Wing Tzun: Cengiz Düzgören ist Master
Training und Seminare in den USA und in Mexiko haben sich gelohnt: Cengiz Düzgören ist jetzt "Master of Wing Tzun". Und nebenbei hat der 37-jährige Balinger auch die "Stadt der Engel", Los Angeles, von einer Seite kennengelernt, die der normale USA-Tourist kaum zu Gesicht bekommt.
Balingen. Er weiß, dass es hierzulande viele "selbsternannte Großmeister" gibt: "Sie haben Youtube-Videos gesehen, einen Crashkurs belegt oder einen Titel gekauft und eröffnen eine Schule." Er selbst habe seit Jahren bei Emin Boztepe, dem Gründer der Ebmas-Wing-Tzun-Schule, Unterricht bekommen – und jetzt, nach einer mehrstündigen theoretischen und praktischen Prüfung in Antalya, den Master-Titel.
"Das ist der fünfte Praktiker-Grad, der fünffache Schwarzgurt", sagt Düzgören. "Den Titel darf nur ein international anerkannter Großmeister verleihen."
Wing Tzun – einer von rund 200 verschiedenen Kung-Fu-Stilen, im vergangenen Jahrhundert von einer Shaolin-Nonne entwickelt – sei etwas ganz anderes als das, was man aus den Martial-Arts-Filmen mit den akrobatisch fliegenden und schlagenden Mönchen kennt. "Das ist Show", sagt er. 1995 habe er Wing Tzun kennengelernt – und sofort gewusst, dass es das war, was er machen wollte. Seit 15 Jahren unterrichtet er es hauptberuflich im eigenen Studio – Frauen-, Kinder- und Jugendgruppen. "Es ist die effektivste Kampfkunst für die Straße, eine Selbstverteidigung, die alles beinhaltet", sagt er.
Früher sei es eine "Geheimwaffe" gewesen, das Wissen sei nur an enge Familienmitglieder oder Verwandte weitergegeben worden. Darin stecke viel Philosophie, und es habe auch eine sportliche Seite. "Unabhängig von Geschlecht, Körperkraft, Alter und Gewicht lernt man, sich mit wenigen gezielten Schlägen aus einer gefährlichen Situation zu befreien und den Gegner kampfunfähig zu machen. Es gibt keine Regeln."
Seit einigen Jahren ist Düzgören "Sifu". Das bedeute so viel wie "Vater", erklärt er: "Ich bin ›Wing-Tzun-Papa‹." Auch den Titel dürfe nicht jeder tragen, "nur Leute, die eine Vorbildsfunktion haben und etwas können".
Dass er jetzt der Einzige in der ganzen Umgebung ist, der den Master-Titel hat, macht ihn ein wenig stolz. "Damit habe ich den kämpferischen Teil meiner Ausbildung abgeschlossen." Einiges werde sich jetzt für ihn ändern: "Ich bekomme ständig Anfragen auf Facebook oder per E-Mail, ich werde jetzt mehr Seminare geben, weltweit. Und ich werde zu Autogrammstunden und Fotoshootings eingeladen."
Während seines USA-Aufenthalts bei Großmeister Boztepe, der einen festen Wohnsitz in Los Angeles und einen weiteren in Istanbul hat, stand freilich nicht nur Training und Wing Tzun auf dem Programm: "Wir sind mit Harleys auf dem Highway durch die Gegend getuckert, sind in der Bar von Al Pacino gesessen und haben rein zufällig auch Mickey Rourke getroffen", sagt Cengiz Düzgören. Der Hollywoodstar sei ganz locker gewesen: "Hallo, schön, dich kennenzulernen."
In Balingen sei Düzgörenderzeit gefragt, sagt er: Er habe bereits Mitarbeiter betreut und Seminare "für Körper und Geist" gegeben. Zur "Feier des Tages", weil er jetzt den Master in der Tasche hat, will er ein kostenloses Seminar in Balingen anbieten – am Sonntag, 25. September, von 14 bis 17 Uhr in seinem Studio in der Jakob-Beutter-Straße. Kommen könne jeder, der sich in Sachen Selbstverteidigung stärken möchte, sagt er. Er weiß: "Derzeit haben viele Angst, sind verunsichert. Ich gebe ihnen etwas mehr Selbstvertrauen."
