Vor Gericht sagten gestern Mitarbeiter des Balinger Pflegediensts aus. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Gericht: Ehemalige Mitarbeiter belasten mit ihren Aussagen die Geschäftsführerin des Balinger Pflegediensts

Wer ist "Irina Krankenschwester"? In den Dienstplänen des mobilen Pflegediensts, dessen Geschäftsführerin und Mitarbeiterinnen wegen Betrugs vor Gesicht stehen, taucht sie oft auf. Die Zeugen, die gestern gehört wurden, konnten es nicht schlüssig beantworten.

Von Gert Ungureanu

Hechingen/Balingen. Allerdings erhärtete sich am zweiten Verhandlungstag der Verdacht, dass über Jahre hinweg Leistungsnachweise manipuliert und Krankenkassen geprellt worden waren. Eine 59-jährige Heilpraktikerin und gelernte Arzthelferin, die sich bei dem Pflegedienst beworben hatte, war innerhalb von ein paar Tagen eingearbeitet und danach zu Früh- oder Spätdiensten eingeteilt worden. Ob sie die anderen Pflegekräfte kenne? Da seien ein paar junge Polen und Rumänen gewesen, "die waren sehr nett". An die Namen könne sie sich nicht mehr erinnern. Nach drei Monaten habe sie gekündigt. Die Arbeit sei sehr anstrengend gewesen.

Eine 23-Jährige hatte nach "zwei oder drei" Einlernungstagen ein paar Monate lang für den Pflegedienst gearbeitet und einen Wachkomapatienten in Empfingen betreut. Zu dem Zeitpunkt war sie noch Schülerin der Krankenpflegeschule. Das habe die Mutter des Gepflegten nicht wissen dürfen: "Sie wollte unbedingt qualifiziertes, ausgebildetes Personal." Sie habe so gut wie alles gemacht, einschließlich das Tracheostoma abgesaugt, was sie als Auszubildende gar nicht hätte tun dürfen. Sie habe sogar ihrerseits neue Pflegekräfte eingearbeitet.

Die Mutter des Patienten, die in dem Verfahren mitangeklagt ist, habe sich "einigermaßen ausgekannt" und ihren Sohn bis zu zehn Nächte im Monat selbst betreut. Die Geschäftsführerin habe dann jeweils ihr eigenes Kürzel eingetragen, aber nie selbst Dienst gemacht.

Schwierigkeiten gab es bei der Verständigung mit einem rumänischen Krankenpfleger, der den Wachkomapatienten und Patienten in einem Pflegeheim betreut hatte. 130 bis 140 Stunden im Monat habe er gearbeitet für zehn Euro pro Stunde. Sein Zeugnis habe er nach Tübingen geschickt, um es anerkennen zu lassen. Anerkannt sei es noch nicht. Auf die Frage, was er jetzt tue, erklärte er, dass er noch den Wachkomapatienten in Empfingen betreue. Wer "Irina Krankenschwester" sei, wisse er nicht.

Am 25. November sollen weitere Zeugen Licht ins Dunkel bringen.