Marihuana-Plantage auf dem Dachboden bringen Balinger vor Gericht. Foto: Archiv

Gespann hat Drogen konsumiert und verkauft. Angeklagter: "Mir ging es nicht ums Geld, sondern ums Prestige."

Balingen - Eine Marihuana-Plantage auf dem Dachboden sorgte für viel Ärger: Wegen unerlaubten Anbaus und Drogenhandels musste sich am Dienstag ein Vater-Sohn-Gespann aus Balingen vor dem Hechinger Jugendschöffengericht verantworten.

"Mir ging es nicht ums Geld, sondern ums Prestige", erklärte der Angeklagte vor Gericht. Er habe nie vorgehabt, zu dealen, das habe sich so ergeben – auch wenn die Staatsanwältin wegen des Ergebnisses der Hausdurchsuchung das Gegenteil vermutete. "Strafsachen als Prestigesachen zu sehen hat noch keinem gut getan", erwiderte die Staatsanwältin. Und das zeigte am Ende auch das Urteil: Der Vater wurde zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von einem Jahr und fünf Monate auf Bewährung verurteilt. Die Bewährungszeit dauert drei Jahre. Außerdem muss er die Verfahrenkosten tragen sowie 500 Euro an die Hechinger Straffälligenhilfe und 1000 Euro an den Bewährungshilfeverein zahlen. Sein Sohn, der lediglich Beihilfe zum Anbau geleistet habe, wurde zu 30 Arbeitsstunden verurteilt.

Insgesamt habe der Vater von Mai bis September 2014 27 Pflanzen gezüchtet – alle zum Eigenkonsum gedacht. Sichergestellt wurden unter anderem noch eine Digitalwaage und ein Taschenkalender, in dem er offenbar seine Verkäufe dokumentierte. Die Utensilien und die Tatsache, dass er so viele Pflanzen angebaut habe, überzeugte das Gericht nicht von der Version des Angeklagten, alles sei zum persönlichen Gebrauch. "Das klingt nicht realistisch. Dann sitzen Sie von morgens bis abends da und rauchen einen Joint nach dem anderen – oder wie?", merkte die Vorsitzende skeptisch an.

"Es tut mir leid, dass ich das alles angestellt habe, aber Drogen haben in meinem Leben eine große Rolle gespielt", erklärt der Angeklagte reumütig. Mit gesenktem Kopf beteuerte er, dass er einen Schlussstrich gezogen habe. "Das erste, worauf ich mich früher nach der Arbeit gefreut habe, war, einen Joint zu rauchen", sagt er. Nun habe er einen Schlussstrich gezogen und konsumiere kein Marihuana mehr.

Im Mai vergangenen Jahres habe er den Einfall gehabt, selber Marihuana anzubauen. "Ich wollte gute Qualität", sagte er. Dafür besorgte er sich ein sogenanntes "Growzelt", um die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Die Pflanzen wuchsen und nach und nach habe er auch an Abnehmer verkauft. "Ich schäme mich dafür", erläutert er. Sein Sohn habe ihm geholfen, indem er die Pflanzen goss, während die Eltern im Urlaub waren. "Er ist mein Vater. Ich wollte ihm helfen", erklärte der heute 18-Jährige. Auch wenn die Staatsanwalschaft davon ausging, dass der Balinger schon länger mit Drogen gehandelt habe, als ihm vorgeworfen wurde, so konnte dies in der Verhandlung nicht nachgewiesen werden. Letztendlich ist das Gericht aber zuversichtlich. Denn die Sozialprognose sei positiv, erklärte die Vorsitzende abschließend.