Wenn alle Vereinsmitglieder bei einem Arbeitseinsatz an einem Strang ziehen, gibt einem das ein gutes Gefühl

Von Vivien Stehle

Ist das Ehrenamt heute noch attraktiv? Dienstag: Sanitätsdienst; Mittwoch: Musikprobe; Freitag: Ministrantenstunde. Sind ehrenamtlich Tätige nur Gutmenschen? Gelten sie sogar als uncool? Allzu oft hört man: Keine Lust; keine Zeit; null Bock. Sind das nur Ausreden oder entspricht das der Wirklichkeit?

Immer mehr Vereine klagen über Nachwuchsmangel. Doch nicht nur in den Vereinen, auch in den Kirchen, Gemeinden und Städten ist ein Rückgang der ehrenamtlich Tätigen deutlich zu spüren. Geht es darum, Ausschussmitglieder, Vorstände, Ministranten oder etwa Gemeinderatsmitglieder zu finden, ist dies oft ein fast aussichtsloses Unterfangen. Dass man sich im Verein trifft oder gemeinsam etwas unternimmt, ist im Zeitalter von Fernsehen, Internet, Facebook und whatsapp nicht mehr unbedingt notwendig.

Jeder kann alleine in seinem Zimmer sitzen und im Netz mit dem Anderen kommunizieren. Ohne jede Verpflichtung und ohne jegliche Rücksichtnahme. Das Gemeinschaftgefühl hat sich verändert; ein Wertewandel hat stattgefunden. Und möchte man doch mal raus, sitzt man eben ins Auto und fährt los.

Den Berichten meiner Eltern zufolge war das vor einiger Zeit noch ganz anders. Da war man froh, wenn man mit dem Verein aus dem Ort kam, etwas unternehmen konnte. Dass es auch heutzutage noch anders geht, beweisen gerade die Jugendlichen, die in Vereinen oder anderen Organisationen tätig sind.

Baden-Württemberg ist hier noch ein Vorzeigeland. Über 41 Prozent der Bevölkerung und damit fast 4,5 Millionen Bürger sind in Baden-Württemberg ehrenamtlich oder bürgerschaftlich engagiert.

Die Betätigungsfelder reichen von Sport über Kultur bis zu Brauchtum oder Umweltschutz. So kann zum Beispiel gemeinsames Musizieren unendlich viel Freude machen. Man gewinnt neue Freunde, mit denen man auch seine Freizeit verbringen kann. Dann wird dieses wöchentliche Besuchen der Musikprobe oder des Trainings nicht als Muss empfunden, sondern bringt Abwechslung, Spaß und Freude in das eigene Leben. Die Lebensqualität steigt, ohne dass man viel dafür tun muss.

Und wenn dann bei einer Veranstaltung, bei der die Vereinsmitglieder zum Arbeitseinsatz eingeteilt sind, alle an einem Strang ziehen und dies zum Erfolg führt, gibt das ein gutes Gefühl. Die alte Weisheit "Gemeinsam sind wir stark" wird in der heutigen Zeit viel zu oft unterschätzt. Wer diese Erfahrung einmal gemacht hat, wird auch Andere zum Mitmachen animieren.

Ehrenamt bedeutet also nicht nur Engagement für andere, sondern es fördert die persönliche Weiterentwicklung. Neben fachlichen Kompetenzen werden vor allem persönliche Qualifikationen wie Team- und Kommunikationsfähigkeit, Einsatzbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein gefördert.

Immer mehr Unternehmen legen bei ihrer Personalentscheidung Wert auf Kompetenzen dieser Art. Gerade deshalb wurden in Baden-Württemberg der Engagementnachweis eingeführt. Es gibt also nichts zu verlieren, nur zu gewinnen.

u Die Autorin ist Schülerin der Klasse Klasse 9b am Progymnasium Rosenfeld.