Benjamin Tomkins lässt die Zuschauer vergessen, dass er mit seinen Puppen alleine auf der Bühne steht. Foto: Leukhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Benjamin Tomkins spielt "Früher war ich schizophren, heute sind wir wieder okay"

Von Nicole Leukhardt

Balingen. Haben Sie sich schon einmal von einem alten Jutesack mit Glubschaugen und schlechter Laune unterhalten lassen? Vermutlich nicht – es sei denn, Sie haben Ihren Abend im Kleinen Saal der Balinger Stadthalle verbracht. In besagtem Sack steckten keine Kaffeebohnen, sondern die Hand von Bauchredner Benjamin Tomkins.

Der mürrische Jutesack reklamierte für sich dennoch eine eigene Persönlichkeit und wollte nicht wahrhaben, dass seine Stimme die von Benjamin Tomkins war. Fast hätte man das als Zuschauer vergessen, denn der Bauchredner beherrscht sein Handwerk.

Scheinbar unbeteiligt steht er neben den Puppen, während die über den Sinn des Lebens philosophieren und dabei schon auch mal das "Jutentum" als Religion für sich beanspruchen, die Zusammenarbeit mit Tomkins verweigern oder Zuschauerinnen nach deren Handynummer fragen.

"Früher war ich schizophren, heute sind wir wieder okay", hieß das gut zweistündige Bühnenprogramm, in dem Tomkins nicht nur dem alten Sack, sondern auch einer Riesenfliege, einem Hund, einem nuschelnden Hasen und einer schüchternen Schildkröte mit blonder Mähne Leben und Stimme einhauchte. Je länger man ihm am Klavier oder als Gesprächspartner seiner Puppen lauschte, desto mehr vergaß man, dass es sich nur um einen einzelnen Darsteller handelte. Sein Programm komme selbstverständlich ohne flache, niveaulose Witze aus, betonte er augenzwinkernd und gab trotzdem zu: "Mein Puppentheater ersetzt den Psychiater." Sein Balinger Publikum, ob eingefleischte oder neue Fans, war gerne bei der Therapie behilflich und bedankte sich mit viel Applaus bei dem Künstler.