Sieht auf dem Plan schon ganz hübsch aus: der neue Hintere Kirchplatz in Balingen. Rechts im Bild, vor dem Kirchenportal, ist das Buchstabenfeld samt Wasserspiel zu sehen, das das zentrale Element dieses Bereichs werden soll. Foto: OK Landschaft

Großprojekt im Jahr 2017: Gemeinderat gibt grünes Licht für Gestaltungsfeinheiten.

Balingen - Sprudelnde Buchstaben, Pflasterung, Lage der Bäume und zusätzliche Beleuchtung: Im Technischen Ausschuss des Gemeinderats sind am Mittwoch die letzten gestalterischen Details für den Hinteren Kirchplatz besprochen worden. Schön finden’s alle – gewisse Bedenken gibt’s indes ebenso.

Fest steht: Im März 2017 soll die Neugestaltung der Fläche hinter der evangelischen Stadtkirche beginnen. Der Großteil der Arbeiten soll – ein ambitionierter Zeitplan – mit Blick auf das Lutherjahr anlässlich des Reformationsjubiläums zum Reformationstag 31. Oktober 2017 fertig sein. Ein kleiner Abschnitt des Platzes an der Adlerstraße kann wegen des Bauvorhabens der Bauprojekta GmbH, die dort an der Kreuzung zur Wilhelmstraße ein großes Geschäfts- und Wohnhaus plant, wohl nicht bis in einem Jahr fertiggestellt sein.

Andreas Kicherer vom Münchener Büro OK Landschaft stellte am Mittwoch die gestalterischen Feinheiten vor. So soll die Pflasterung von der Fußgängerzone und dem Marktplatz zum Hinteren Kirchplatz fortgeführt werden, so dass eine große, einheitliche Platzfläche entsteht. Zusätzlich zu den jetzigen Bäumen werden neue gepflanzt; insbesondere hin zur Stadtbibliothek, wo eine Art "Lesegarten" angelegt wird. LED-Maststrahler sollen auch am Abend dort eine schöne Stimmung bewirken.

Prägendes Element des neuen Hinteren Kirchplatzes wird das Buchstabenfeld samt Wasserspiel sein, das nahe dem Kirchenportal angelegt wird. In Granitplatten werden dort Buchstaben und Zahlen verschiedener Schriftarten – von Sütterlin bis zum lateinischen System – gefräst; dies als Erinnerung an die frühere Spitaltor- und die Krottengrabenschule.

Bedenken wegen Kosten für Pflege und Unterhalt

Kicherer sagte, dass aufgrund der Mischung der Zeichen und Ziffern aus verschiedenen Epochen eine "ornamentale Fläche" mit einem fast schon "floralen Muster entstehe", deren Details man erst beim genauen hinsehen erkenne. Ironisch fragte Georg Seeg (SPD), ob darin auch die Summe eingefräst werde, die das alles kosten werde; diese beläuft sich, wie Baudezernent Michael Wagner sagte, für diese Fläche auf etwa 250 000 Euro. Angesichts der Ausführung und der Verwendung von Granit, was eine lange Lebensdauer verspreche, sei das aber vertretbar.

In das Buchstabenfeld integriert wird ein besonderes Wasserspiel: Mittels Pumpen und Düsen lässt es das Nass durch ausgewählte Buchstaben bis zu zwei Meter in die Höhe sprudeln – so entstehen laut Kicherer aus zwei- mittels Wasser dreidimensionale Gebilde. Ute Hettel (Grüne) fiel dazu das Wort "Buchstabensuppe" ein; zudem merkte sie an, dass dies ja fast schon Kunst sei – eine neue Art von Kunst immerhin, angesichts des Umstands, dass sich die Stadt von einem bisher etablierten Format – den großen Ausstellungen in der Stadthalle – gerade verabschiede. Mit einem Augenzwinkern regte Klaus Hahn (CDU) an, zur Eröffnung des Platzes eine Auftragsarbeit an die Jugendmusikschule zu vergeben – der Titel "Wassermusik" dränge sich dafür geradezu auf. Dies auch deshalb, weil das Glockspiel, bisher auf dem Marktplatz, auf die hintere Seite verlegt werden soll.

Derweil äußerte Klaus Hahn auch Vorbehalte, insbesondere angesichts der zu erwartenden Kosten und des Aufwands für Pflege und Unterhalt des Buchstabenfelds samt Wasserspiel. In den Fräsungen sammle sich sicher leicht Schmutz an, zudem sei die Technik hinter der Sprudelei wohl sehr wartungsbedürftig – und wohl auch nicht auf ewig angelegt. Andreas Kicherer sagte dazu, dass er von einem "normalen Reinigungsbedarf" ausgehe, und, klar: Die Technik müsse natürlich unterhalten werden, keine Frage. Ein allzu großer Aufwand sei damit aber nicht verbunden.

Apropos Kosten: Mit den nun besprochenen Details liege man im Rahmen, sagte Baudezernent Wagner. Mit rund 1,5 Millionen Euro ist das Projekt Hinterer Kirchplatz veranschlagt. Rund 300.000 Euro erwartet die Stadtverwaltung an Zuschüssen von Land und Bund.