Nicole Hoffmeister-Kraut Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Karriere: Ministerin hat sich gut ins Amt eingefunden

Zollernalbkreis. Sie kommt jetzt viel rum und trifft viele Leute, eine Begegnung ist ihr besonders im Kopf geblieben: Götz Werner, Chef des Drogerieunternehmens dm. Der habe ihr bei einem Treffen gesagt, dass er sich selbst als Geschäftsführer auf der untersten Ebene des Unternehmens sehe – weil er diesem im Ganzen dienen müsse.

Diese Ansicht hat Nicole Hoffmeister-Kraut gut gefallen, sie nutzt sie, um ihre eigene Rolle zu beschreiben: Als Ministerin diene sie dem ganzen Land. "Mit Freude und Eifer", betont sie im Gespräch mit unserer Zeitung.

Etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass die Balingerin zunächst als Neuling im politischen Betrieb für die CDU in den Landtag eingezogen ist und dann auch noch zur baden-württembergischen Wirtschaftsministerin berufen wurde. Eine "große Ehre" sei das gewesen, sagt Hoffmeister-Kraut. Und eine enorme, eine doppelte Aufgabe: Als Ministerin ist sie nun im ganzen Land, mitunter auf der ganzen Welt unterwegs. Als Abgeordnete des Wahlkreises Balingen, der große Teile des Zollernalbkreises umfasst, macht sie sich für die hiesigen Belange stark.

Dass sie als Landtagsabgeordnete die Interessen ihrer Heimat vertreten kann, bezeichnet Nicole Hoffmeister-Kraut als Gewinn; sie könne sich gar nicht vorstellen, Abgeordnete eines anderen Wahlkreises zu sein. Bei der Arbeit als Parlamentarierin komme ihr das Ministerinnenamt zugute, weil sie oftmals "tiefere Einblicke" erhalte. Mit den Menschen und den Entscheidungsträgern vor Ort im Zollernalbkreis sei sie im regelmäßigen Austausch. So habe sie sich beispielsweise für die Einrichtung der Kindernotfallsprechstunde am Albstädter Krankenhaus stark gemacht; zudem sei die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum ihr ein wichtiges Thema. Beim Thema Verkehr mache sie sich im Schulterschluss mit Balingen und Schömberg vor der nun anstehenden Priorisierung dafür stark, dass die Umfahrung der Bundesstraße 27 in den sogenannten vordringlichen Bedarf komme und damit endlich – wie für die Umfahrung Lautlingen schon geschehen – Planungsreife erhalte. Ebenso setze sie fort, was sie als Kreisrätin schon unterstützt habe: den Kampf für den Bau der Regiostadtbahn und damit die schnelle Schienenverbindung bis nach Stuttgart.

Innerparteiliche Kritiker sind mittlerweile weitgehend verstummt

Als Ministerin vertritt Nicole Hoffmeister-Kraut mit Baden-Württemberg die wirtschaftstärkste Region Europas mit einem Bruttoinlandsprodukt von mehr als 470 Milliarden Euro im Jahr 2016 – mit Vernetzungen in die ganze Welt. Dementsprechend pflegt ihr Ministerium eine eigene Wirtschaftsaußenpolitik: Reisen führten Hoffmeister-Kraut unter anderem nach Singapur, Vietnam, Indien und Israel; sie nahm an Brexit-Gesprächen in London teil. Im Herbst steht unter anderem eine Reise in die USA auf dem Programm, dort geht es um die Themen Freihandel und Mobilität.

Als Erfolge ihrer bisherigen Tätigkeit als Ministerin außer für Wirtschaft auch für Arbeit und Wohnungsbau wertet sie den Ausbau des Landeswohnbauförderprogramms, das in diesem Jahr mit 250 Millionen Euro mit der höchsten Summe seit Anfang der 1990er-Jahre ausgestattet sei.

Zudem habe sie eine Digitalisierungsinitiative aufgelegt, mit der Unternehmen auf dem Weg hin zur sogenannten Wirtschaft 4.0 unterstützt werden. Daneben will sie über die Gründungsinitiative den Innovationsgeist im Land wieder mehr Schwung verleihen. Ebenso werbe sie landauf, landab für die Duale Ausbildung: gut ausgebildete Fachkräfte seien ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Wirtschaft in Baden-Württemberg.

Kritiker innerhalb der CDU-Fraktion, wo sie zunächst mit Vorbehalten – mangelnde politische Erfahrung, kaum vernetzt – zu kämpfen hatte, hat sie mittlerweile zum Verstummen gebracht: Sie mache einen hervorragenden Job, sei engagiert und präsent, sachorientiert und pragmatisch, heißt es. Die Unternehmer im Land finden es ohnehin dufte, dass eine der ihren Chefin des Wirtschaftsministeriums ist – Hoffmeister-Kraut war für eine Wirtschaftsberatungsgesellschaft tätig und stammt aus der Unternehmerfamilie Kraut (Bizerba).

In ihre neue Rolle hat sich die 44-Jährige mittlerweile gut eingefunden, wie sie sagt. Das Amt als Ministerin und das Mandat brächten eine enorme zeitliche Beanspruchung mit sich. Auch deshalb, weil sie für sich den Anspruch habe, stets sehr gut vorbereitet zu sein. Sie steige in Themen mitunter richtig tief ein, sagt Hoffmeister-Kraut. Morgens auf dem Weg nach Stuttgart stehe immer Aktenstudium im Auto auf dem Programm. Noch nicht so richtig habe sie sich indes daran gewöhnt, als Ministerin derart im Licht der Öffentlichkeit zu stehen. Was Nicole Hoffmeister-Kraut sagt, hat nun Gewicht – weit über den Zollernalbkreis hinaus.