Nun ja: Der Schriftzug am Balinger Au-Stadion sollte auf jeden Fall erneuert werden. Die Frage ist nun, ob nach Ende der Tribünen-Bauarbeiten möglicherweise ein ganz neuer Name dort prangt. Die Stadt möchte das Namensrecht an einen Sponsor vergeben so wie es bei vielen anderen Sportstätten und beim Messe-Gebäude in Balingen schon der Fall ist. Foto: Ungureanu

Stadt will mit der neuen Tribüne Namensrechte vermarkten - und damit Geld in Kasse bringen.

Balingen - Neustart am Au-Stadion – und das in mehrerlei Hinsicht: Die altehrwürdige Heimstatt der Balinger Sportler erhält möglicherweise im Zusammenhang mit dem Neubau der Tribüne auch einen neuen Namen. Die Stadt hält Ausschau nach einem Sponsor.

Nachdem am Dienstag der Grundsatzbeschluss zur Modernisierung des Tribünentrakts gefallen ist (wir berichteten), soll nun auch die mögliche Vergabe des Namensrechts diskutiert werden. Entsprechende Überlegungen bestätigte Oberbürgermeister Helmut Reitemann gestern im Gespräch mit unserer Zeitung.

Geprüft werden müsse zunächst, so Reitemann, ob man dem Stadion überhaupt einen neuen Namen geben möchte. Diese Entscheidung falle im Gemeinderat. Auch mit der TSG Balingen wolle man Gespräche führen.

Die Beantwortung dieser Frage könnte sich als knifflig erweisen, schließlich hat die Bezeichnung Au-Stadion eine lange, große Tradition. Die Balinger Turner sind auf dem Gelände auf der Au seit rund 100 Jahren zuhause; nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Stadion gebaut, dessen Namen heute praktisch jedem Balinger geläufig ist.

Genau dieser hohe Bekanntheitsgrad nicht nur des Namens, sondern auch des Geländes, könnte aus Sicht von potenziellen Sponsoren den Erwerb der Namensrechte umso anziehender machen. Dazu kommt, dass einheimische Unternehmen möglicherweise gerne in Verbindung gebracht werden möchten mit dem attraktiven Tribünen-Neubau, der in den nächsten beiden Jahren entstehen soll.

Emotionale Bindung der Fans

Beispiele für die Vermarktung von Namensrechten an Stadien, Hallen und Gebäuden gibt es zuhauf. Gerade Sportstätten erfreuen sich besonderer Beliebtheit bei Sponsoren – sie können dadurch ihr Unternehmen mit Erfolgen des Vereins verknüpfen und, so die Hoffnung, die emotionale Bindung der Fans an ihre Lieblinge auf ihre Marke übertragen. Praktisch jedes Bundesliga-Stadion trägt heute den Namen eines Unternehmens – Beispiele dafür gibt es aber auch in Balingen, etwa mit der SparkassenArena. Die Sparkasse hat im übrigen den zunächst auf fünf Jahre befristeten und Ende 2011 ausgelaufenen ersten Namensrechte-Vertrag für die 2007 in Betrieb genommene Arena frühzeitig um weitere fünf Jahre verlängert – gerade weil es in der "Hölle Süd" gut läuft, weil die Marke Sparkasse hier hervorragend positioniert sei, wie Sprecher Thorsten Straubinger unserer Zeitung sagt.

Einen Nutzen ziehen aus der Vergabe von Namensrechten natürlich auch die Vergeber – im Fall des Au-Stadions wäre das die Stadt. Sie wäre die Verkäuferin, Balingen könnte Einnahmen erzielen. Wie hoch diese sind, ist abhängig zum einen von der Attraktivität des Kindes, das einen neuen Namen erhalten soll, und zum anderen von den sonstigen Leistungen, etwa zusätzliches Sponsoren-Engagement, das der Namensgeber erbringen möchte.

Im Falle des Au-Stadions dürften sich die Erlöse mindestens im fünfstelligen Bereich pro Jahr bewegen – möglicherweise aber auch noch mehr: Zusätzlich zum ohnehin schon hohen Bekanntheitsgrad des Stadions und dem beschlossenen Tribünen-Neubau steht im nächsten Jahrzehnt auch der Ausbau des Geländes zu einem Campus mit zahlreichen weiteren Sportmöglichkeiten auf der Politik-Agenda. Das Gesamt-Paket wird also noch attraktiver und das treibt den Preis für den Namen in die Höhe.

Kommentar

Verraten und verkauft? Die Stadt Balingen will die Namensrechte für das Au-Stadion an den Mann bringen. Sie kann das, aber soll sie das auch tun? Viele, nicht nur traditionsbewusste Balinger werden darüber die Nase rümpfen. Gleichwohl gilt: Geschäft geht hier vor Romantik.

Wie anderswo würden Einnahmen aus der Vergabe des Namensrechts helfen, die Stadt finanziell zu entlasten. Das Stadion ist ein Zuschussgeschäft, jeder Euro muss willkommen sein. Vielleicht aber auch nicht wirklich jeder Euro: Bei der Wahl des Namensgebers und den Konditionen sollte der Gemeinderat die Tradition genau im Auge behalten: Es darf nicht passieren, dass das Stadion auf einen seltsamen Namen getauft wird (man denke beispielsweise an das easyCredit-Stadion in Nürnberg) oder dass der Namensgeber alle paar Jahre wechselt.

Wenn, dann muss ein seriöser, langfristiger Partner her. Nur das würde der Tradition gerecht.