Immer mal wieder von Hochwasser betroffen: Die Anwohner der Erlenstraße in Erzingen. Der Ortschaftsrat drängt nun auf bessere Schutzvorkehrungen für den Ort. Foto: Wagener Foto: Schwarzwälder-Bote

Ortsvorsteher Sauter regt Frühwarnsystem und Rückhalteflächen an / Zusätzlich Gefahr durch Ölschieferabbau?

Von Steffen Maier

Balingen-Erzingen. In immer kürzeren Abständen wird Erzingen von Hochwasser heimgesucht. Zuletzt standen zu Beginn des Jahres Teile der Erlenstraße unter Wasser. Nun mahnt Ortsvorsteher Manfred Sautter einen bessern Schutz für den Orteil an.

Insbesondere nennt Sautter zwei mögliche Vorkehrungen, die in Absprache mit dem Ortschaftsrat und der Feuerwehr erarbeitet worden seien. So solle zum einen – ähnlich wie in Balingen – ein Frühwarnsystem eingeführt werden. Die gefährdeten Anwohner, insbesondere in der Erlenstraße, könnten dadurch rechtzeitig gewarnt werden, beispielsweise telefonisch über die Feuerwehr, um geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

Die zweite Vorkehrung ist weit größerer Natur: Nach Meinung von Ortsvorsteher Sautter und des Ortschaftsrats sollte die mögliche Gefahrabwehr durch Zurückhalten größerer Wassermassen auf Flächen vor Erzingen unbedingt untersucht werden. Die derzeit ins Auge gefassten Vorhaben gingen dabei aus Erzinger Sicht nicht weit genug.

So sei zwar von der Stadtverwaltung geplant, die zwischen Erzingen und Endingen ebenfalls immer wieder auftretende Fluten der Steinach und des Brühlbachs auf Grünlandflächen im Gewann "Werten" durch einen Damm zu stauen, um so auch in Balingen die Eyach zu entlasten. Nur nütze dies dem Ort Erzingen eigentlich nichts.

Starke Regenfälle speisen, so Sautter, vor allem die westlich von Erzingen verlaufenden Gewässer Katzenbach, Riedbach und Bontalbach (einschließlich Aischbach und Altsieglenbach). Sie führen das Wasser zusammen in den Brühlbach kurz vor Erzingen nahe der Kreisstraße. Dieser könne die Wassermassen nicht mehr aufnehmen, deshalb komme es im Bereich der Ortslage entlang des Brühlbaches bis einschließlich der Geischberghalle zu starken Überschwemmungen auch der Erlenstraße. Um das zu verhindern, sollte die Stadt aus Erzinger Sicht Schutzmaßnahmen – beispielsweise Anlegung von Rückhalteflächen beim Ried-, Katzen- und Bontalbach – prüfen.

Die Erzinger sehen zudem weitere mögliche Hochwasser-Gefahrenquellen: Neue Baugebiete in Dotternhausen und Dormettingen sorgten auch zukünftig für immer mehr und immer schneller nach Erzingen kommendes Wasser. Eine ganz große Gefahr sieht man in Erzingen auch durch den Abbau des Ölschiefers in Dormettingen. "Während heute viel Oberflächenwasser in den land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen versickert und zurückgehalten wird, ist zu befürchten, dass dies mit dem Abbau des Ölschiefers nicht mehr so ist", so Sautter. Man könne davon ausgehen, dass das dort anfallende Wasser sehr schnell den Weg in den Ried- und Bontalbach suchen müsse. Die Stadtverwaltung sollte nach Meinung der Erzinger deshalb umgehend Einsicht in die Abbaupläne des Zementwerks nehmen, um Klarheit zu erhalten, wie die Wasserabflüsse zukünftig gestaltet werden.

Die Eisenbahnlinie Balingen-Schömberg biete vom Geischberg bis zum Biotop beim Schafhaus einen Damm, der bei starken Regenfällen bis oben gefüllt gerade noch anfallendes Wasser der östliche Gemarkung zurückhalten kann. Der westliche Gemarkungsteil von Erzingen und die landwirtschaftlichen Flächen, Wohn- und Gewerbeflächen sowie das Abbaugebiet von Dotternhausen und Dormettingen würden wohl in Zukunft vom Brühlbach nicht mehr zu verkraften sein, so Sautter weiter.

Eduard Köhler vom städtischen Tiefbauamt sagt zu den Forderungen, dass man diese nun im Zusammenhang mit den Plänen für den Damm zwischen Endingen und Erzingen "prüfen" werde. Ebenfalls untersucht werde derzeit, so Köhler weiter, speziell für Endingen ein zusätzliches Rückhaltebecken für den Wettbach. Die Untersuchungen, was für Endingen und was für Erzingen sinnvoll und machbar sei, könnten vielleicht noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Geduld werde aber danach noch gefragt sein, so Köhler: Mit der Wasserwirtschaftsverwaltung des Regierungspräsidiums Tübingen müssten dann die konkreten Vorhaben besprochen werden – ganz abgesehen davon, dass Grundstücksfragen geklärt und auch die Finanzierung besprochen werden müsse. Aus eigener finanzieller Kraft könne die Stadt alle Maßnahmen wohl nicht stemmen, da sei man auf Zuschüsse angewiesen.