobereich.

Im nachfolgenden "Magnificat primi toni" präsentierte sie sich als kraftvolles Konzertinstrument. Im "Allegro" aus Mozarts Hornkonzert Nr.1 in D-Dur entwickelte sich ein lebhaftes Gespräch der beiden Instrumente, die wechselnd die musikalische Führung übernahmen. Anders im "Valse Triste" von Reinhold Glière: Hier waren die Übergänge zwischen den beiden Instrumenten sehr fließend, bildeten beide erst im Zusammenklang den vollständigen Akkord. Auch das "Scherzo" aus der Serenade Nr 1 für Horn und Orgel von Johannes Brahms präsentierte die beiden Instrumente im wechselnden Dialog.

Beim folgenden "Danse Arabe" aus Tschaikowskys Nussknacker-Suite zeigten Organist und Orgel eindrucksvoll, was in ihnen steckt. So erhielt man durch die faszinierende Polyrhythmik des Satzes den Eindruck, ein ganzes Orchester mit wechselnden Gruppen von Spielleuten einschließlich Schlagwerk zu hören, was durch die Registervielfalt der Orgel und die wechselnde Dynamik noch verstärkt wurde. Den Abschluss des Konzerts bildete der "Gesang aus der Ferne" von Eugene Bozza: Nach einem archaisch anmutenden Beginn führt die Komposition zu einer modernen Tonsprache.

Eine ausgiebige Solokadenz für das Horn bot Eduard Funk noch einmal Gelegenheit, den Tonumfang seines Instruments und verschiedene Klangfarben vorzuführen. So wurde das Konzert nicht nur zu einem musikalischen Hochgenuss, sondern zugleich zu einer anschaulichen Lehrveranstaltung über Kompositionstechnik, Musikgeschichte und Instrumentenkunde.