Genie und Wahnsinn, von Benno Lehmann (links) und Dominik Horwitz großartig umgesetzt. Foto: Thiercy Foto: Schwarzwälder-Bote

Benno Lehmann und Dominik Horwitz brillieren in der Stadthalle

Balingen. "Schwarz. Schwarz." Und Schweige. Nach den letzten Worten von Dominik Horwitz verharrten die Zuschauer völlig gebannt vom Theaterstück "Rot". Erst dann brach tosender Applaus los.

Horwitz und Benno Lehmann waren atemlos, ausgelaugt und wurden von den Fans in der Balinger Stadthalle gefeiert.

"Hier wird gearbeitet, das ist kein gemütliches Kaffeekränzchen", weist der Maler Mark Rothko seinen Assistenten Ken zurecht. Und das ist es auch keineswegs, was Dominik Horwitz und Benno Lehmann auf die Bühne brachten. "Rot", vielfach ausgezeichnetes Theaterstück, zeigt den manisch-depressiven Maler quasi im Sturzflug. Über anderthalb Stunden menschlicher Zerfall, Whiskey, Zigaretten, Zweifel und Ängste. Horwitz spielte den Rothko nicht nur, er war auf der Bühne jener Expressionist, der sich 1970 in seinem Atelier umbrachte.

Genie und Wahnsinn eng beieinander, mit jeder Faser dargestellt von Horwitz, der selbst glühte wie jene Gemälde, die Rothko einst schuf, schaffen wollte, vermeintlich scheiterte.

Auf der anderen Seite der junge Benno Lehmann in der Rolle des Ken. Erst ein blasser, fast schüchterner Assistent, der immer mehr aus sich heraus kommt. Zaghaft zu Beginn, am Ende so kraftvoll wie die neue Zeit, mit der der alternde Meister nicht klar kommen kann und will. Überzeugt und zweifelnd, stark und schwach, Angst machen und ängstlich – beide Figuren im stetigen Widerspruch miteinander, mit sich selbst und den eigenen Geistern. Lehmann und Horwitz raumfüllend, ein theatralischer Sturm über Erfolg und Scheitern, Sinn und Suche. Ja, die Mimen haben hart gearbeitet, wie die Figuren im Stück es vorschreiben. Sind am Schluss außer Atem. Wie so mancher Zuschauer im leider nicht voll besetzten Saal, der sich mitreißen ließ von diesem ungeschützten, hoch konzentrierten Spiel und einer Geschichte, die nur scheinbar banal ist.

Mark Rothko nimmt den Auftrag an, für das "Vier Jahreszeiten" in New York eine Bildserie zu schaffen. Zu Beginn stellt er Ken ein, einen in seinen Augen einfältigen Assistenten. Der aber malt selbst. Reflektiert und verwirft die Thesen des Meisters, schlägt Rothko mit dessen eigenen Mitteln. Wird vom blassen Farbanrührer zum starken Gegenpart, erträgt die Schläge Rothkos und begehrt auf. Wirft Rothko einen monumentalen Selbstbetrug vor. Und der, manisch-depressiv und in allen Facetten genial dargestellt von Horwitz, nimmt sich das Leben.