Fotos: Engelhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Kleintierzüchter kämpfen gegen das Vereinssterben. Die Ostdorfer und Owinger zeigen, wie die Zukunft aussehen kann

Balingen-Ostdorf. Ein kleines Mädchen steht andächtig vor einem Käfig, in dem eines seiner Kaninchen sitzt. Sie streichelt das kleine Tier liebevoll, kann nicht glauben, dass ihr süßer Schnuffi nicht in die Wertung gekommen ist. Doch lange ist sie nicht traurig, gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder freut sie sich über dessen tolle Platzierung. Ein symbolträchtiges Bild: Erfreulich viele Nachwuchszüchter sind in der Festhalle und dem Ausstellungszelt zu sehen.

"Mehr als ein Drittel unserer Aktiven kommt aus dem Jugendbereich", sagt Harry Haug. Seit über 30 Jahren ist der heute 54-Jährige Vorsitzender der Ostdorfer Kleintierzüchter Z43. "Wir sind froh darüber, so eine breite Basis zu haben", sagt er, bei den Partnern aus Owingen sehe es ganz ähnlich aus.

In fast allen Kleintierzüchtervereinen gehen die Mitgliederzahlen seit Jahren zurück. Die Ostdorfer haben aus der Not eine Tugend gemacht und kooperieren seit mittlerweile einem Jahrzehnt mit den Kollegen aus Owingen. Und das mit Erfolg. Bei der Lokalschau am Sonntag waren 250 Tiere zu sehen, über 200 Besucher wurden gezählt.

Mit rund 120 Mitgliedern ist der Ostdorfer Kleintierzuchtverein Z43 einer der mitgliederstärksten im Kreisverband. Aktiv sind davon 16 Ostdorfer, sechs sind jünger als 18 Jahre. "Die meisten Züchter sind zwar im Alter zwischen 30 und 70 Jahre, aber unser Verein ist auf die gesamte Familie ausgerichtet", betont Haug und mag das Vorurteil nicht mehr hören, die Kaninchenzüchter seien ein Alt-Herren-Verein.

Die Ostdorfer und die Owinger kooperieren seit mittlerweile zehn Jahren. "Da es immer schwieriger wurde, eine attraktive Schau zu zeigen, haben wir uns einfach zusammengetan – und die Zusammenarbeit funktioniert prächtig", sagt Haug. Gemeinsam könne man eine breitere Palette an Tieren und Rassen präsentieren, das wiederum zieht mehr Besucher an. Ein Konzept, das vor einem Jahrzehnt noch gewagt war, mittlerweile aber von immer mehr Vereinen umgesetzt wird. Denn das Vereinssterben greift um sich, einige Interessensgemeinschaften gibt es nur noch auf dem Papier, andere sind ganz aus dem Vereinsregister verschwunden.

"Uns war schnell klar, dass man nur miteinander erfolgreich weitermachen kann – die Entwicklung hat uns zum Glück auch Recht gegeben. Das Miteinander ist heute wichtiger denn je", so Haug. Zwei Schauen stellen die beiden Vereine jedes Jahr auf die Beine, die Jungtierschau am ersten Septemberwochenende in Owingen und die Lokalschau in Ostdorf. "Wir helfen uns gegenseitig", erklärt Markus Kühne, seit zwei Jahren Haugs Stellvertreter und seit über 15 Jahren Zuchtwart in der Sparte Kaninchen. Sein Pendant im Bereich Geflügel ist Ernst Hoss.

Das Hobby Kleintierzucht sei keines, "das man eben mal so nebenher machen kann", sagt Harry Haug: "Wer sich dafür entscheidet, übernimmt Verantwortung und muss auch dranbleiben". Die meisten Züchter haben zwischen 30 und 50 Tiere, die jeden Abend gefüttert werden müssen. "Das nimmt ordentlich Zeit in Anspruch", bemerkt Markus Kühne – dazu kommt das regelmäßige Misten der Ställe. Nicht unterschätzen dürfe man zudem die unzähligen Vorschriften, die es mittlerweile zum Thema Tierzucht gebe. Regelmäßige Fortbildungen und Schulungen sind obligatorisch.

Aktuelle Informationen rund um die Zucht von Kleintieren gibt es in Ostdorf in den monatlichen Züchterversammlungen. Dort werden die nächsten Ausstellungen und aktuelle Zuchtthemen beredet. Aber auch Tierbesprechungen gibt es, bei dem ein externer Preisrichter erklärt, wie gewertet wird und was bei den Themen Pflegezustand und Rassenmerkmale zu beachten ist.

In den kommenden Wochen stehen jetzt gleich mehrere wichtige Ausstellungen an. Die Balinger volksbankmesse ist am 12./13. November Schauplatz der Kreisschau, bei der sich die Kreisverbände Geflügel und Kaninchen gemeinsam präsentie-ren: Eine Großveranstaltung, die es wahrlich in sich hat und nur alle zwei Jahre stattfindet. Bei der Hohenzollernschau werden nach bisherigem Stand an die 900 Tiere zu sehen sein.

Während die Auszeichnungen auf Kreis-, Landes- und Bundesebene noch ausstehen, haben die Ostdorfer ihre besten Züchter bereits gekürt: In der Sparte Geflügel wurde Thomas Weisser Vereinsmeister (Kastilianer) und sicherte sich auch Platz zwei mit Niederrheiner birkenfarbig. Dritter wurde Heinrich Lorkowski mit seinen Tauben Elsterpurzler rot. In der Sparte Kaninchen wurde Stefan Frommer (Schwarzgrannen) Vereinsmeister vor Klaus Schairer (Lohkaninchen schwarz) und der ZG Schneiderhan (Lohkaninchen havannafarbig). Jugendvereinsmeister wurde die ZG Kühne/Schnake (Zwergwidder perlfehfarbig), Zweiter Philipp Engelhardt (Hasenkaninchen lohfarbig schwarz). Bei der Vergleichsschau setzten sich die Ostdorfer gegen die Owinger durch. Unter Freunden.