Gut drauf: Alexander Bothner nach dem Eingriff in der Tübinger Uniklinik. Foto: Privat

Sicherheitsbeauftragter der TSG Balingen hat über DKMS einen genetischen Zwilling gefunden – und hilft.

Balingen - Vor knapp zehn Tagen lag er noch in der Uniklinik Tübingen: Alexander Bothner hat für seinen genetischen Zwilling, einen kleinen Jungen, der irgendwo in Italien lebt, Knochenmark gespendet.

Der 46-Jährige, der hauptberuflich bei der Deutschen Vermögensberatung arbeitet und nebenbei ehrenamtlich als Sicherheitsbeauftragter der TSG Balingen bei fast jedem Spiel auf dem Platz steht, ist durch seinen Verein in die Deutsche Knochenmarkspender-Datei (DKMS) gelangt: "Wir hatten 2015 eine Typisierungsaktion, mir wurde ein Info-Paket zugeschickt", erzählt er. Daraufhin sei er zum Hausarzt gegangen und habe sich Blut abnehmen lassen. "Das haben wir eingeschickt."

Im November 2016 kam dann eine E-Mail von der DKMS: "Mein genetischer Zwilling war gefunden, ich war bis April 2017 reserviert." Danach habe er nichts mehr gehört bis März dieses Jahres: "Ich bekam einen Anruf, sollte zur Voruntersuchung. Meine Blutwerte mussten noch einmal getestet werden." Anfang April war er dazu in der Uniklinik, vom 25. bis 27. April wurde er dort stationär aufgenommen.

Lebensrettende Spende wird unter Vollnarkose aus Becken entnommen

Unter Vollnarkose wurde ihm aus dem Beckenkkamm Knochenmark entnommen. "Es war nur ein kleiner Schnitt", sagt er. Und fügt schmunzelnd hinzu: "Die Fäden sind noch drinnen." Der Wundschmerz sei nicht schlimm gewesen, und tags darauf sei er bereits aus dem Klinikum entlassen worden.

Alles was er über seinen genetischen Zwilling weiß: Es ist ein kleiner Junge aus Italien, zwei Jahre alt, 15 Kilo schwer. Gerne würde er mehr über den kleinen Patienten erfahren, aber das sei nicht so einfach: "In Italien ist der Kontakt laut Gesetz anonym, ein direkter Kontakt ist erst nach Ablauf der Anonymitätsfrist möglich." Das heißt, frühestens in zwei Jahren – wenn die Familie des kleinen Patienten es wünsche.

Immerhin werde er in drei Monaten über den Gesundheitszustand seines genetischen Zwillings informiert – anonym, versteht sich. Ab dann könne er sich jederzeit erkundigen, wie es dem Jungen geht. "Jetzt bin ich für die nächsten zwei Jahre für diesen Patienten reserviert", sagt Alexander Bothner. "Falls die erste Spende nicht anschlägt, werde ich ein zweites Mal spenden."

Die Tübinger Ärzte seien zuversichtlich: "Das gespendete Knochenmark sei sehr gut, hat man mir gesagt, und die Heilungschancen seien dem entsprechend gut." Vielleicht, so hofft er, werde er seinen genetischen Zwilling irgendwann kennenlernen.