Im Gespräch über Infrastruktur im Kreis: Erwin Feucht, Martin Sauter und Albert Sauter (von links). Foto: Hertle Foto: Schwarzwälder-Bote

Wahlkampf: Grünen-Kandidat unterhält sich mit Unternehmern über Ausbau der Infrastruktur

In vielen Punkten sind der Bundestagskandidat der Grünen, Erwin Feucht, und Unternehmer wie Albert Sauter, Geschäftsführer der Firma Kern & Sohn, gar nicht weit auseinander – besonders beim Thema Infrastruktur.

Balingen. Der Chef des Herstellers von Waagen und Messinstrumenten ist einer der Sprecher der "Bürgerinitiative Zollernalb", die sich den Ausbau der Infrastruktur auf die Fahnen geschrieben hat. Albert Sauter, Reinhold Schlegel und Reiner Veit wollen vor der Bundestagswahl den Kandidaten auf den Zahn fühlen.

Erwin Feucht war sich mit Albert Sauter und seinem Vater Martin Sauter einig, dass außer Straßen- und Schienenverbindungen auch die Datenwege in der Region ausgebaut gehören. Deutschland sei in dieser Hinsicht im Vergleich mit anderen Ländern "hinten dran", beklagte Feucht. Doch seien der Zollernalbkreis und die Kommunen selbst aktiv geworden und ließen Glasfaserkabel verlegen. Angesichts der jüngsten Hackerangriffe gegen Firmen gelte es, die Sicherheit der Netze im Blick zu behalten.

Der Balinger sprach sich dafür aus, die Ballungsräume zu entlasten: "Die Konzentration auf Stuttgart und seinen Speckgürtel darf nicht so weiter gehen." Dafür müsse im ländlichen Raum der öffentliche Nahverkehr kräftig ausgebaut werden, denn bisher seien die Wege zum Arbeitsplatz oder zum Einkaufen ohne Auto nicht zu bewältigen.

Den Verantwortlichen in den Städten und Gemeinden riet Feucht, das "Kirchturmdenken" in Sachen Gewerbeansiedlung abzulegen und gemeinsam interkommunale Gebiete auszuweisen. Das müsse im Kreistag diskutiert werden. Feucht sprach sich für intelligente, dezentrale Stromerzeugung und "virtuelle Kraftwerke" aus, eine Vernetzung von Fotovoltaikanlagen, Blockheizkraftwerken, Windrädern, wo möglich, oder Biogasanlagen als Gegenentwurf zu riesigen Windparks im Norden und Stromtrassen in den Süden. Elektromobilität findet er interessant, auch als Speicher für regenerativ erzeugte Energie, und möchte sich selbst ein Elektroauto kaufen. "Maßlos enttäuscht" ist Feucht von dem Abbau der Schienenverbindungen und dem schleppenden Fortgang von Bauprojekten: "Die Schweizer haben den Gotthard-Basistunnel gebaut, und Deutschland hat den Ausbau der Rheintalstrecke nicht hinbekommen." Die von Sauter angesprochenen Projekte Ausbau der B 27 Bodelshausen-Nehren und Tübingen, B-27-Umfahrung Endingen und Elektrifizierung der Zollernbahn unterstützt Feucht, lehnt aber eine Südumfahrung im Zuge der B 463 bei Lautlingen ab und unterstützt Tunnel-Pläne.

Im Gespräch äußerte Kern-Seniorchef Martin Sauter die Idee, die B 463 von Engstlatt zur A 81 teilweise dreispurig auszubauen. Ein weiterer Vorschlag: Hybrid- oder Brennstoffzellen-Lokomotiven auf der Zollernbahn, gefördert mit EU- oder Bundesforschungsmitteln.